[193] 26S. Andreas Avellinus, Conf. (10. Nov.) Der hl. Andreas Avellinus, der bis [193] zur Ablegung seiner Gelübde im Theatinerorden Lancelot hieß, erblickte im Jahre 1521 zu Castro-Nuovo, einer kleinen Stadt des Königreichs Neapel, das Licht der Welt und trat, um Gott ganz zu leben und den Gefahren der Welt, deren er mehrere hinsichtlich der Keuschheit zu bestehen hatte, zu entgehen, in den geistlichen Stand. Seine Eltern schickten ihn daher, um die bürgerlichen und geistlichen Rechte zu studiren, nach Neapel, wo er den Doctorgrad erhielt und zur Priorwürde erhoben wurde. Als ihm einst bei einer geistlichen Vertheidigung (vor dem geistlichen Gerichte »in foro duntaxat ecclesiastico«, wie es im römischen Brevier heißt) in einer wenig bedeutenden Sache eine Unwahrheit entkommen war, machten die Worte »ein Lügenmund tödtet die Seele« (Weish. 1, 11.), die er bald darauf zufällig in der hl. Schrift las, solchen Eindruck auf ihn, daß er für immer diesen öffentlichen Geschäften entsagte, um sich einzig der Buße zu widmen. Vom damaligen Erzbischofe von Neapel zum Beichtvater von Klosterfrauen bestellt, leuchtete er ihnen nicht blos durch sein hl. Beispiel voran, sondern ertrug auch die Verfolgungen, die er wegen dieses Amtes zu erduldenhatte, mit Gleichmuth. Immer mehr vom Verlangen gedrängt, der Welt ganz zu entsagen, trat er endlich unter die Theatinerkleriker und zog sich im Jahre 1556 in ihr Haus zu Neapel zurück, wo er aus inniger Liebe zum hl. Kreuze sich von den Obern den Namen Andreas erbat. Seine ausgezeichneten Tugenden erwarben ihm die Verehrung der größten Männer seiner Zeit, wie z.B. die eines hl. Karl Borromäus. Da ihm nichts so sehr am Herzen lag als die Verbesserung der Geistlichkeit, that er Alles, um unter ihnen wieder jenen Geist zu beleben, von dem die Apostel beseelt waren. Er ward auch an verschiedene Orte berufen, um daselbst Häuser seiner Genossenschaft zu errichten. Endlich wurde Andreas, von Arbeiten erschöpft und durch Alter entkräftet, am Fuße des Altares, als er eben die hl. Messe anfing, vom Schlagflüsse befallen. Er wiederholte zwar dreimal die Worte: »Introibo ad Altare Dei ...«, konnte aber nicht fortfahren. Man ertheilte ihm die hl. Wegzehrung und die letzte Oelung, dann entschlief erruhig im Herrn am 10. Nov. 1608, in seinem 88. Lebensjahre. Seine sterbliche Hülle wird zu Neapel in der Theatinerkirche zum hl. Petrus aufbewahrt. Andreas Avellinus wurde sechszehn Jahre nach seinem Tode (1624) vom Papste Innocenz X. »selig« gesprochen und von Clemens XI. im Jahre 1712 in das Verzeichniß der »Heiligen« aufgenommen. Sicilien und die Stadt Neapel erwählten ihn zu ihrem Patrone. Von ihm sind mehrere Werke über gottselige Gegenstände vorhanden, die in den Jahren 1733 und 1734 zu Neapel in 5 Quartbänden gedruckt erschienen. – Sein Name steht sowohl im allgem. Mart. Rom. als auch in dem für den Orden des hl. Benedictus am 10. Nov., in dem für den Predigerorden aber am 26. Nov. Im röm. Brevier ist sein Fest am 10. Nov. und zwar ritu semidupl. für die allgemeine Kirche, dagegen für Italien, Sardinien und die anliegenden Inseln ritu dupl. (But.)