Rauchgefässe

[819] Rauchgefässe, thuribulum, turabulum, thymiaterium, waren schon in der vorchristlichen Zeit als Opfergefässe im Gebrauch. Der Weihrauch versinnbildlicht die zum Himmel aufsteigenden Gebete. Die Kirche unterscheidet schon früh, wenigstens vom 11. Jahrhundert an, das grosse, meist zur Seite des Altars feststehende und das kleine, tragbare Rauchffefäss. Beide sind metallen, von Silber, Kupfer, später auch von Messing oder Eisen, mit oder ohne Vergoldung. Der Deckel ist durchbrochen, um dem Rauch den Durchgang zu gestatten. In j ihrer Form weichen sie sehr von einander ab. Während das letztere durchweg die tiefe Beckengestalt beibehielt, wie verschieden auch sein Zierrat sein mochte, richtete sich; die Gestalt des ersteren nach dem jeweiligen Geschmack des Künstlers oder nach dem herrschenden Zeitgeschmack oder Baustil überhaupt. Die ursprüngliche Kugelform machte einem turmartigen Gebilde Platz, das oft in künstlerischer Arbeit die verschiedensten Ecktürmchen, Giebelwändchen, Strebepfeiler, Spitztürmchen, Fialen- und Nischenwerk in sich vereinigte und mit allerlei ausgeschnitzten Figuren geziert war. Aber auch verschiedene Tiere liehen dem Künstler ihre Formen zur Darstellung dieses Gefässes. So soll Willigis, der Erzbischof der Domkirche zu Mainz, zwei silberne Rauchgefässe geschenkt haben, die einen Kranich in natürlicher Grösse dargestellt haben. Der Rauch stieg aus dem geöffneten Schnabel der Vögel.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 819.
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