Eliseus, S.

[50] S. Eliseus (Elisa), Proph. (14. Juni). Vom Hebr. Elischa = dessen Heil Gott ist; Gott hilft etc. – Eliseus (Elisäus), Sohn des Raphat, ist der bekannte Jünger und Nachfolger des Propheten Elias. Dieser traf ihn einmal auf dem Felde, warf seinen Mantel auf ihn, und weihete ihn dadurch zum Propheten; und Eliseus, nur so viel Zeit sich erbittend, um Vater und Mutter noch einmal zu küssen, folgte ihm und blieb sein treuer Diener (3. Kön. 19,19–21.), bis zu dessen Auffahrt, wo er sich ein doppeltes Erbtheil von seinem Geiste, Weissagung und Wundergabe, erbat (4. Kön. 2,9.) Der dem Elias bei seiner wunderbaren Wegnahme entfallene Mantel, mit welchem Eliseus im Angesichte der Söhne der Propheten von Jericho die Fluthen des Jordan theilte, war diesen ein sicheres Zeichen, daß der Geist des Elias auf ihm ruhe, und sie stellten sich freudig unter seine Leitung. Seine Wirksamkeit fällt in die Zeit von 896 bis 840 vor Christus, umfaßt die Regierungszeit der israelitischen Könige von Joram bis Joas, und besteht vorzüglich in wunderbaren Hilfeleistungen, wodurch er seinem Volke die Macht und Güte Jehova's mehr veranschaulichte, als er es durch die eifrigsten Reden vermocht hätte. Nachdem er mit seinem Mantel sich einen trockenen Durchgang durch den Jordan bereitet, und dadurch feierlich als Propheten sich beglaubigt hatte, machte er den Einwohnern von Jericho durch hineingeworfenes Salz ungenießbares Wasser gesund. Jetzt noch sprudelt am Fuße des Berges Quarantania eine Gebirgsquelle (die einzige in der Nähe Jericho's), welche für die nämliche gehalten wird, deren Wasser der Prophet durch die Kraft des Glaubens trinkbar machte und welche deßhalb der »Eliseus-Brunnen« genannt wird, während sie bei den Arabern »Sultansquelle« heißt. – Zu Bethel geschah es, daß, als Elias den Namen des Herrn angerufen, zwei Bären 42 kleine Knaben zerrissen, die, wie der hl. Augustin meint, von ihren abgöttischen Eltern geschickt waren, den Propheten seiner Religion und Frömmigkeit wegen zu verspotten (4. Kön. 2,24). Einer armen Wittwe, von ihrem Gläubiger hart gedrängt, vermehrte er das Oel, so daß sie denselben befriedigen konnte (4. Kön. 4,1 ff.) Zu Sunam nahm ihn eine kinderlose Familie stets gastfreundlich auf; da erbat er ihr vom Himmel einen Sohn, und als dieser gestorben, erweckte er ihn wieder zum Leben (4. Kön. 4,8 ff.) Zu Galgala machte er seinen Schülern zur Zeit einer Hungersnoth Feld-Coloquinten genießbar. Darauf speiset er mit 20 Gerstenbroden und etwas Getreide hundert Mann, heilt den Aussatz des Syrers Naaman, und straft seinen Diener Giezi wegen seines Eigennutzes mit dieser Krankheit (4. Kön. 5,1 ff.) Beim Holzhauen am Jordan fiel Einem der Söhne der Propheten das Eisen der Axt in das Wasser, und Eliseus bewirkte, daß es gleich dem Holze schwamm (4. Kön. 6,1 ff.) Zu Dothan wird auf sein Gebet eine ihn suchende Abtheilung des syrischen Heeres mit Blindheit geschlagen, und als er sie nach Samaria geführt, wieder sehend (4. Kön. 6,18 ff.) Nachdem Eliseus dem Könige Joas [50] geweissagt, daß er dreimal die Syrer schlagen werde, starb er nach einer mehr als 50jährigen Thätigkeit und wurde bei Samaria begraben. Als er schon im Grabe ruhte, wurde ein Todter in der Eile zu ihm hineingeworfen und sogleich durch die Berührung mit ihm wieder lebendig (4. Kön. 13,1 ff.) Bei solcher Wundergewalt kann es wohl nicht befremden, wenn Eliseus bei König und Volk das größte Ansehen genoß. Bemerkenswerth ist noch, daß einige seiner Wunder eine Aehnlichkeit mit den Wundern des Herrn haben, und daß dieser seine Zuhörer einmal (Luc. 4,27) auf die Zeit unsers Propheten verweist. Sein Grab war noch zu Lebzeiten des hl. Hieronymus viel besucht und verehrt, wurde aber unter Kaiser Julian dem Abtrünnigen zerstört. Von seinen Reliquien, die mit denen des hl. Johannes des Täufers verbrannt werden sollten, haben fromme Mönche noch einige gerettet und dem hl. Athanasius zu Jerusalem übergeben. Von da sollen sie im J. 463 nach Alexandria, dann nach Constantinopel, und im J. 718 nach Ravenna gekommen seyn. Wie Elias, wird auch Eliseus von dem Car meliten-Orden hoch verehrt. (II. 784.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 50-51.
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