[10] 2SS. Abramius (Abrahamius), Erem. et Maria. (16. März, al. 29. Okt.) Der hl. Abramius wurde zu Chidane in Mesopotamien, bei Edessa, von begüterten Eltern geboren. Nach Bollandus, Papebroch und Pazi soll er am Hellespont und lange nach dem hl. Ephräm, nämlich um die Mitte des 6. Jahrhunderts, gelebt haben; allein J. Assemani hat sie gründlich widerlegt, indem er auf eine Chronik von Edessa hinwies, wornach unser Heiliger zu Chidan (Chidane) in Mesopotamien geboren wurde und um das Jahr 356, also gleichzeitig mit dem hl. Ephräm († 378) noch gelebt hat. Wider Willen mit einer Jungfrau von den seltensten Eigenschaften verlobt, ging er am Hochzeittage heimlich davon und verschloß sich in einer einsamen Zelle, 2 Stunden von Edessa. Hier fanden ihn nach 17 Tagen seine Verwandten und boten Alles auf, ihn in die Welt zurückzubringen; allein er blieb unbeugsam und betheuerte, nie mehr in Gemeinschaft mit der Welt leben zu wollen. Nach ihrer Entfernung ließ er seine Zelle gänzlich vermauern, bis auf ein kleines Fenster, durch welches er die nöthigen Lebensmittel bezog, und lebte daselbst 12 Jahre lang in gänzlicher Abgeschlossenheit. Indeß breitete sich der Ruf von seiner Heiligkeit immer mehr aus, und Viele kamen herbei, seine Reden zu hören und an seinem Beispiele sich zu erbauen. Bei der Stadt Edessa war ein Marktflecken, dessen Bewohner hartnäckig am Götzendienste hingen. Dahin ward er vom Bischof der Stadt, der ihn zum Priester geweiht hatte, gesendet, das Evangelium zu predigen. Drei Jahre wirkte hier Abramius unter vielen Mühen und Leiden, ohne besondern Erfolg, bis sie sich endlich bekehrten und zum Christenthum wandten. Die hl. Maria, welche am nämlichen Tage mit ihm verehrt wird und eine Tochter seines Bruders war, nahm er in ihrem 7. Jahre zu sich und erzog sie in der Furcht und Ermahnung des Herrn. Allein der Satan bediente sich eines schlechten Menschen, sie zum Falle zu bringen, worauf sie die Flucht ergriff und einem liederlichen Lebenswandel nachging. Zwei Jahre darauf fand sie der hl. Abramius in einem Schandhause zu Asso in Troas und ruhte nicht eher, bis sie sich zur Rückkehr entschloß. Zur Zelle ihres Oheims zurückgekehrt, verbrachte sie 15 Jahre in Buße und gottseligen Uebungen, und starb endlich den Tod der Gerechten. Der hl. Ephräm, der sie vor ihrer Beerdigung noch sah, sagt, ihr Angesicht habe in Herrlichkeit zu strahlen geschienen, und eine Schaar himmlischer Geister habe ohne Zweifel ihre Seele in die seligen Wohnungen hinübergetragen. Abramius überlebte seine Nichte nur noch 5 Jahre und starb im 70. Jahre um 360 n. Chr. Der Name der hl. Maria steht in den griechischen, jener des hl. Abramius aber nicht nur in den griechischen, sondern auch in den lateinischen und koptischen Kalendern. Bei den Griechen werden Beide am 29. Okt. verehrt. Der hl. Abramius wird dargestellt in der Kleidung und Umgebung eines Einsiedlers, in Felle gekleidet.
Heiligenlexikon-1858: Abramius, S. (3) · Abramius, S. (1)