Theagenes

[2331] THEAGENES, is, Gr. Θεαγένης, ους, aus Thasus, des Timosthenes, oder des Herkules Sohn, der ihn in des Timosthenes Gestalt mit dessen Frau soll gezeuget haben. Als er kaum neun Jahre alt war, so ergriff er die Bildsäule eines gewissen Gottes, die auf dem Markte stund, und trug sie nach Hause. Der Pöbel wollte ihm deswegen zu Leibe gehen: ein alter angesehener Mann aber widerrieth es, und befahl nur dem Knaben, die Bildsäule wieder an ihren Ort zu tragen, welches er auch that. Er erhielt darauf bis anvierzehnhundertmal den Preis in den olympischen, pythischen, isthmischen, nemeischen und andern Kampfspielen wodurch er sich aber so viele Feinde zuzog, daß einer derselben nach dessen Tode dessen Bildsäule alle Nacht peitschete. Da nun solche ungefähr umfiel, und denselben erschlug, so klagten dessen Söhne sie, wegen begangenen Mordes, an, da sie denn nach Drakons Gesetzen deshalber ins Meer geworfen wurde. Allein, nicht lange darnach befiel das Land eine große Unfruchtbarkeit. Die Thasier zogen das Orakel deswegen zu Rathe, welches ihnen befahl, sie sollten die Vertriebenen zurück rufen. Sie thaten solches, allein, die Unfruchtbarkeit wollte noch nicht nachlassen. Sie befragten es also ferner, und da sagte ihnen solches klärlich, sie hätten noch nicht an den Theagenes gedacht. Hieraus verstunden sie nun wohl, daß sie dessen Bildsäule wieder an Ort und Stelle schaffen sollten: sie wußten aber keinen Rath dazu. Von ungefähr zogen einige Fischer dieselbe mit ihren Netzen ans Land. Sie setzeten sie also nicht nur an ihre vorige Stelle, sondern erwiesen ihr auch göttliche Ehre, welches denn nach der Zeit [2331] noch andere Städte mehr thaten. Pansan. Eliac. post. c. 11. p. 363.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2331-2332.
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