Fiacrius, S.

[201] S. Fiacrius, Erem. (30. Aug.) Der hl. Fiacrius (frz. St-Fiacre, nach Einigen auch St-Fesre) stammte aus einer berühmten Familie Irlands, und wurde unter Leitung eines heil. Bischofs erzogen, den Einige für den Bischof Conan von Soder halten. Bald fühlte er in sich einen Zug in die Einsamkeit, und begab sich deßhalb in der Blüthe seines Alters nach Frankreich. Im Bisthume Meaux angelangt, erbat er sich von dem hl. Bischofe Faro ein Plätzchen zu seinem Aufenthalte, der ihm ein solches in dem ungefähr 2 Stunden von Meaux entlegenen Forste Breuil anwies. Hier machte der Heilige eine Strecke Landes urbar, erbaute sich eine Zelle mit einem Bethaus zu Ehren der seligsten Jungfrau, führte für sich ein strenges Leben und ward weit berühmt durch viele wunderbare Krankenheilungen. Als Fiacrius sich den Ort für seine Zelle und für ein künftiges Kloster abgränzen wollte, fuhr er nur leise mit seinem Stabe über die Erde hin; diese aber durchfurchte sich so tief wie von einer Pflugschar, und bildete sich der Klostergarten wie von selbst. Deßhalb ist der Heilige auch Patron der Gärtner, welche nach Menzel (Symb. I. 309) jährlich in Paris sein Fest am 30. August lustig begehen. – Als eine Frau sah, wie Fiacrius mit einem Stabe auf einmal die Erde grabentief spaltete, klagte sie ihn beim Bischofe der Magie an, lief wieder zu ihm und konnte kaum müde werden mit Schimpfen und Schmähen auf ihn. Da setzte sich der hl. Eremit in seiner Betrübniß auf einen großen Stein, der sich alsbald zu einem bequemen Sitze gestaltete. Dieser Stein, so erzählt ein Schriftsteller, sei Jahrhunderte lang im Kloster des hl. Fiacrius aufbewahrt worden, und seien Viele, die sich auf ihn gesetzt, von Hämorrhoiden befreit worden, weßhalb er auch als Patron gegen diese Krankheit gilt. – Der hl. Fiacrius starb den 30. Aug. um das J. 670, und wurde in seinem Bethause beigesetzt. Seine Ruhestätte wurde bald durch mehrere Wunder berühmt, und ein beliebter Wallfahrtsort für alle Provinzen Frankreichs.20 Im J. 1568 übertrug man seine Reliquien in die Kathedrale von Meaux. [201] Zwei Theile von ihnen erhielten in den Jahren 1527 und 1695 die Großherzoge von Florenz, welche sie in einer Capelle niederlegten, die sie zu Toppaia, einem ihrer Landhäuser, hatten erbauen lassen. – Der hl., Fiacrius ist der Patron nicht weniger Kirchen Frankreichs, und sind auf seine Fürbitte schon viele Wunder geschehen. Im J. 1649 genasen Seguier, Bischof von Meaux, und Johann von Chatillon, Graf von Blois, von einer gefährlichen Krankheit, welche dann ihre Heilung der Fürbitte des Heiligen zuschrieben. Die Königin Anna von Oesterreich verdankte ebenfalls seinem Schutze die Genesung Ludwigs XIII. von einer schweren Krankheit, an welcher er zu Lyon daniederlag. Im J. 1641 wallfahrtete sie zu Fuß nach Saint Fiacre, um ein Gelübde zu lösen. – Weil der heil. Einsiedler nie Frauen vor sich ließ, bildete sich bei diesen eine Gewohnheit, aus Ehrfurcht für sein Andenken nie den Ort zu betreten, wo er wohnte, noch die Capelle, worin er begraben lag. Dieser Gewohnheit fügte sich auch die königliche Wallfahrerin Anna, und begnügte sich, ihr Gebet an dem Eingange seiner Capelle zu verrichten. Dieselbe wurde auch durch des Heiligen Fürbitte von einem Blutflusse befreit, den die ärztliche Kunst bis dahin vergebens zu heilen bemüht war. Eben diese hohe Frau zweifelte auch nicht, daß die Geburt ihres Sohnes Ludwig XIV. die Frucht der Fürbitte des Heiligen gewesen, und bezeigte deßhalb öffentlich ihren Dank. Nach Bucelin wäre Fiacrius ein Sohn des schottischen Königs Eugen IV. gewesen und mit seiner Schwester Sira (Sirad) nach Frankreich gezogen. Als nach dem Tode seines Vaters sein jüngerer Bruder Ferchard wegen seiner üblen Regierung vom Throne gestoßen worden, seien die Schotten zum hl. Fiacrius gekommen, um ihm die Krone anzubieten, die er aber aus Liebe zur Einsamkeit ausgeschlagen habe und dann im J. 620 gestorben sei etc. – Der Name des hl. Fiacrius steht auch im Mart. Rom. am 30. August. Die heil. Kunst stellt ihn als Einsiedler mit einem Grabscheite dar. (VI. 598.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 201-202.
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