Scylla [1]

[2180] SCYLLA, æ, ( Tab. XXIX.) des Nisus, Königs zu Megara, Tochter, verliebte sich in den König Minos, als er solche Stadt belagert hielt. Weil nun so wohl deren Erhaltung, als ihres Vaters Leben auf ein purpurfarbenes Haar ankam, welches solcher unter andern auf dem Haupte hatte, so schnitt sie es ihm im Schlafe ab und spielete damit dem Minos die Stadt in die Hände. Allein, dieser hatte einen Abscheu vor dergleichen That, und wollte daher von der Scylla und ihrer Liebe nichts wissen, sondern fuhr, ungeachtet ihres Klagens, wieder davon. Weil sie sich aber fest an das abgehen de Schiff anhielt, und endlich im Wasser hätte ersaufen müssen, so verwandelten sie die Götter in eine Lerche, den Vater aber in einen Sperber, welcher daher den Lerchen noch aufsätzig ist. Ovid. Metam. VIII. ab init. & Lact. Plac. Narrat. l. VIII. Fab. 1. Andere wollen, daß sie in den Fisch Ciris verwandelt worden, wie der Vater in einen Meeradler, der daher besagtem Fische insonderheit nachgeht. Hygin. Fab. 198. Einige melden, Minos selbst habe sie ersäufen, Pausan. Cor. c. 34. p. 150. & Tzetz. ad Lycophr. v. 650. oder gar an den Mastbaum seines Schiffes aufhängen lassen. Zenodor. ap. Banierium ad Dial. XV. P. II. p. 119. Dess. Erl. der Götterl. IV B. 409 S. Ihre Verwandlung soll sich auch nur auf eine doppelte Zweydeutigkeit gründen, die aus dem Griechischen und Ebräischen entstanden. Denn Ciris kömmt von κειρεῖν, scheeren, und Nisus von dem ebräischen Nez, ein Sperber, Banier a. a. O. Man verwechselt sie oft mit der vorhergehenden.[2180] Tzetz. ad Lycophr. v. 650. Cf. Heins. ad Ovid. Heroid. I Sabini. 33.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2180-2181.
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