Bernardus Menthon, S. (4)

[459] 4S. Bernardus Menthon, (15. Juni, al. 16. Mai), Gründer der Hospitien aus dem St. Bernhardsberg (Montis Jovis in Valesia), war der Sohn des reichen und angesehenen Freiherrn Richard von Menthon und wurde am 15. Juli 923 auf dem Schlosse Menthon bei Annecy im Genfergebiete geboren. Seine Mutter Berlione stammte von Duin, war eine Enkelin Oliviers, Grafen von Genf, Pairs von Frankreich und Waffengenossen Karls des Großen bei seinen Eroberungen. In seinem siebenten Jahre begann er sich auf die Erlernung der nothwendigen Kenntnisse zu verlegen, und bezog in späterer Zeit die Universität Paris, wo er sich den Doctorgrad der Theologie erwarb. In seinem mannbaren Alter schlug ihm sein Vater eine ehrenvolle Heirath vor; allein er lehnte dieselbe ab, weil er Gott im geistl. Stande dienen wollte, und floh, als man doch Anstalt zur Hochzeit machte, zum Archidiakon Petrus von Aosta. Unterstützt durch die Anweisungen dieses Mannes Gottes erwarb er sich eine vollkommene Kenntniß der Wege der Gottseligkeit und erlangte eine große Gewandtheit in den für seinen Stand nöthigen Wissenschaften. Im Jahre 966 erwählte ihn der Bischof von Aosta (Augusta Prætoria) zu seinem Erzdiakon, welcher Würde er mit der größten Pünktlichkeit und dem gewissenhaftesten Eifer vorstand. Zweiundvierzig Jahre predigte er mit apostol. Freimuth das Wort Gottes und verbannte aller Orten den Aberglauben und die Unwissenheit. Er stürzte unter Anderm ein berühmtes Götzenbild Jupiters, das auf einem hohen Berge des Walliserlandes (St. Bernhard) stand, und ließ an diesem Orte ein Kloster und ein Spital erbauen, die jetzt noch seinen Namen tragen. So hat man seiner Nächstenliebe die zwei Hospitien zu verdanken, die auf jenem Berge (dem St. Bernhard) stehen, und wovon das eine der große, das andere der kleine St. Bernhard heißt, deren Bestimmung ist, die Reisenden aufzunehmen, welche ohne diese Hilfe oft dem größten Elend, ja selbst dem Tode ausgesetzt wären. Der hl. Bernhard von Menthon starb zu Novara den 28. Mai 1008 in einem Alter von 85 Jahren. Sein Fest wird in mehreren Kirchen Piemonts am 15. Juni gefeiert, an welchem Tage er beerdigt worden ist. Sein Leib befindet sich zu Novara mit Ausnahme seines Hauptes, das zu Monte-Joie (St. Bernhard) im Bisthum Aosta in dem Kloster seines Namens aufbewahrt wird. Sein Name steht am nämlichen Tage sowohl im allgem. Mart. Rom. als in dem besondern für die Canonici Regulares, in welch letzterer Stelle bemerkt wird, der Selige sei zu Aosta den Canonici Regul. beigetreten, was aber nach den Bollandisten nicht richtig seyn soll. Seine Heiligsprechung erfolgte unter Papst Innocenz XI., der ihn am 9. August 1681 in das Verzeichniß der Heiligen aufnahm. (Vgl. die im Jahre 1856 bei den Gebrüdern Räber in Lucern erschienene Schrift: »Leben und Wirken des hl. Bernhard von Menthon, sammt geschichtlichen, geographischen und statistischen Notizen über die zwei von demselben gestifteten Hospitien auf dem großen und kleinen St. Bernhardsberge und demjenigen auf dem Simplon.«)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 459.
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