[648] Scholastiker (»doctores scholastici«) heißen zuerst die Lehrer der »sieben freien Künste«, dann der Theologie und Philosophie des christlichen Mittelalters seit dem 9. Jahrhundert, soweit sie mit den von der griechischen Philosophie (besonders der Aristotelischen) gelieferten Denkmitteln die Kirchenlehre logisch zu begründen und zu befestigen suchen. Ihre Methode ist vorwiegend definitorisch, syllogistisch, deduktiv, ihr Denken bewegt sich meist im Begrifflichen, Abstrakten, das vielfach vergegenständlicht wird. Neben den christlichen gibt es auch arabische und jüdische Scholastiker. Vertreter der Frühscholastik und ihrer Nebenströmungen (9. – 13 Jahrh.) sind Eric und Remigius von Auxerre, Gerbert, Fulbert, Berenger von Tours u. a., ferner der Nominalist Roscelinus und der Begriffs-Realist Wilhelm von Champeaux (Der »Universalienstreit« spielt in der Scholastik eine große Rolle), Anselm von Canterbury, Abälard, Petrus Lombardus, die platonisierenden Scholastiker Bernhard und Thierry von Chartres, Bernhard von Tours, Wilhelm von Conches, Adelard von Bath u. a., dann Walter von Mortagne, Gilbertus Porretanus, Johannes von Salisbury, Alanus ab insulis u. a., ferner Michael Psellus, Georgius Pachymeres, Gregorius Palamas u. a., die Araber Alkendi, Alfarabi, Avicenna, Algazel, Avempace, Abubacer, Averroës u. a., die Juden Saadja, Avicebron (Ibn Gebirol), Jehuda ha-Levi, Maimonides u. a. Den Höhepunkt der Scholastik bedeuten (13. – 14. Jahrh.) Dominicus Gundissalinus, Alexander von Hales, Wilhelm von Auvergne, Robert Greathead, Michael Scotus u. a., besonders aber Albert der Große, Thomas von Aquino (s.d.), Duns Scotus, Wilhelm von Occam, Roger Bacon, ferner Heinrich von Gent, Richard von Middletown, Siger von Brabant, Petrus Hispanus, Raymundus Lullus u. a. Vertreter der späteren Scholastik sind Vasquez, Cajetanus, Suarez, Biel u. a. (s. unter Thomas die Neoscholastiker).
Vgl. Beiträge zur Geschichte der Philos. d. Mittelalters, Texte und Untersuchungen, hrsg. von BAEUMKER, 1891 ff. – Les philosophes du moyen-âge. Textes et études, hrsg. von M. DE WULF, 1902 ff. – HAURÉAU, Histoire de la philos. scolastique, 1872 ff. ; De la philos. scolast., 1850; Notices et extraits de quelques manuscrits latins, 1890 ff. – PRANTL, Gesch. d. Logik. – STÖCKL, Gesch. d. Philos. des Mittelalters, 1864-66. – M. DE WULF, Histoire de la philos. médiévale, 1900; 4. A. deutsch in Vorbereitung; Histoire de la philos. scolast. dans les Pays-Bas, 1895; Hist. de la philos. en Belgique, 1910; Introd. à la phil. néo-scol., 1904. – WILLMANN, Gesch. d. Idealismus II. – K. WERNER, F. Suarez u. d. Scholastik der letzten Jahrhunderte, 1861; Die Scholastik des späteren Mittelalters, 1881 ff. – ENDRES, Geschichte der mittelalterl. Philos. im christl. Abendlande, 1908. – BAEUMKER, D. europ. Philos. d. Mittelalters (Kult. d. Geg. I, 5).