Getulius, SS.

[430] SS. Getulius et 3 Soc. MM. (10. Juni, al. 12. Jan.) Vom Lat. Getulius = ein Getulier (aus der Landschaft Getulien in Afrika). – Der hl. Getulius, auch Bolicus genannt, war der Gemahl der hl. Symphorosa, welche mit ihren sieben Söhnen unter Kaiser Hadrian zu Tivoli um das J. 120 wegen des christlichen Glaubens gemartert wurde und am 18. Juli verehrt wird. (S. S. Symphorosa). Getulius war Anfangs mit seinem Bruder Amantius beim kaiserlichen Heere, wo er irgend eine höhere Stelle bekleidete. Christ geworden, lebte er in größter Zurückgezogenheit auf seinem Landgute zu Gabii, unweit Tivoli, nicht weit von Rom, und sammelte täglich eine Menge Christen um sich, die er alle mit Speise und Nahrungsmitteln versorgte und im göttlichen Gesetze unterrichtete. So überraschte ihn eines Tages der kaiserliche Vicarius Cerealis Der Anblick dieser frommen, lernbegierigen Schaar machte auf diesen den günstigsten Eindruck. Er suchte seine Gefühle zu verbergen und fing an, als Bevollmächtigter des Kaisers zu inquiriren, warum Getulius die Befehle des Kaisers verachte, ob er dieselben nicht kenne und es nicht für Unrecht halte, denselben zu widerstreben. Getulius benützte diese Gelegenheit zu einer kurzen Hinweisung auf das Leben Jesu, auf seine Wunder, auf seine göttliche Natur und Wesenheit; Ihm zu dienen sei der höchste Beruf, welchen des Kaisers Verbot nicht aufheben könne. Dann ließ er seinen Bruder Amantius rufen, stellte ihn gleichfalls als Christ vor, und nun wurde durch die Gnade Christi das Werk vollendet. »Bruder,« sprach der hl. Getulius zu Cerealis, »lege ab die teuflischen Künste und zieh die Geduld unsers Herrn Jesu Christi an; denn sieh, auch ich habe Frau und Kinder und mein ganzes zeitliches Vermögen zu Tivoli zurückgelassen und suche nun die wahren und ewigen Güter.« Der Vicarius entgegnete: »Ich habe weder Weib noch Kind zu verlassen. Wenn es also etwas Ewiges gibt, so verberget es mir nicht, und ich verwerfe die Menschen, die voll von Todesgelüsten sind.« Der hl. Getulius sprach: »Dieß ist das Ewige, daß du glaubest an Christus den Sohn des lebendigen Gottes und die von Menschenhänden gemachten Götzen verwerfest.« Cerealis antwortete: »In welcher Art kann ich überzeugt seyn, daß nichts Verderbliches in mir zurückbleibe?« Darauf sprach sein Freund, der Tribun Amantius: »So du dich taufen lassest; im Bekenntnisse Christi wirst du das ewige Leben haben; wenn du alles, was du an irdischem Besitze dein nennst, zurücklassest, wirst du Hundertfaches dafür empfangen und das ewige Leben besitzen.« Cerealis zeigte sich geneigt; sie fasteten und beteten drei Tage ununterbrochen mit einander. Hierauf ertheilte Papst Sixtus I., welcher die Kirche Gottes vom J. 117–127 leitete, dem Cerealis die Taufe in einer Klypta, nachdem er zuvor den Unterricht im Gwuben vervollständigt hatte. Als Cerealis die Taufe empfing, rief er plötzlich aus: »Ich sehe ein Licht auf mich herniedersteigen, welches das Licht der Sonne an Glanz übertrifft.« Nun brachte der hl. Sixtus für einen Jeden die heil. Opfergaben (libamina) dar, und Alle nahmen sie Theil am heiligen Leibe und Blute unsers Herrn Jesu Christi und sie wurden gekräftiget, und er bestärkte sie im Glauben und in der Standhaftigkeit und entfernte sich mit Danksagung gegen Gott. Indessen fing man in Rom an, über die längere Abwesenheit des Cerealis sich zu erkundigen. Det Erste, welchem Cerealis sich als Christ bekannte, war ein Finanzbeamter, Namens Vincentius, der um eben diese Zeit zu Gava auf Commission war. Dieser eilte schleunigit nach Rom, um den Kaiser hierüber zu benachrichtigen. Sogleich wurde der Consular Licinius nach Gabii entsendet, eine peinliche Untersuchung einzuleiten. Dieser ordnete die Verhaftung des Cerealis, Getulius und Amantius an und machte einen Anfragebericht an den Kaiser. Auch Primitivus, ein Hausfreund des Getulius, befand sich unter den Gefangenen. Der Befehl des Kaisers lautete, Cerealis müsse entweder den Gottern opfern oder durch den Feuertod zu Grunde gehen. Licinius saß also zu Tivoli über die heil. Martyrer zu Gericht. Sie legten ein herrliches Bekenntniß ab. Als Cerealis gefragt wurde, was er wähle, Tod oder Leben, [430] gab er zur Antwort: »Würde ich nicht wahrhaftig zu leben verlangen, so wäre ich kein Bekenner Christi geworden.« Licinius ließ sie nun Alle geißeln. Mitten unter den heftigsten Schmerzen rief Getulius: »Dank dem allmächtigen Vater und dem Herrn Jesus Christus; denn ich bringe Ihm ein reines Opfer.« Nachdem die grausame Züchtigung vollzogen war, ließ Licinius die heil. Martyrer ins öffentliche Gefängniß tragen, wo sie 27 Tage blieden. Darauf wurden sie Alle dem Feuertode überliefert. Gott erhielt ihr Leben in den Flammen, welche sie unberührt ließen. Der hl. Getulius wurde sodann mit Prügeln todtgeschlagen; dasselbe ist, wiewohl die Acten uns über die Art ihres Todes nichts berichten, wahrscheinlich auch das Ende seiner Kampfesgenossen gewesen. Dieses geschah am 10. Juni; über das Jahr ist man nicht einig. Die Chronologen schwanken zwischen dem J. 124 und 138. Wahrscheinlich aber ist de Zeit früher zu setzen, da die hl. Symphorosa, welche, wie oben bemerkt, mit ihren sieden Söhnen um das J. 120 gemartert wurde, nach Ruinart bei ihrem Verhöre ausdrücklich angab, daß ihr Mann Getulius mit seinem Bruder Amantius bereits das Leben für Jesus hingegeben habe. Auch heißt es im Mart. Rom. und bei Butler (VIII. 24), die hl. Symphorosa habe die Leiber der heil. Martyrer in einer Sandgrube auf ihren Gütern beerdigt. Nach dem Mart. Rom., wo die hhl. Gelulius, Cerealis, Amantius und Primitivus ebenfalls am 10. Juni sich finden, und wo der hl. Gelulius ein sehr berühmter und gelehrter Mann genannt wird, wurden die Heiligen in der Salzstraße (via Salaria) gemartert. Der Leib des hl. Getulius befindet sich bei St. Angelo in Pescaria. (II. 264–267)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 430-431.
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