[80] S. Erentrudis, V. Abbat. (30. Juni). Vom Altd. = ein ehrenhaftes Mädchen etc.; nach Andern: Ehrenbeschützerin etc. – Die hl. Erentrude (Ehrentraud) war eine Tochter des Bruders des hl. Bischofs Rupert von Salzburg, sonach aus fränkischem Geschlechte. Aus Liebe zu Jesus verließ sie ihre schöne Heimath und folgte dem Oheim nach Bayern. Hier gab ihr der hl. Rupert die Leitung des Frauenklosters auf dem Nonnenberge zu Salzi burg, das vorzüglich der Erziehung armer, [80] verlassener Kinder gewidmet war. Was in diesem Hause ihr ganzes Tagewerk ausmachte, war, daß sie, außer den Stunden des Gebetes, Waisen nährte und kleidete, vor der Sünde bewahrte und zu allem Guten anleitete, so daß Tausende sie als ihre leibliche und geistliche Mutter verehrten. Als der hl. Rupert die Zeit seines Todes nahen sah, sprach er zu seiner Nichte Erentrude: »Bete für mich, meine Schwester! mein Stündlein kommt.« In Thränen zerfließend warf sich Erentrude ihm zu Füßen und bat ihn, er möge doch nach seinem Hinscheiden Gott bitten, daß auch sie ihm bald folgen dürfe, was der Heilige ihr auch versprach. Treu hielt die Nichte dem Oheim ihr Versprechen, und brachte dem Herrn Tag und Nacht Gebet und Thränen für seine dahingeschiedene Seele dar. Als sie einmal während der Nacht recht innig betete, erschien ihr der Heilige und sprach: »Komm, theure Schwester! in das Reich, für welches du schon lange gearbeitet hast.« Sie sagte Gott innig Dank für diesen himmlischen Trost, fing alsbald an zu kränkeln, bereitete sich eifrigst zum Sterben, und entschlief sanft im Herrn am 30. Juni wahrscheinlich desselben Jahres (718), in welchem Rupert zur ewigen Ruhe ging. – Nach Butler (XII. 335) ließ der hl. Kaiser Heinrich aus Dankbarkeit für die durch die Fürbitte der hl. Ehrentraud erlangte Gesundheit im J. 1009 das im Laufe der Zeit etwas verfallene Kloster am Nonnenberge wieder herstellen. Der damalige Erzbischof Hartwich weihte das Kloster zu Ehren dieser Heiligen ein und versetzte am 4. Sept. 1009 ihre Gebeine in die Kirche, wo sie bis 1624 in einem ausgehauenen Felsen blieben, bis der Erzbischof Paris sie in einem eigenen Altare von Marmor niederlegte. An hohen Festtagen werden sie in einem silbernen Sarge zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. (V. 580.)