[239] SS. Ansuerus (Answerus) et Socii, MM. (15. Juli). Altd. von Ans d.i. Genosse, Gefährte, und wer d.i. der Mann, = der männliche Genosse; oder Wer d.i. Krieg = Kriegsgenosse. – Der hl. Ansuerus stammte aus vornehmem Geschlechte in Schleswig ab und hatte zum Vater einen gewissen Oswald, der Herr von Schleswig war, und zur Mutter eine gewisse Agneta (oder Agnes). Mit 15 Jahren verließ er sein Vaterhaus und begab sich in das Kloster des hl. Georg zu Ratzeburg im Mecklenburgischen, wo er sich so sehr durch seinen Eifer in den Wissenschaften und durch seine Frömmigkeit auszeichnete, daß er zum Abte erwählt wurde. Es war ihm aber nicht genug, Gott in der Einsamkeit zu dienen, sondern er wollte auch seinen Mitmenschen nützlich werden; darum zog er mit seinen Brüdern aus, in derselben Gegend, die noch tief im Heidenthume versunken lag, das Evangelium zu predigen. Seine Bemühungen waren vom besten Erfolge begleitet, erregten aber den Groll der Götzendiener, welche eine schreckliche Verfolgung der Christen anstifteten. Die älteren Geschichtschreiber, wie z.B. Adam von Bremen u.s.w. berichten, daß im 11. Jahrhundert von den heidnischen Völkern der Slaven und Wenden aus tödtlichem Hasse gegen das Christenthum in der Gegend von Ratzeburg viele Christen um des Glaubens willen gemartert und getödtet wurden. Unter diesen war der hl. Ansuerus mit 30 (nach Andern mit 28) Mönchen. Er wurde mit seinen Gefährten ergriffen und gesteinigt. Als er mit seinen Brüdern auf dem Platze der Hinrichtung angelangt war, bat er die Henker, ihn den Tod zuletzt erleiden zu lassen, da er lieber den Tod seiner Brüder mitansehen wolle, als daß sie ihn zuerst hinrichten sähen. Er hatte dabei noch ein anderes Motiv. Er fürchtete nämlich, die Seinigen möchten beim Anblick der Marter vom Glauben abfallen; um sie nun zur Ausdauer zu ermuntern, wollte er zuletzt gesteinigt werden. Zu gleicher Zeit wurden viele Andere, Geistliche und Weltliche, Mönche und Jungfrauen etc. getödtet. Die Zeit, wann diese Christenverfolgung stattfand, wird verschieden angegeben. Die Einen setzen sie in das J. 1065, die Andern 1064. Baronius, dem Mabillon beistimmt, ist der ersten Meinung zugethan; Pagi aber, welcher kritische Bemerkungen zu den Annalen des Baronius herausgegeben, für die andere; die Bollandisten jedoch weisen gründlich nach, daß diese Verfolgung im J. 1066 wider die Christen wüthete. Der Leichnam des hl. Ansuerus, der durch ein Wunder unter den Uebrigen kenntlich gemacht worden war, wurde in einer steinernen Krypte des Klosters, dem er vorgestanden, begraben, die übrigen aber am Orte der Steinigung verscharrt. Als aber am Grabe des Heiligen ein Blinder das Augenlicht erhielt, wurde er vom sel. Evermodus, welcher der (erste) Bischof von Ratzeburg war, und am 17. Febr. verehrt wird († 1178), feierlichst in die Kirche (Domkirche) dieser Stadt übertragen. Der hl. Ansuerus mit seinen Gefährten hatte ehemals in der Kirche von Schleswig ein eigenes Officium mit eigenen Antiphonen etc. Nachdem er unter Zustimmung des Papstes vom Erzbischof Adalbert von Hamburg heilig gesprochen worden, kam ein Arm seines hl. Leibes in die Kirche der seligsten Jungfrau zu Stade, wo er lange aufbewahrt wurde.