Hugo, S. (2)

[780] 2S. Hugo, Abb. (1. al. 28. 29. April, 16. März). Dieser hl. Abt Hugo vou Bonnevaux stammte aus adeligem Geblüte und trat, wie der hl. Bernardus in seinem 351. Briefe erwähnt, die Gegenreden seiner Anverwandten nicht beachtend, in der schönsten Jugendblüthe in den Cistercienser-Orden und zwar in dem um das J. 1132 gestifteten, in der Diöcese Chalon (Cabillonum) nicht weit von Beaune (Belna) gelegenen Kloster von Maizieres oder Mézières (Maceriae). Nach einiger Zeit verspürte er aber heftige Versuchungen und war daran, in die Welt zurückzukehren. Mit diesem Gedanken beschäftiget, ging er in die Kirche und betete unter Thränen und mit zum Himmel erhobenen Händen auf den Knien um Erleuchtung. Da sah er über dem Altare die Mutter der Barmherzigkeit, von Licht umhüllt wie von einem Gewande, und es schien ihm, als sähe er Jesum, ihren Sohn, neben ihr, und zugleich ging an seinem Auge Sein ganzes Leben und Leiden, Seine Auferstehung und Himmelfahrt vorüber. Und während er Alles dieß sah, sprach unsere Frau zu ihm: »Handle männlich und sei starken Herzens im Herrn; du wirst fürder von solchen Versuchungen nicht mehr heimgesucht seyn.« Darauf begann er, so ernste Buße zu üben und namentlich so strenge zu fasten, daß er gefährlich erkrankte. Der hl. Bernardus, welcher damals noch lebte, besuchte ihn und sorgte für angemessene Verpflegung, so daß er durch Gottes Gnade wieder genas. Bald hernach wurde er zum Abte von Bonnevaux (Bonavallis), in der Diöcese Vienne, das der Erzbischof Guido und nachmalige Papst Calixtus II. im J. 1117 gegründet hatte, gewählt. Unter ihm kamdie Genossenschaft zu großer Blüthe. Einst wurde ihm geoffenbart, daß unter den Mönchen einer sei, der eine schwere Sünde auf dem Herzen habe. Unter Thränen ermahnte er die Brüder zu beichten. Am andern Tag klagte aber der heil. Abt aufs Neue, er habe den Teufel in schrecklicher Gestalt unter ihnen gesehen. Da der Schuldige säumte, ein Bekenntniß abzulegen, nahm er ihn auf die Seite und sagte ihm seine Sünde. In großer Reue warf sich dieser vor dem heil. Abte nieder und begehrte eine Buße. Sie wurde ihm auferlegt, worauf der Teufel nie mehr erschien. Seine Lebensgeschichte enthält noch andere Züge dieser Art, welche beweisen, in wie hohem Ansehen er wegen seines heiligen [780] Lebens stand. Ein Laienbruder war schwer erkrankt, wollte aber eine Sünde, wegen welcher ihn sein Abt nach Bonnevaux geschickt hatte, nicht beichten, sondern läugnete sie hartnäckig bis ans Ende und bat um die Communion, da er Alles gebeichtet hätte. Der heil. Abt ließ ihm also den Leib des Herrn reichen. Aber kaum hatte ihm der Priester die heil. Hostie auf die Zunge gelegt, als er ausrief: »Ich Elender, was werde ich anfangen!« Man nahm also den Leib des Herrn von seiner Zunge weg, worauf er plötzlich starb. Dieser hl. Abt Hugo war es auch, welcher in Folge eines vom Himmel gekommenen Auftrags im J. 1177 zu Venedig zwischen dem Kaiser Friedrich dem Rothbart und Papst Alexander III. den Frieden vermittelt hat und hiedurch auch in der Weltgeschichte berühmt geworden ist. Er starb eines so sanften Todes, daß man seinen Hintritt nur am gänzlichen Aufhören des Athmens und Pulses erkannte. Sein Name steht in mehreren Martyrologien seines Ordens. Einige haben sein Fest am 28. oder 29. April; Chalemot hat es am 16. März mit dem Todesjahr 1193, während ihn Bucelin im J. 1180 sterben läßt, die Boll. aber blos das 12. Jahrh. angeben. Im eigentlichen Mart. Rom. haben wir ihn nicht gefunden, wohl aber in dem demselben beigefügten Cistercienser-Martyrologium, wo er am 1. April steht mit dem Beifügen, daß er dem Gegenpapst Octavianus tapferen Widerstand geleistet habe. Auch ist nach dem 28. März dort noch bemerkt, daß durch ihn das Fest der Dornenkrone Unsers Herrn in seinem Orden eingeführt worden sei, welches sich dann beinahe durch ganz Frankreich etc. verbreitet hat. Auch die Boll. behandeln ihn am 1. April. (I. 46–48.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 780-781.
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