Andronicus, SS. (1)

[202] 1SS. Andronicus et Junias (Junia), Apost. (17. Mai). Griech. Ανδρόνικος = Männerbesieger. – Die hhl. Andronikus und Junias, oder Junia (welch' letztere von Einigen für die Frau des hl. Andronikus gehalten wird) werden bei den Griechen auf vorzügliche Weiseverehrt. Der hl. Apostel Paulus erwähnt ihrer in seinem Sendschreiben an die Römer (16, 7.), indem er schreibt: »Grüßet den Andronikus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen, welche angesehen sind unter den Aposteln (in Apostolis), die auch vor mir in Christo waren.« Er nennt sie seine »Verwandten«, wahrscheinlich weil sie wie er aus dem Judenthum waren, indem er gewöhnlich (und auch im Briefe an die Römer) die Juden seine Brüder, seine »Verwandten dem Fleische nach« nennt (9, 3.); ferner heißt er sie »Mitgefangene«, nicht weil sie zugleich mit ihm im Gefängnisse waren, sondern weil sie wie er früher einmal in der Gefangenschaft sich befanden. Er legt ein gutes Zeugniß von ihrem Eifer ab, wenn er weiter von ihnen sagt, »sie seien angesehen unter den Aposteln«, (nobiles in Apostolis), womit er zu verstehen gibt, sie seien ausgezeichnet im Apostolat, wie sie denn auch wirklich nach der Geschichte überaus thätig waren in der Verkündung des Evangeliums und Tausende zu demselben bekehrt haben sollen. Endlich sagt er von ihnen, »sie seien vor ihm in Christo gewesen«, was so viel heißt als sie haben vor ihm an Christus geglaubt und seien ihm angehangen, wie denn auch die Väter darin übereinkommen, daß sie, wenigstens Andronikus, der Zahl der 72 Jünger Christi angehört haben. Der Leib des hl. Andronikus kam wahrscheinlich nach Konstantinopel, wo auch ihm zu Ehren eine Kirche erbaut wurde. Nach den Worten des Apostels, die wir oben angeführt haben, möchte man mit den neueren Auslegern der Ueberzeugung werden, Junias sei ein Mann gewesen; allein die älteren (besonders griechischen) Ausleger sind für eine Frauensperson, und unter diesen vorzüglich der hl. Joh. Chrysostomus, welcher sich wundert, wie eine Frau so den apostolischen Arbeiten sich [202] habe widmen können, daß sie den Namen eines Apostels verdiente. Sie lebten und starben im ersten Jahrhundert.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 202-203.
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