[121] 22S. Eusebius, Ep. (21., al. 22. Juni). Ueber Zeit und Ort der Geburt, sowie über die ersten Lebensumstände dieses Heiligen ist nichts auf uns gekommen. Wir begegnen ihm zum ersten Male, wie er im J. 361 den bischöfl. Stuhl zu Samosata (Hauptstadt der Landschaft Comagene in Syrien, jetzt Scempsat genannt) besteigt. Damals befanden sich auf den bischöflichen Sitzen meistens arianisch gesinnte Männer, welche unter der Gunst des Kaisers Constantius glänzende Siege feierten. Durch die im J. 360 geschehene Beförderung des Bischofs Eudoxius von Antiochia nach Constantinopel war für die Besetzung des eben genannten Patriarchats eine Neuwahl nothwendig geworden, die auf der zu Antiochia im Anfange des J. 361 gehaltenen Synode vor sich ging, und auf einen tugendeifrigen [121] Priester, Namens Meletius, fiel. Eusebius hatte einen großen Antheil an dieser Wahl. Als aber einige Tage nachher der neue Patriarch von Antiochia in seiner ersten Predigt, die er an das Volk hielt, unverhohlen die Lehre des Conciliums von Nicäa vortrug, beschlossen die Arianer seinen Sturz, der sich auch nach einmonatlicher Amtsführung verwirklichte. Sie vermochten den Kaiser, einen Hofbedienten an Eusebius zu schicken, um die in seine Hände niedergelegte Wahlurkunde zurückzufordern, weil sie befürchteten, man möchte eine Schrift, deren Aechtheit sie nicht läugnen konnten, gegen sie benützen. Der hl. Eusebius aber erwiderte, er könne die Wahlurkunde nicht anders als unter Beistimmung aller dabei Betheiligten, die ihn zu deren Bewahrer aufgestellt hätten, aus den Händen geben. Da man hierauf, wofern er sich weigere dem Kaiser zu gehorsamen, mit dem Abhauen der rechten Hand drohte, reichte er seine beiden Hände dar mit den Worten, man könne ihm alle beide abschneiden, nie aber werde er sich zur Ungerechtigkeit gebrauchen lassen. Eine solche Festigkeit brachte den Hofbedienten und selbst den Kaiser außer Fassung und nöthigte diesem Bewunderung ab. Im J. 371 fand sich Eusebius auf Bitten des hl. Gregorius von Nazianz bei der Wahl des hl. Basilius zum Erzbischof von Cäsarea ein und schloß mit diesem großen Manne eine enge Freundschaft, die sie nachher durch Briefwechsel unterhielten. Unter der Regierung des Kaisers Valens, der, von den Arianern gewonnen, eine Verfolgung gegen die Katholiken erregte, wurde der hl. Eusebius später nach Thracien verbannt. Aber auch in seiner Verbannung wirkte er sehr wohlthätig. Verkleidet in ein Soldatengewand bereiste er Syrien, Palästina und Phönizien, um die Christen in dem wahren Glauben zu befestigen, Priester zu weihen für die Orte, wo keine waren, und die Bischöfe in Besetzung der erledigten Kirchenstellen mit würdigen Hirten zu unterstützen. Der kaiserliche Bote, welcher den Verbannungsbefehl dem hl. Bischof überbringen sollte, kam gegen Abend zu Samosata an. Eusebius sagte ihm: »Habe Acht, daß die Ursache deiner Ankunft nicht bekannt werde; dein eigenes Wohl erfordert diese Behutsamkeit. Wenn das Volk erführe, was vorgeht, würde es gewiß die Waffen gegen dich ergreifen. Ich will nicht, daß du meinetwegen das Leben verlieren sollst.« Der Heilige wohnte dann, seiner Gewohnheit gemäß, dem nächtlichen Gottesdienste bei, und verließ, als alles Volk nach Hause gegangen war, mit einem treuen Diener die Stadt, schiffte sich auf dem an den Stadtmauern vorüberfließenden Euphrat ein und ließ sich nach Zeugma führen, 24 Stunden von Samosata entfernt. Als am folgenden Morgen die Abfahrt des geliebten Hirten kund wurde, brach große Gährung unter dem Volke aus, und der Euphrat war sogleich mit Fahrzeugen bedeckt, um ihn zu suchen. Als sie ihn in Zeugma erreicht hatten, beschwuren sie ihn, seine Heerde doch nicht der Wuth reißender Wölfe preiszugeben. Allein er ermahnte sie, nachdem er ihnen vorgestellt hatte, daß er den Befehlen des Kaisers gehorchen müsse, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen, und trat seine Reise nach Thracien an. Als nach dem Tode des Kaisers Valens (378) Theodosius zur Regierung gelangt und die Ruhe für die Kirche zurückgekehrt war, durfte auch Eusebius zu seiner geliebten Heerde wieder als Hirte zurückkehren, und entwickelte sofort eine bewunderungswürdige Thätigkeit im Interesse der katholischen Sache. Mehrere Bisthümer, wie Beröa, Hierapolis und Cyrus, erhielten durch seine Bemühungen ausgezeichnete Hirten; auch zu Dolicha, einer kleinen Stadt der Landschaft Comagene, die damals von der arianischen Irrlehre angesteckt war, wollte er bereits den katholischen Bischof Maris inthronisiren; aber ein arianisches Weib warf ihm einen Ziegelstein auf den Kopf, und die erhaltene Wunde brachte ihm nach einigen Tagen den Tod im J. 379 oder 380. Der hl. Gregorius von Nazianz sagt von ihm in einem seiner Briefe, daß er eine Säule der Wahrheit, eine Leuchte der Welt, ein Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um seinem Volke seine Gnaden mitzutheilen, die Stütze und Ehre aller Rechtgläubigen gewesen sei. Sein Andenken feiert die römische Kirche am 21., die griechische am 22. Juni. Am 21. Juni steht sein Name auch im Mart. Rom. Seine Reliquien kamen in die Kirche des hl. Johannes des Täufers zu Constantinopel. Die christliche Kunst gibt bei Darstellungen des Heiligen diesem einen Dachziegel in die Hand. (IV. 235. But. VIII. 304.)