[180] 101S. Felix de Cantalicio, C. (18. Mai) Dieser hl., Felix wurde geboren um das Jahr 1515 zu Cantalicio, einer kleinen Stadt im ehemaligene Herzogthum Spoleto, im gegenwärtigen Kirchenstaate. Seine Eltern, arm aber gottesfürchtig, kannten nichts Wichtigeres, als ihr Söhnlein gleichfalls in der Furcht des Herrn heranzuziehen. Frühzeitig wurde er zum Viehhüten verwendet, wobei er gewöhnlich seine Heerden an einsamen, Orten weidete, um recht ungestört, beten zu können, was schon von seiner frühesten Kindheit an seine Freude und Lust war. Oft kniete er längere Zeit unter einem Baume, in dessen Rinde er ein Kreuz eingeschnitten, und verehrte mit kindlicher Andacht seinen Heiland. Als er zu anstrengendern Arbeiten tüchtig genug war, trat er in die Dienste eines Landedelmannes, und wurde beim Ackerbau beschäftigt. Auch hier zeigte er den alten Eifer im Gebete, und besaß bald die große Kunst der Beschauung. Bei dem Anblicke der Himmelssterne, der Fruchtbarkeit des Feldes, der Klarheit der Gewässer, der Schönheit der[180] Wälder, beim Duften der Blumen und Singen der Vögel flammte sein Herz, in der Erinnerung an Gottes Macht und Liebe, zur Andacht auf, und die schönsten Gebete ergossen sich dann wie ein reiner Springquell aus dem übervollen Gemüthe. Aber nichts ergriff ihn mehr als das bittere Leiden und Sterben Jesu Christi. – Einmal hörte er die Leben geschichte der heil. Einsiedler lesen und empfand alsbald die innigste Sehnsucht, ihnen nachzufolgen. Er entschloß sich daher in ein Kloster zu gehen, und wählte sich den Orden der Capuciner. Zu Città-Ducale erhielt er das Ordenskleid und bestand sein Noviciat zu Anticoli, wo er fast schon als ein vollendeter Ordensmann die heiligen Gelübde ablegte. Nach 4 Jahren schickten ihn seine Obern nach Rom, wo man ihn zum Almosensammler für das Kloster machte, welches Geschäft er viele Jahre lang mit solchem Eifer, mit solcher Geduld und Demuth besorgte, daß ihn Hoch und Nieder lieb gewann. Hatte er den Tag über Almosen gesammelt, dann eilte er bei der Neige des Tages seinen lieben Kranken zu, um diese noch leiblich und geistig zu erquicken. Und brach die Nacht herein, begab er sich ins heil. Gebet, in welchem er einen großen Theil derselben zubrachte; erschlief dann nur wenige Stunden, und zwar auf hartem Holz oder knieend, das Haupt auf einen Reiserbündel gestützt. Am meisten beschäftigten ihn in seinen Andachtsstunden das Leiden des Herrn und die allerseligste Jungfrau. Als man ihn daher fragte, ob er lesen könne, antwortete er: Er kenne nur fünf rothe und einen weißen Buchstaben; unter den erstern verstehe er die fünf Wunden des Herrn, unter dem letztern die jungfräuliche Mutter. Die Liebe zu Jesus wuchs in, Felix mit den Jahren, und war in der letzteren Zeit so groß, daß er täglich zu communiciren das heftigste Verlangen empfand. Man erzählt, einmal des Nachts, wo er nach seiner Gewohnheit in der Kirche dem Gebete oblag, sei das Herz des Heiligen von einer solch heißen Inbrunst zu Jesus entzündet worden, daß er, überwältigt von dem Liebesfeuer, dem Hochaltar zulief, wo das Muttergottesbild mit dem Kindlein aufgestellt war, und diese inständigst bat, sie möge ihr heiliges Kind nur einen Augenblick ihm überlassen. Und siehe, die heil. Jungfrau hat sich freundlich zu ihm geneigt, und ihm das theure Kind in die Arme gelegt. Diesen Moment, in welchem Felix das Christkind auf den Armen hält, wählen die Künstler gewöhnlich, um den Heiligen bildlich darzustellen. – Seine strengen Bußübungen setzte Felix fort bis in sein hohes Alter. Als einmal der Cardinal-Protector ihn fragte, ob er denn seines Alters wegen nicht ablassen wolle von seiner Strenge, gab er die schöne Antwort: »Ein Soldat muß mit dem Degen in der Faust sterben, ein Esel unter seiner Last; Gott verhüte, daß ich Ruhe gestatte meinem Leibe, der zu nichts Anderm nütze ist, als zum Leiden und Arbeiten.« Und wirklich ward ihm auch noch ein Kelch bitterer körperlicher Schmerzen zu trinken gereicht. Als ein Greis von 72 Jahren sagte er mehreren seiner Brüder die Zeit seines Todes voraus. Nicht lange mehr, und der Herr rief seinen guten und treuen Knecht heim, um ihn, der über Weniges getreu war, über Vieles zu setzen. Dieß geschah am Pfingstmontag den 18. Mai 1587. Da der Heilige im Leben schon Wunder wirkte, und nach seinem Tode mehrere sich gerichtlich bestätigten, wurde er von Papst Urban VIII. im J. 1625 selig gesprochen. Papst Clemens XI. setzte ihn im J. 1712 in die Zahl der Heiligen; jedoch wurde die Bulle seiner Heiligsprechung erst im J. 1724 durch Benedict XIII. bekannt gemacht. Sein Leib befindet sich in der Capucinerkirche zu Rom. Bei Butler (VII. 28) wird der hl. Felix am 21. Mai behandelt, für welchen Tag ein eigenes Officium existirt; im Mart. Rom. aber und in dem der Capuciner findet sich sein Name ebenfalls am 18. Mai. (IV. 203.)
Heiligenlexikon-1858: Cantalicio Felix, S.