[4] 12V. Ida Lovaniensis, V. Ord. Cist. (13. April). Im Laufe des 13. Jahrhunderts in Löwen (Lovanium) von reichen und angesehenen Eltern geboren, hatte Ida schon als unmündiges Mädchen in der Kirche eine Erscheinung. Sie sah nämlich vom Himmel ein Licht während der heil. Wandlung auf den Altar niederkommen, woraus ihre Mutter für die Zukunft erfreuliche Hoffnungen bezüglich ihrer Tochter schöpfte. Im Alter von 18 Jahren fühlte sie sich wunderbar von der Gnade Gottes ergriffen und nach oben gezogen, aber auch in demselben Maße von Versuchungen bestürmt und durch üble Behandlung von Seite ihres Vaters, welcher ein Weinhändler war, geprüft. Die Betrachtung des Leidens Christi und die heil. Communion waren die Schilde, womit sie die Angriffe abwehrte, und der Balsam, womit sie die Wunden dder erlittenen Unbilden heilte. Die fromme Jungfrau schlief stets auf hartem Lager, trug ein rauhes Gewand und geißelte sich oft bis aufs Blut. Einst betete sie mehrere Tage hindurch täglich 1100 Mal den englischen Gruß unter ebenso oftmaligem Kniebeugen. Als sie einmal die Tagzeiten zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, die sie täglich zu recitiren pflegte, mit gewohnter Andacht betete, soll sie beim Aussprechen der Worte: »Und das Wort ist Fleisch geworden«, die Substanz des heil. Fleisches Christi im Munde verspürt haben. Häufig sang sie heilige Lieder, nährte sich von geringer Kost und aß nur Einmal des Tages. Da sie nichts mehr suchte und wollte als Jesum, so gab sich ihr dieser himmlische Bräutigam bald in solcher Fülle der Seligkeit zu kosten, wie wir es nur bei den auserlesensten Heiligen finden. Besonders durch die tägliche heil. Communion, welche ihr das Oberhaupt der Kirche gestattete, so recht Eins mit Jesus geworden, erhob sich ihr Geist zur höchsten Freiheit, in einen wahrhaft paradiesischen Zustand. Alle Geschöpfe dienten ihr. So wird von ihrem Lebensbeschreiber neben vielen andern wunderbaren Ereignissen erzählt, daß, als sie am Wasser mit Waschen beschäftiget war, viele Fische sie freudig umringten, ihre Finger küßten etc. Ein anderes Mal folgten viele Hühner der Nachbarschaft bereitwillig ihrer Einladung, mit ihr dem heil. Meßopfer vor der Kirchthüre beizuwohnen etc. Auch die Zukunft schloß sich vor ihr auf; selbst den Himmel sah sie einmal mitgrößtem Entzücken offen. Ein anderes Mal erhielt sie von dorther durch einen Engel das Brod des Lebens, nach welchem sie eine sehr große Sehnsucht hatte, ohne daß sie sich getraut hätte. von ihrem Beichtvater eine so oftmalige Communion zu erbitten. (Vgl. Menzel's Symb. I. 12. 90. 267). Durch ihr Gebet heilte sie Kranke und rief ihre jüngere verstorbene Schwester wieder ins Leben zurück. Sie wurde einer Erscheinung der heil. Jungfrau, sowie die Wundmale des Herrn an ihrem Leibe zu tragen gewürdiget. (Vgl. Menzel's Symb. II. 566). Zur Vollendung des Werkes ihrer Heiligung begab sie sich in das Cistercienser-Kloster Roosendael (Vallis Rosarum) an der Nethe bei Mecheln, wo sie ganz dem beschaulichen Leben sich ergab. Nicht selten sah man nach der heil. Communion und auch bei anderen Gelegenheiten einen wunderbaren Lichtglanz von ihrem Leibe ausstrahlen. Auch ein süßer [4] Wohlgeruch verbreitete sich um sie etc. Im J. 1300 überfiel sie ein Fieber und machte ihrem heiligen Leben ein Ende. So heißt es in ihrem aus den Aufschreibungen ihres Beichtvaters Hugo59 gesammelten Leben, wonach sich Bucelin wohl irren mag, wenn er sagt, die wundersame Jungfrau habe um das Jahr 1230 geblüht. Ihr Leib wurde in der Kirche begraben und von den Gläubigen hoch in Ehren gehalten, bis im Jahre 1580 Kirche und Kloster von den bilderstürmerischen Calvinisten verwüstetwurden, und Ida's Grab und Reliquien untergingen. Am Schlusse des einleitenden Commentars spricht jedoch der Bollandist Papebroch die Hoffnung aus, daß man, weil der Ort ihres Begräbnisses durch die Tradition angegeben wird, Nachforschung halten und die Verehrung einer so frommen Jungfrau wieder zu neuem Leben rufen werde. (II. 155–189.)