[104] 5S. Eugenia, V. M. (25. Dec.) Nach den von dem Metaphrasten und von Surius herausgegebenen, aber nicht ganz verläßigen Acten der Heiligen ist diese hl. Eugenia die einzige Tochter des römischen (heidnischen) Landpflegers Philippus zu Alexandria in Aegypten. Sie war ausgezeichnet durch seltene Kenntnisse, holde Sittsamkeit und einnehmende Schönheit. Sie lernte durch Lesung der Briefe des hl. Apostels Paulus die Wahrheit des Christenthums kennen. Entschlossen, immerwährende Jungfräulichkeit zu bewahren und sich taufen zu lassen, dann um einer von den Eltern beabsichtigten Vermählung mit Aquilinus, dem Statthalter von Rom, zu entgehen, verließ sie in männlicher Kleidung mit zwei christlichen Dienern heimlich das väterliche Haus, empfing zu Heliopolis von dem Bischofe die heil. Taufe und begab sich, ihre Verkleidung immer beibehaltend, in ein Mönchskloster in der Nähe ihrer Vaterstadt. Sie führte ein so strenges und gottseliges Leben und erlangte eine solche Kenntniß in der Wissenschaft des Heils, daß sie nach wenigen Jahren an die Stelle des verstorbenen Klostervorstandes gewählt wurde, welche Stelle sie vollkommen ausfüllte. Auf Anstiften des bösen Feindes verliebte sich in den neuen Klosterobern ein schönes Weib, das, von ihm verschmäht, ihn beschuldigte, er habe ihr Gewalt angethan. Hierauf gab Eu genia ihr Geschlecht und dadurch ihre Schuldlosigkeit an dem angeschuldigten Verbrechen zu erkennen, worauf sie zu ihren Eltern zurückkehrte, die sie für den christlichen Glauben gewann. Um das J. 200 starb ihr Vater als Martyrer; Eugenia aber begab sie eine große Anzahl frommer Jungfrauen um sich versammelte, mit denen sie in klösterlicher Einsamkeit ein gottgeweihtes Leben führte. Da erhob sich unter der Regierung des Kaisers Valerian in Rom eine fürchterliche Christenverfolgung, der auch Eugenia nicht entging. Sie wurde um das J. 258 gemartert, und nach den Martyrologien, die den Namen des hl. Hieronymus tragen, auf dem apronianischen Kirchhof an der lateinischen Straße begraben, wie auch das Mart. Rom. sagt. Der hl. Avitus von Vienne berichtet, daß die Heilige im 5. Jahrhundert sehr berühmt gewesen sei, wofür auch der Umstand zeugt, daß ihr Name ehemals im Meßcanon stand, und in der alten gallicanischen Liturgie ihrer und nicht der hl. Anastasia, wie jetzt in der zweiten Weihnachtsmesse, gedacht wurde. – Die Legende dieser Heiligen hat geistvoll Calderon in seinem Drama: »Joseph unter den Weibern« behandelt; auch verherrlichte sie ein Singspiel vom J. 1695. – In der heil. Kunst erhält Eugenia ein Schwert, ihr Martyrium anzeigend. Die Stadt Cordova verehrt sie als eine Patronin. (Sur. Vgl. But. XVIII. 586.)