[578] S. Gundeberga (Gundebergis) war nach Raderus die Tochter der Longobardenkönigin Theodelinde, eine Nichte des Bayerkönigs Garibald, und wurde nachher selbst Königin der Longobarden. Sie hatte mancherlei Schicksale zu erleben. Ebenso schön als tugendhaft war sie dem Herrscher Arioald von Turin angetraut, reizte aber die Augen eines longobardischen Vornehmen, Namens Adalulfus, so sehr, daß er sie zur Sünde verleiten wollte. Sie spie ihm über seinen Antrag unwillig ins Angesicht. Adalulfus, den der Zorn und sein böses Gewissen empörten, klagte sie beim Gemahle an, sie habe demselben mit Gift nach dem Leben gestrebt, worauf der König Arioalds sie ins Gefängniß werfen ließ. Ein Zweikampf entschied hierauf zu Gundeberga's Gunsten, welche nun aus ihrem Kerker wieder zum Throne emporstieg. Als in der Folge der König Arioald Leben und Scepter einbüßte, erkor Gundeberga den Harodus als ihren Mann und als König, welcher ihr ewige Treue, ewige dankbare Erinnerung schwor. Aber wie er auf dem Throne war, vergaß er sein Versprechen und ließ die Schuldlose fünf Jahre im Kerker schmachten, worin sie aber die größte Gelassenheit behielt. Endlich ließ er aus Furcht vor den Waffen der Franken sie aus der Hast holen und schenkte ihr von da an aufrichtige Liebe und Verehrung. Theodelinde, ihre Mutter, hatte kummervoll ihre Tage geschlossen; Gundeberga aber baute nach ihrer Erhöhung dem hl. Johannes dem Täufer zu Pavia einen herrlichen Tempel, in welchem sie selbst zuletzt ihre Ruhestätte fand. (Rad. I. 37–38.