[210] S. Findanus (Fintanus), Mon. (15., al. 25. 29. Nov.) Der hl., Findan ist aus edlem Geblüte in der Provinz Leinster (Lagenia) in Irland im J. 800 entsprossen, und übte schon in früher Jugend ein heroisches Werk der Liebe, indem er mit eigener Lebensgetahr seine Schwester aus der Sklaverei der Normanen befreite. Später kam er selbst in die Sklaverei und kämpfte auf dem Schiffe bei einem entstandenen Streite so heldenmüthig für seinen Herrn, daß ihm dieser die Freiheit versprach. Da das Schiff auf einer Insel landete, machte Findan das Gelübde, die Gräber der Apostel zu besuchen, warf sich in die Fluthen des Meeres und schwamm nach der Küste von Schottland, wo er zwei Jahre verweilte, pilgernd von einem Orte der Andacht zum andern. Um sein Gelübde zu erfüllen, bestieg er endlich ein Schiff, das nach Gallien segelte. Er begab sich nun vor Allem nach Tours zu der Grabstätte des hl. Martinus, und zog von dort noch weiter durch Frankreich, durch einen Theil von Deutschland, die Lombardie und Italien. Endlich kam er nach Rom unter vielen Beschwerden und Entsagungen. Nachdem er dort seine Andacht verrichtet hatte, nahm er seinen Rückweg über die rhätischen Alpen, hielt sich einige Zeit im Kloster Pfeffers (Fabarium) auf, kam hierauf in die Burg des Grafen Wolfenus, eines Stifters der Abtei Rheinau26 bei Schaffhausen, und blieb vier Jahre bei ihm, erbauend Alle im Hause, die seines gottseligen Wandels gewahr wurden. – Im J. 851 trat er in Rheinau als Ordensgenosse selbst ein, wo er durch seinen Gehorsam, seine Demuth und Herzensreinheit zur Hebung der Zucht überaus viel beitrug. Seine Abtödtung stand mit seiner Nächstenliebe im schönen Einklang. Er entzog sich, mit Erlaubniß des Abtes, im ersten Jahre den vierten Theil seines Brodes, um es den Armen zu geben, im zweiten die Hälfte, im dritten drei Viertheile, so daß er fortan nur den vierten Theil für sich behielt. Er wachte gar gerne bei der Nacht im Gebete, und war ein besonders eifriger Verehrer Mariens. Gott überhäufte ihn mit vielen Gunstbezeugungen in Gesichten und Erscheinungen. Nach fünf Jahren fühlte er sich gedrungen, sich ganz von Allem abzuschließen und in einer Klause zu leben, um im vollen Sinne sagen zu können: »Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.« Der Abt ließ ihm daher eine Zelle an der linken Seite des Klosters bauen – mit zwei Fenstern, wovon eines gegen die Kirche, das andere gegen den Rhein schaute, durh welches letztere er die Speisen empfing und hinwiederum an die Armen vertheilte. In dieser Zelle lebte er 22 Jahre, und war Lehrer, Führer und Tröster von Tausenden, die zu ihm hinströmten.27 Als er später im Auftrag seines Abtes die Gebeine des hl. Blasius, welche Graf Wolfen im J. 855 in Rom von Papst Leo IV. erhalten und nach Rheinau geschenkt, in das neugegründete Priorat an der Alb auf dem Schwarzwalde, aus welchem später das berühmte fürstliche Stift St. Blasien entstand, gebracht hatte, und von da [210] wieder zurückgekehrt war, bereitete er sich mehr als je auf den Tod vor, der endlich am 15. Nov. 878 in seinem 78. Lebensjahre erfolgte. Er wurde nach seinem Tode sogleich als Heiliger verehrt, im 11. Jahrhundert aber gleich den hhl. Meinrad, Othmar und Wiborada in das Album der Heiligen aufgenommen. Lechner und Sintzel geben den Heiligen am 15., Butler am 25. November. Im Proprium von Chur, welches uns durch verehrte Hand zugesendet wurde, ist sein Fest sub ritu semid. am 29. Nov. (But., Lech.)