[410] 21S. Basilius Magnus, Aëp. et Eccles. Doctor. (14. al. 16. Juni, 1. Jan.) Eine der schönsten und edelsten Zierden der orientalischen Kirche ist der hl. Bischof und Kirchenlehrer Basilius, von Cäsarea in Kappadocien, mit dem Beinamen der Große. Einer ebenso vornehmen als gottesfürchtigen Familie etwa im Jahre 317 entsprossen, (s. S. Basilius20), war er unter seinen zehn Geschwistern der Zweitgeborne und unter den Knaben der Aelteste. Kaum hatte er das Tageslicht erblickt, fiel er in eine todesgefährliche Krankheit, von der er nur durch das Gebet seiner heil. Eltern wieder genas. Die früheste Kindheit verlebte er unter der weisen Leitung und mütterlichen Obhut seiner Großmutter väterlicher Seits, der hl. Makrina (14. Jän.) In's Jünglingsalter eingetreten kam er in das elterliche Haus zurück, wo sich der Vater seine weitere Ausbildung sehr angelegen seyn ließ und ihn in den nöthigen Vorkenntnissen zu den schönen Wissenschaften unterrichtete. Zu Cäsarea in Palästina war damals eine berühmte Schule, welche einen großen Zulauf von Jünglingen hatte. In diese wurde unser Heiliger geschickt, und erregte daselbst nicht blos durch seine trefflichen Fortschritte in den Wissenschaften die Bewunderung Aller, sondern auch durch seinen unbescholtenen und frommen Wandel. Hier in Cäsarea mochte er sechs Jahre verweilt haben; da ließen ihn seine Eltern nach Konstantinopel reisen, wo Libanius, der geschickteste Redner seiner Zeit, mit allgemeinem Beifall öffentlichen Unterricht ertheilte. Dieser große Mann, der übrigens dem Heidenthume noch angehörte, wußte bald den hl. Basilius unter dem Haufen seiner Schüler zu unterscheiden, und konnte nicht umhin, in ihm die glücklichen Anlagen für die Wissenschaften, verbunden mit einer seltenen Bescheidenheit und außerordentlichen Tugend, zu bewundern. Die Bollandisten sind jedoch der Meinung, der hl. Basilius [410] habe zu Konstantinopel, wohin er 26 Jahre alt (im J. 342) gekommen war, den Rhetor Libanius nicht eigentlich zum Lehrer gehabt, sondern dort mit diesem gelehrten Manne nur freundlichen Umgang gepflogen. Was daran sei, können wir nicht entscheiden, um so weniger, als über die Zeit seines Aufenthaltes in jener Stadt große Dunkelheit herrscht, und man über dieselbe nichts Gewisses anzugeben vermag. Es war im Jahre 343 (Butler hat 352), als der hl. Basilius nach Athen kam, wo er den hl. Gregorius von Nazianz wieder fand, mit dem er schon zu Cäsarea in die engste Verbindung getreten war und mit dem er in gleichem Alter stand. Es würde zu weit führen, wollten wir uns über das Verhältniß dieser zwei Freunde und ihre Lebensweise zu Athen näher verbreiten; es sei nur bemerkt, daß ihre gegenseitige Freundschaft zur Beförderung der Tugend diente und sie Beide einzig dem Gebete und dem Studium lebten. »Wir kannten nur zwei Straßen,« schreibt der hl. Gregor von Nazianz, »eine zur Kirche und zu den Dienern des Altars, welche die göttlichen Geheimnisse feierten und die Glieder Jesu Christi mit dem Blute des Lebens stärkten; die and ere, die wir jedoch nicht wie jene achteten, zu den öffentlichen Schulen und den Lehrern der Wissenschaft.« – Der hl. Basilius erwarb sich große Gewandtheit in den verschiedenen Zweigen der schönen Wissenschaften und wurde zu Athen bald als ein Orakel betrachtet, bei dem man sich über die göttlichen und profanen Wissenschaften Raths erholen konnte. Die Studirenden und Lehrer dieser Stadt wendeten alle Mittel an, um ihn in ihrer Mitte zu erhalten; allein sie konnten ihre Absicht nicht erreichen, indem Basilius glaubte, er sei dem Dienste seines Vaterlandes die ihm von Gott verliehenen Gaben schuldig. Er ließ daher seinen geliebten Freund zu Athen zurück und ging im Jahre 356 (oder am Ende des J. 355) nach Cäsarea in Kappadocien zurück, wo er eine Schule der Beredsamkeit eröffnete, aber nicht lange fortführte, weil er den Entschluß faßte, der Welt gänzlich zu entsagen und sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Seine hl. Schwester Makrina und sein hl. Freund Gregorius trugen nicht wenig dazu bei, ihn in diesem Entschlusse zu befestigen. In der Ueberzeugung, daß der Name eines Einsiedlers nur seine Verdammung befördern würde, wofern er nicht treu die Pflichten dieses Standes erfülle, unternahm er i. J. 357 eine Reise nach Syrien, Mesopotamien und Aegypten, um die Einsiedler dieser Gegenden zu besuchen und sich niß der Pflichten zu verschaffen, die er bei seiner Lebensweise zu erfüllen habe. Im J. 358 kam er wieder nach Kappadocien zurück, wo er von seinem Bischofe Dianius zum Lector geweiht wurde, verließ jedoch in demselben Jahre noch sein Vaterland und zog sich nach Pontus zurück, wo er eine Zeit lang in dem ehemaligen Hause seiner Großmutter Makrina wohnte, später aber gegenüber dem Kloster, das seine hl. Mutter Emmelia und seine Schwester Makrina nahe bei jenem Hause an dem einen Ufer des Flußes Iris gebaut hatten, auf dem andern Ufer ein solches für Männer gründete, dessen Leitung er vier Jahre lang führte, bis zum J. 462, wo er sie seinem hl. Bruder Petrus von Sebaste übertrug. Es fehlte ihm aber anfangs Eines zu seinem Glücke, nämlich der Umgang mit seinem Freunde Gregorius. Er schrieb ihm daher mehrere Briefe, um ihn zur Theilnahme an den Freuden seiner Einsamkeit zu vermögen, und drang lebhaft in ihn, zu ihm zu kommen. Diesen Einladungen seines Freundes folgend, kam Gregorius von Nazianz gegen Ende des Jahres 358 nach Pontus, wo sie Beide in einer ärmlichen Hütte verschlossen ein sehr strenges Leben führten, und bald mehrere Schüler erhielten, denen Basilius eine Regel vorschrieb. Als im Jahre 361 der hl. Gregorius von Nazianz aus dieser Einsamkeit herausgezogen wurde, weil sein Vater ihn dringend verlangte, blieb zwar der hl. Basilius noch in der Einsamkeit in Pontus, wurde aber im Jahre 362 von seinem Bischofe Dianius (Dianöus) zurückberufen, weildieserwünschte, daß er ihm in seinem letzten Augenblicke beistehen möchte. Nach dem Tode des Bischofs wurde er von dessen Nachfolger Eusebius gegen seinen Willen zum Priester geweiht und ihm der Unterricht des Volkes übertragen; allein er zerfiel bald nachher mit Eusebius, wahrscheinlich weil dieser eifersüchtig auf ihn war, und wurde, obwohl das Volk Einsprache erhob, aus seiner Kirche vertrieben, worauf er (im J. 363) nach Pontus in seine Einsamkeit zurückging, und mit dem hl. Gregorius, der sich wieder an ihn angeschlossen hatte, gemeinschaftlich daselbst lebte. [411] Doch der Aufenthalt daselbst sollte nicht lange dauern; denn als Kaiser Valens im J. 366 Miene machte, in Kappadocien den Arianismus zu verbreiten, eilte Basilius auf den Wunsch des Bischofs Eusebius nach Cäsarea zurück, und wußte durch seinen Eifer und seine Klugheit die Versuche der Arianer zu vereiteln. Dadurch, so wie durch seine gränzenlose Nächstenliebe, die er besonders bei einer entstandenen Hungersnoth bewiesen hatte, gewann er so großes Vertrauen, daß er nach dem Tode des Eusebius (etwa in der Mitte des Jahres 370) zum Bischof der Stadt erwählt wurde. Diese neue Würde zeigte die Tugenden des hl. Basilius in einem hellern Glanze als jemals, und er schien letzt eben so sehr sich selbst zu übertreffen, als er vorhin die Andern übertroffen hatte. Er predigte an den Werktagen Morgens und Abends, und seine Zuhörer waren immer so zahlreich, daß er sie »ein Meer« nennen konnte. Das Volk empfing die heil. Communion am Sonntage, Mittwoch, Freitag und Samstag und an allen Festen der heil. Martyrer. Besondere Sorgfalt schenkte er Denjenigen, welche durch Laster, Spaltung und Ketzerei vom Wege des Heils abgeführt waren, und weder Mühen noch Gefahren konnten seinem Eifer Einhalt thun, wenn es sich darum handelte, die Verirrten zu Gott zurückzuführen. Das zog ihm denn auch den Haß der Feinde des Glaubens zu und vorzüglich den des Kaisers Valens, der dem Arianismus ergeben war. Schon früher hatte er vom Kaiser Julian Manches zu erdulden gehabt; aber unerschrocken war er dem Apostaten entgegengetreten. Kaiser Valens legte es förmlich darauf an, ihn zu vernichten, konnte aber nichts gegen ihn ausrichten, da an dem Muthe und der Entschlossenheit des Heiligen alle Pfeile abprallten. Es kann nicht in unserm Plane liegen, all das Große und Edle anzuführen, was der hl. Basilius für die Reinheit der Lehre, für das Heil der Seelen und für das Wohl des Nächsten in der kurzen Zeit seines Pontificats gethan hat; nur dieß sei noch erwähnt, daß es ihm bis an das Ende seines Lebens nicht an Leiden fehlte, indem er mehreremal der Ketzerei verdächtig angeklagt wurde, aber in dem Beistande der hhl. Gregorius von Nazianz und Athanasius großen Trost fand. Im Jahre 378 wurde er von einer Krankheit befallen und fühlte bald, daß er sich zur Reise in die Ewigkeit vorbereiten müsse. Kaum hatte sich die Nachricht von der seinem Leben drohenden Gefahr verbreitet, als sich eine allgemeine Bestürzung der Gemüther bemächtigte und eine unzählige Volksmenge seiner Wohnung zuströmte. Allein der Heilige war dem Augenblicke nahe, wo er für seine Arbeiten gekrönt werden sollte und starb im 63. (nach Butler 51.) Lebensalter den 1. Januar 379 mit den Worten: »Herr, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.« Seine entseelte Hülle wurde zu Cäsarea begraben, bei welcher Gelegenheit der hl. Gregorius von Nazianz die Leichenrede hielt. Der hl. Gregor von Nyssa (sein Bruder), der hl. Amphilochius und der hl. Ephräm haben ebenfalls Lobreden auf den hl. Erzbischof von Cäsarea gehalten. Die Griechen feiern sein Fest am 1. Januar mit dem der Beschneidung Jesu Christi; die Lateiner aber haben es auf den 14. Juni verlegt, und feiern an diesem Tage seine Ordination, wie aus dem Mart. und Brev. Rom. hervorgeht. In dem Mart. Rom. für die Basilianer wird sein Andenken zweimal gefeiert, nämlich am 1. Januar, als seinem Todestage, und am 14. Juni, als dem Tage seiner Ordin ation. Im Mart. Rom. für den Orden des hl. Benedict wird sein Fest am 16. Juni gehalten. Seine Reliquien sind zu Brügge in Flandern, zu Rom und zu Neapel. Noch sei erwähnt, daß die Griechen am 30. Januar das Fest dreier ihrer berühmtesten Kirchenlehrer feiern, nämlich das der hhl. Basilius, Gregorius von Nazianz und Joh. Chrysostomus. Auf Gemälden wird unser Heiliger dargestellt, angethan mit dem bischöflichen Gewande der griechischen Kirche. – Schon oben wurde bemerkt, daß der hl. Basilius in seiner Einsamkeit seinen Schülern Regeln vorgeschrieben habe. Er schrieb eine doppelte Mönchsvorschrift, nämlich die 55 größeren und die 313 kürzeren Regeln, welche die vorzüglichsten Sittengesetze für Mönche enthalten. Doch stiftete er nicht einen eigentlichen Orden; aber die Mönche im Oriente bildeten sich im Allgemeinen nach seinen Regeln und nannten sich dann nach seinem Namen; noch heut zu Tage sind diese seine Regeln in der griechischen Kirche die Grundlage aller Klosterstatuten, und daher heißt der hl. Basilius auch der »Patriarch der griechischen Mönche«. Auch im Abendlande verbreiteten sich die Basilianer-Mönche, ehe der hl. Benedictus [412] im 6. Jahr hundert seinen Orden stiftete. Schon vom Ende des vierten Jahrhunderts an kommen in Unteritalien und Sicilien Basilianer-Mönche vor, und finden sich später auch in Spanien, wo sie aber aufgehoben wurden. Das Hauptkloster der Basilianer-Mönche ist jetzt in Messina, und dort gibt es auch Basilianer-Nonnen, welche das Vorrecht haben, in griechischer Sprache zu beten und zu singen.
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