Antonius de Padua, S. (21)

[255] 21S. Antonius de Padua, (13. Juni). Obgleich der hl. Antonius seiner Geburt nach ein Portugiese war, so hat er doch seinen Beinamen von der Stadt Padua (Patavium) in Oberitalien, weil er daselbst starb und seine Reliquien dort aufbewahrt werden. Zu Lissabon (Olisipo, Ulyssaea, Ulysbona) im J. 1195 geboren, erhielt er in der hl. Taufe den Namen Ferdinand, den er später, als er in den Orden des hl. Franciscus trat, mit Antonius vertauschte, aus Ehrfurcht gegen den berühmten Patriarchen der Mönche, der auch der Patron der kleinen Kapelle war, in der er das Ordenskleid empfing. Der Vater des Heiligen war Martin von Bullones (Bulhem, nach Einigen ein belgisches Geschlecht, das auch mit Gottfried von Bouillon in Verbindung gebracht wird), ein Hauptmann im Heere des im Jahre 1185 verstorbenen Königs Alphons [255] von Portugal; seine Mutter war nach Butler Maria von Trevera (nach Andern Teresia von Tavera), eine Frau von seltenen Tugenden und vornehmem Geschlechte. Von den Eltern den Kanonikern der Kathedralkirche zu Lissabon zur Erziehung übergeben, wurde er frühzeitig nicht nur in die Wissenschaften, sondern auch in das gottselige Leben eingeweiht und trat in seinem 15. Lebensjahre in das Stift der regulirten Chorherren des hl. Augustin in jener Stadt. Ein paar Jahre lebte er daselbst den Uebungen der Gottseligkeit; allein in Folge der Zerstreuungen, welche ihm die öftern Besuche seiner Freunde verursachten, die ihn in seiner Liebe zur Einsamkeit störten, bat er seinen Obern, ihn nach Coimbra zu schicken, wo sein Orden ein Kloster hatte, zum hl. Kreuz genannt. Hier lebte er schon acht Jahre in völliger Zurückgezogenheit, als der Infant Dom Pedro von Portugal die Ueberreste von fünf Glaubenspredigern aus dem Orden des hl. Franciscus, die vor kurzer Zeit von den Ungläubigen gemartert worden waren, von Marokko dahin brachte. Der Anblick dieser Reliquien machte so tiefen Eindruck auf ihn, daß in seinem Herzen ein glühendes Verlangen erwachte, für Jesus Christus sein Blut zu vergießen, und er den Entschluß faßte, in den Orden des hl. Franciscus zu treten, wo ihm Gelegenheit werden würde, sein Verlangen befriedigt zu sehen. Seine Mitbrüder boten zwar Alles auf, ihn von seinem Vorhaben abzubringen; allein der Heilige blieb standhaft bei seinem Entschlusse, begab sich, nachdem er von seinen Obern die Erlaubniß dazu erhalten, in das kleine Kloster, welches die Franciscaner bei Coimbra hatten, und empfing daselbst im Jahre 1221 das Ordenskleid. Als seine bisherigen Mitbrüder ihre Bemühungen, ihn von seinem Entschlusse abzubringen, vereitelt sahen, rief einer von ihnen ihm etwas spöttisch zu: »Geh nur, du wirst vielleicht ein Heiliger« (vade, vade, quia forsan Sanctus eris), worauf der Heilige antwortete: »Wenn du so etwas von mir einst hörst, wirst du gewiß Gott dafür preisen« (cum Sanctum audieris, Deum utique collaudabis). Nachdem er einige Zeit daselbst in der Einsamkeit dem Gebete sich hingegeben hatte, bat er seine Obern, ihm zu erlauben, daß er den Mauren in Afrika das Evangelium predigen dürfe. Seiner Bitte wurde willfahrt. Allein kaum war er an dem Orte der Mission angekommen, als ihn Gott, zufrieden mit dem Opfer seines Willens, mit einer Krankheit heimsuchte, die ihn nöthigte, zur Herstellung seiner Gesundheit nach Spanien zurückzukehren. Er bestieg daher ein Schiff, um in sein Vaterland zu kommen, mußte aber, weil das Schiff von widrigen Winden an die Küste von Sicilien getrieben wurde, zu Messina landen. Damals hielt der hl. Ordensstifter Franciscus zu Assisi ein Generalcapitel. Sobald der hl. Antonius davon hörte, eilte er, ungeachtet seiner Schwäche, dahin und bot sich, um in der Nähe dieses Heiligen bleiben zu können, den Provinzialen und Quardianen Italiens als Begleiter an. Der hl. Franciscus billigte seinen Entschluß, Vaterland und Freunde zu verlassen; allein es fand sich kein Vorsteher, der einen Mann aufnehmen wollte, der seinem Aeußern nach einem Hause eher zur Last zu fallen als nützlich zu seyn schien. Zuletzt erbarmte sich seiner ein Quardian der Provinz Romagna (später Bologna), Namens Gratianus, und schickte ihn in die Einsiedelei des Berges des hl. Paulus bei Bologna, wo ein kleines Kloster war. Antonius, der nichts sehnlicher wünschte, als den Menschen ganz unbekannt zu leben, verband mit dem beschaulichen Leben die strengsten Bußwerke und versah die niedrigsten Dienste des Hauses. Nie verrieth er seine Kenntnisse, war stets auf seiner Hut, von den Mittheilungen Gottes, deren er gewürdigt wurde, etwas merken zu lassen, hörte Jedermann mit Demuth an und redete nur, wenn es die Nothwendigkeit forderte. Doch das Licht sollte nicht länger unter dem Scheffel verborgen bleiben. Als er mit Einigen seiner Brüder zum Empfange der hl. Weihen zu Forli (Forum Livii) mit den Dominicanern (wahrscheinlich im Kloster der Letztern) zusammenwohnte11 und keiner seiner Genossen sich vorbereitet genug hielt, einen Vortrag an die Versammlung zu halten, wie es der Klosterobere daselbst gewünscht hatte, hielt der hl. Antonius, von diesen [256] aufgefordert, eine so eindringliche und salbungsvolle Rede, daß Alle bekannten, nie etwas solches gehört zu haben. Er mag damals das 26. Jahr überschritten gehabt haben. Als der hl. Franciscus von diesem Vorfalle gehört, schickte er den hl. Antonius nach Vercelli, um ihn in der Theologie ausbilden zu lassen. Nach Vollendung der Studien beauftragte er ihn kurz darauf, diese Wissenschaft selbst zu lehren, und bestellte ihn zum Prediger des Ordens. Der hl. Antonius lehrte mehrere Jahre mit vielem Beifalle die Theologie zu Bologna, Toulouse, Montpellier, Padua, und wurde dann zum Quardian zu Limoges ernannt. Zuletzt gab er die Schultheologie auf und beschäftigte sich einzig mit der Seelsorge. Da er berufen zu seyn glaubte, an der Bekehrung der Seelen und an der Bekämpfung des Lasters zu arbeiten, faßte er den Entschluß, sich den Missionen zu widmen. Was er hiebei gewirkt, welchen Segen er allenthalben, wo er öffentlich auftrat, verbreitete, läßt sich nicht beschreiben; man glaubte einen Apostel predigen zu hören, dessen Worte durch Wunder und Zeichen bekräftigt wurden. Obwohl aus fernen Landen hergekommen, sprach er doch die italienische Sprache so rein und angenehm, daß man glaubte, er sei ein geborner Italiener. Er besaß wirklich die Gabe der Sprachen; denn als er einst (etwa im Jahre 1227) zu Rom, wohin er wahrscheinlich wegen des Jubiläums-Ablasses und des von Papst Gregor IX. abgehaltenen Concils gekommen war, vor der Versammlung, die aus verschiedenen Völkerschaften – nämlich aus Griechen, Orientalen, Franken, Engländern und Deutschen – bestand, predigte, glaubten Alle, er rede in ihrer Sprache (unusquisque audiebat linguam suam, in qua natus erat); so genau verstanden sie jedes Wort, das er sprach. Hier war es vielleicht, wo ihn Papst Gregor IX., von Bewunderung hingerissen, die Arche des Testaments (arca Testamenti) nannte, womit er sagen wollte, daß er in dem Heiligen einenreichen Schatz erkenne, in welchem alle geistlichen Güter enthalten seien. Der hl. Franciscus nannte ihn wegen der Heiligkeit seines Wandels und der Kraft seiner Rede nie anders als seinen Bischof. Zahllos sind die Wunder, die auf seine Fürbitte geschahen, da er noch unter den Lebenden weilte. Nur einige wollen wir hier aufzählen: Mit den Irrlehrern hatte er viel zu schaffen. Als er einst nach Rimini kam und die Bewohner dieser Stadt, die fast ganz den Irrthümern der damaligen Zeit ergeben waren, ihn durchaus nicht predigen hören wollten, ging er an den Fluß und an's Meer hinaus, und predigte den Fischen, die schaarenweise herbeikamen, der Reihe nach sich aufstellten, ihre Köpfe über das Wasser hoben und ihren Beifall und Dank ausdrückten. Auf dieses Wunder hin bekehrte sich die ganze Stadt. Ein andermal bewies er einem Irrgläubigen die wahrhafte Gegenwart Christi im hl. Sacramente, indem ein Maulesel, den man drei Tage lang ohne Futter gelassen hatte, am dritten Tage das daneben stehende Futter nicht beachtete, sondern vor dem hl. Sacramente, das der hl. Antonius ihm hinhielt, niederfiel, es gleichsam anzubeten. (Vgl. Menzel's Symbolik, I. 290. 254). Die vergifteten Speisen, die ihm von Irrlehrern vorgesetzt wurden, schadeten ihm nicht, und seine salbungsvollen Reden, die er in Italien und Frankreich hielt, bekehrten Tausende von ihnen zum wahren Glauben. Die Teufel verfolgten ihn deßhalb sehr heftig und hätten ihn einst nahezu erwürgt, wenn nicht die Mutter Gottes ihm beigestanden wäre. Als einen besondern Helfer zeigte er sich den Frauen, wenn sie entweder in schweren Nöthen waren oder von eifersüchtigen Männern viel auszustehen hatten, woher es wohl kommen mag, daß ihn die Frauen als besondern Patron verehren. Gleicherweise gilt er als Patron bei verlorenen Sachen, weil auf seine Fürbitte theils im Leben, theils nach seinem Tode viele Sachen, die entweder geraubt oder verloren gegangen waren, an ihren Eigenthümer zurückkamen oder wieder gefunden wurden. Bei den Bollandisten werden mehrere Fälle dieser Art angeführt und wird zugleich bemerkt, daß der hl. Antonius vorzüglich in seinem Vaterlande Portugal als Patron hierin verehrt wurde, und daß wahrscheinlich von da diese Verehrung in andere Länder sich ausbreitete, ohne daß sich mit Gewißheit angeben ließe, wie dieser Glaube in seinem ersten Werden entstanden sei. (Nach Einigen soll er einst in seinem Kloster zu Padua selbst etwas sehr Wichtiges verloren, aber auf sein eifriges Gebet wieder gefunden haben.) In der Kirche des hl. Antonius zu Rom findet sich eine Abbildung, wie dieser Heilige einmal den Bienen [257] befahl, um eine in den Kelch geworfene Hostie eine Monstranz von Wachs zu formen, was sie auch sogleich thaten. Außer diesen Wundern finden sich auch solche, welche zunächst auf die Sinnesänderung der Menschen Bezug haben. Wer von der Fleischeslust angefochten war, durfte nur sein Kleid berühren und er empfand alsbald solche Linderung, daß alle Versuchung verschwunden war; nichts davon zu sagen, daß er manchmal 30,000 Menschen in wunderbarer Weise in gespanntester Aufmerksamkeit an seinen Mund fesselte und heilsame Aenderung in ihren Gemüthern hervorbrachte. An Verfolgungen fehlte es nicht in seinem Leben. Als nämlich nach dem Tode des hl. Franciscus (im J. 1226) der Bruder Elias, ein ganz weltlich gesinnter Mann, zum Ordensgeneral erwählt wurde, und in Folge seiner Laxheit viele Mißbräuche im Orden einschlichen, war es der hl. Antonius, der sich mit dem Bruder Adam diesem widersetzte, weßhalb er sehr verfolgt und auch mit dem Gefängnisse bedroht wurde. Doch Papst Gregor IX. schützte ihn und verfügte die Absetzung des Generals. Eine Reise nach Rom in dieser Angelegenheit benützend, erbat er vom Papste die Erlaubniß, sein Amt als Provinzial der Romagna niederlegen zu dürfen. Als ihm diese auch gewährt wurde, zog er sich zuerst auf den Berg Alverno zurück, begab sich aber bald nach Padua, wo er früher Prediger und Professor der Theologie war. Am Ende der Fastenzeit, während welcher er die Predigt hielt, fühlte er die Abnahme seiner Kräfte und zog sich an einen einsamen Ort, Campietro (Campus St. Petri) genannt, zurück, um sich zum Tode vorzubereiten. Da sich aber seine Krankheit mit jedem Tage verschlimmerte, ließ er sich wieder nach Padua zurückbringen, konnte aber wegen dem Andrange des Volkes, das bei der Nachricht seiner Ankunft von allen Seiten herbeigeeilt war, nicht ganz dahin gelangen, sondern mußte in der Vorstadt bleiben, wo man ihm das Zimmer des Beichtvaters der Klosterfrauen von Arcela einräumte. Nachdem er sodann die hhl. Sacramente empfangen hatte, betete er die sieben Bußspalmen mit und entschlief ruhig im Herrn am 13. Juni 1231. an einem Freitage, in einem Alter von 36 Jahren, von denen er 10 im Orden des hl. Franciscus zugebracht hatte. Als die Brüder aus Furcht, das Volk möchte in Masse in's Haus eindringen, seinen Tod verborgen halten wollten, riefen die Kinder auf den Straßen aus: »Der Heilige ist todt!« Einige Tage herrschte zwischen der Stadt und den Brüdern ein Streit, wem der Leib des Heiligen gehören sollte, bis der Bischof der Stadt dahin entschied, daß er den Brüdern gehöre, da der Heilige bei ihnen habe begraben werden wollen. Unzählige Wunder bezeugten nach dem Tode die Heiligkeit des Dieners Gottes, was den Papst Gregor IX. bewog, ihn im folgenden Jahre am Pfingstsonntage, den 30. Mai 1232, feierlich unter die Heiligen zu setzen, weßhalb sein Name nicht nur im allgemeinen Mart. Rom. vorkommt, sondern auch in dem für die drei Orden des hl. Franciscus und für die Canonici regulares, denen er anfänglich angehörte. Aus Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche ihnen auf die Fürbitte des Heiligen zugewendet worden waren, erbauten die Bewohner von Padua 32 Jahre nach seinem Tode eine prachtvolle Kirche, die noch steht, und in welche die Reliquien des Heiligen übersetzt wurden. Bei dieser Gelegenheit fand man, daß alles Fleisch an seinem Leibe verzehrt war, nur seine Zunge war ohne Merkmal der Verwesung und schien noch so frisch, als wenn er noch lebte. Diese Zunge, in ein kostbares Gefäß eingefaßt, wird, wie ein großer Theil der Reliquien des Heiligen, noch in besagter Kirche, die den schwarzen Franciscanern (Minoriten) gehört, aufbewahrt, und zwar die Zunge hinter dem Choraltar in einer eigenen Reliquien- oder Schatzkammer, während in einer Seitenkapelle eben dieses herrlichen Tempels ein Grabmal des Heiligen von trefflicher Arbeit und mit Basreliefs geschmückt aufgeführt ist, welche die Darstellung seiner bedeutendsten Wunderthaten enthält und die Bewunderung aller Kenner erregt. Vor diesem Grabmale hängen mehrere sehr kostbare Lampen, welche von verschiedenen Städten Italiens dahin geschenkt worden sind. Sein Grab wird von zwei eigens zu diesem Zwecke abgerichteten Hunden bewacht, welche bei Tag eingesperrt sind, während der Nacht aber in die Kirche gelassen werden, um die darin enthaltenen Schätze vor Angriffen zu sichern. Täglich werden auf seinem Grabe von früh 5 Uhr bis 1 Uhr Nachm. heil. Messen gelesen, und fast bei jeder derselben finden sich Pilger, welche [258] die hl. Communion empfangen. Wir Beide, die wir dieses schreiben, haben selbst das Glück gehabt, über dem Grabe des großen Antonius – »des Heiligen« (il Santo) wie er in Padua einfach genannt wird – öfter die hl. Messe lesen zu können, und sind noch voll des Eindruckes, den dieses Glück auf uns gemacht hat. Wir haben seine Reliquien gesehen und darunter mehrere seiner Schriften, bei welchen seine schöne Handschrift uns erfreute. Es sind seit seinem Tode mehr als 600 Jahre verstossen, aber die Liebe und Verehrung, welche Padua zu dem Heiligen, den es ausschließlich den »seinigen« nennt, hegt, ist nicht erloschen, sondern lebt zur Freude Aller, die dahin wallen, unter seinen frommen Bewohnern unauslöschlich fort. Das Fest des Heiligen wird in Padua und im ganzen Orden des hl. Franciscus auf das Feierlichste begangen, wie auch in seiner Geburtsstadt Lissabon, wo ihm zu Ehren eine schöne Kirche steht. Wenn auch nicht in der allgemeinen Kirche, so wird unser Heiliger doch im Franciscaner-Orden als Doctor Ecclesiae, als »Lehrer der Kirche« verehrt; denn als solcher ward er von Papst Gregor IX. bei der Canonisation erklärt, als derselbe nach dem Te Deum bei dieser Feierlichkeit die Antiphon auf die »Lehrer der Kirche« anstimmte, und mit lauter Stimme rief: »O Doctor optime, Ecclesiae Lumen! O bester Lehrer, Licht der Kirche!« In dem Mart. Rom. für die Conventualen wird von ihm bemerkt, daß er der Allererste aus dem Orden des hl. Franciscus war, der die hl. Schrift auslegte (qui omnium primus ex eodem Ordine sacras litteras fuit interpretatus). Auch an der Abfassung einer Bibel-Concordanz, die besonders für einen Prediger so nothwendig ist, hat er wesentlichen Antheil genommen. – Auf Gemälden findet man unsern Heiligen verschieden dargestellt, je nachdem irgend ein Moment aus seinem Leben aufgefaßt wird. Unterdiesensieht man am häufigsten die Fischpredigt abgebildet, dann die Begebenheit mit dem Maulesel, besonders aber, wie ihm der Knabe Jesus erschien. Als nämlich der hl. Antonius einmal in einer Stadt (ob Italiens oder Frankreichs, wird nicht gesagt) predigte, fand er gute Aufnahme bei einem Bürger, der ihm zum Gebete und zur Betrachtung ein stilles abgelegenes Zimmerchen anwies. Da sah nun der Bürger einmal durch's Fenster, wie der Heilige vor einem wunderschönen Knaben kniete, ihn mit seinen Armen umfing und unverwandt seine Blicke auf das Angesicht des himmlisch schönen Kindes richtete, und dachte bei sich, wie wohl dieses Kind zu Antonius in's Zimmer gekommen seyn könne, da er doch immer in der Nähe gewesen und Niemanden habe aus- oder eingehen sehen. Auf seine Anfrage offenbarte ihm der Heilige, es sei der Knabe Jesus gewesen, verbot ihm aber, irgend einem Menschen vor seinem Tode etwas davon zu sagen. Der Bürger schwieg auch, aber nach dem Tode des Heiligen offenbarte er das Gesehene. – Der Heilige wird auch ferner dargestellt, wie er ein Buch in der Hand hält, zum Zeichen seiner Gelehrsamkeit, über ihm der Knabe Jesus, der seine Arme zum Umfangen ausstreckt. Attribute des Heiligen sind die Lilie, als Symbol seiner Seelenreinheit, und ein Ziegel, weil nämlich ein Ziegelstein, auf dem er, fälschlich angeklagt, vor Gericht kniete, zu wackeln anfing und sich nie wieder fest machen ließ. Im röm. Brevier findet sich sein Officium ebenfalls am 13. Juni.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 255-259.
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