[534] 2S. Gualterius, Abb. (4. Juni). Dieser heil. Abt, welcher auch Galterus, Gualteras, Valterus und Walther heißt, lebte nach Butler (VII. 434) im 13. Jahrhundert. Er wird besonders im Bisthume Fermo (Firmum Picenum) im Kirchenstaate verehrt. Den Bollandisten stand eine Lebensbeschreibung zu Gebote, welche sie ins 15. Jahrhundert setzen, jedoch für interpolirt, wo nicht für unächt halten. Nach derselben ist er in Rom aus edlem Geschlechte geboren. Sein Vater wird Euritus, die Mutter Victoria genannt, und beigefügt, daß sie ihren Sohn durch unablässiges Gebet von Gott erhielten. Von Geburt an trug er ein wunderbares Zeichen in Kreuzesform, das bei gewissen Gelegenheiten geleuchtet haben soll, auf der Stirne. Auch jetzt noch soll dieses der Fall seyn, so oft seine Reliquien dem Volke gezeigt werden. Größer geworden, erregte er wegen seiner Schönheit die Liebe einer vornehmen Dame, die ihn zu ehelichen wünschte. Ihr Vater, ein hoher Beamter, wendete sich deßwegen an seinen Vater Euritus, welcher seinem Sohne auf alle Weise zuredete und ihn selbst durch Strenge zu dieser Ehe zwingen wollte. In dieser Noth ging er zu dem Priester Armandus und erhielt den Rath, sich vertrauensvoll zu Gott zu wenden. Gualternius that es und hörte nun auf einmal eine Stimme von oben, welche ihm zurief, daß er fliehen solle. Er floh nun mit einem Jünglinge und kam in das picenische Gebiet, nordöstlich von Rom, in einen Wald im Thale Marana. Hier blieben sie auf einem Hügel in der Nähe von San-Servigliano, wo sie bald durch ihre Frömmigkeit bekannt wurden. Die Einwohner erbauten ihnen daher am Tenna (Tinna, Tignea, Tinea), einem Flusse in der Mark Ancona, ein Hospitium, aus welchem bald ein Kloster entstand, dessen Abt der hl. Gualterius wurde. Später erfuhren auch seine Eltern [534] seinen Aufenthalt, zogen versöhnt zu ihm und starben in seinem Kloster. Längere Zeit nach ihnen starb auch der hl. Gualterius; doch läßt sich sein Todesjahr nicht angeben. Da das Kloster später zerstört wurde, kamen seine Reliquien nach Servigliano in die Pfarrkirche zum hl. Marcus, wo sie am 4. Juni unter großem Zulauf des Volkes verehrt werden. Papst Innocenz X. verlieh durch Breve vom 5. März 1652 einen vollkommenen Ablaß allen denen, welche am Feste des hl. Gualterius die bezeichnete Pfarrkirche besuchen und die gewöhnlichen Andachten verrichten etc. Im Mart. Rom. steht kein Gualterius. (I. 405.)