Herluinus, V.

[666] V. Herluinus, Abb. (26. Aug.) Der ehrw. Herluin, dessen Vater aus dänischem, die Mutter aus flandrischem Geschlechte war, widmete sich nach Lechner frühzeitig dem Waffendienste, in welchem er sich durch manche Waffenthat auszeichnete, bis er endlich im 37. Lebensjahre der Welt gänzlich entsagte und ein Kloster baute, wobei er mit eigenen Händen die niedrigsten Arbeiten verrichtete. Noch im Alter von 40 Jahren lernte er die Grammatik und das Verständniß der heil. Schriften. Vom Bischof Heribert von Lisieux (Lexovium) mit dem Ordenskleide bekleidet und zum Priester geweiht, wurde er als Avt eingesetzt. Er lebte mit den Mönchen, die sich ihm zugesellten, ein äußerst armes und arbeitsames Leben. Wegen übler Lage verlegte er [666] jedoch die Ansiedlung in das Thal von Brionne an den Ort Bec oder Le Bec (Beccum), im Bisthum Rouen. Der Ruf von Herluin's Weisheit und Heiligkeit lockte bald mehrere ausgezeichnete Männer herbei, unter welchen besonders der ehrw. Erzbischof Lanfrank von Canterbury und der hl. Anselmus4 zu nennen sind. Auch der nachmalige Papst Alexander II. befand sich nach Migne unter seinen Schülern. Als Lanfrank im J. 1042 die Aufnahme begehrte, war Abt Herluin eben mit der Herstellung eines Ofens beschäftigt, den er selbst setzte. (Maji VI. 834. n. 5). Als Abt war er »demüthig, äußerst geduldig, sehr enthaltsam in körperlichen Bedürfnissen, durchaus entfernt von weltlicher Pracht, ein Kenner der vaterländischen Gesetze, der Seinigen gegen ungerechte Dränger treuer Schutz, sehr erfahren in Behandlung weltlicher Geschäfte. Man hätte für die Herbeischaffung und Besorgung des Nothwendigen keinen Klügern und Thätigern finden können.« Er wird von Menardus (Mart. Rom.) und auch von den Bollandisten (Maji VI. 835) einmal »selig« genannt, ebenso von Mabillon; ja von Einigen selbst »heilig« (Maji VI. 832). Gleichwohl hat er eine öffentliche Verehrung nie erhalten, selbst nicht einmal zu Bec, und er steht deßhalb bei den Bollandisten unter den »Uebergangenen«. Migne setzt ihm nach dem Vorgange der Bollandisten (Aug. V. 762) den Titel »ehrwürdig« bei und gibt das J. 1078 als sein Todesjahr an. Ebenso auch Lechner. Mabillon erzählt, sein Andenken sei zwar zu Bec allzeit in Ehren gestanden; man habe ihm ein über der Erde erhöhtes Grabmal gebaut, jedoch alljährlich an seinem Todestage die Missa pro Defunctis abgehalten, wenn gleich feierlicher als sonst. (V. 762.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 666-667.
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