Cäcilia

[98] Cäcilia, heilige, war der Legende zufolge eine römische Jungfrau von edler Herkunft, die, heimlich zum christlichen Glauben bekehrt, das Gelübde fortwährender Jungfräulichkeit gethan hatte, da sie nur Christi Braut sein wollte. Als ihre heidnischen Eltern, die von dem Gelübde nichts wussten, sie einem vornehmen römischen Jüngling Valerianus zur Frau bestimmten, rief sie, während die Hochzeitsmusik erklang, im Stillen Gott an und bekam dadurch die Kraft, den Valerian und seinen Bruder Tiburtius zum Christentum zu bekehren; dieselben wurden jedoch, da sie sich mit Eifer den Werken christlicher Liebe widmeten, auf Befehl des Präfekten enthauptet, Cäcilia dagegen zuerst in ein glühend heisses Bad gebracht und, da dieses sie nicht verletzte, zur Enthauptung verurteilt. Dreimal versuchte es der Henker, ohne dass es ihm gelang, und erst nach drei Tagen starb sie infolge der ausgestandenen Märtyrerleiden im J. 230. Einer spätern Legende des 14. Jahrh. zufolge soll sich Cäcilia, bevor sie zum Tode geführt wurde, die Gnade erbeten haben, noch einmal die Orgel zu spielen und dazu das Lob Gottes zu singen, am Schluss des Gesanges aber selbst das Orgelwerk zertrümmert haben, damit es nie zu unheiligen Zwecken missbraucht werde; auf dem Wege zur Gerichtsstätte habe sie endlich[98] durch ihren heiligen Gesang den Henker selbst bekehrt. Früh wurde die heil. Cäcilia in die Zahl der grossen Heiligen und Märtyrer aufgenommen. Ihr Attribut ist die Orgel, deren Schutzpatronin wie diejenige der Musik überhaupt sie ist.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 98-99.
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