Januarius, SS. (79)

[141] 79SS. Januarius, Ep. Benev. et 6 Soc. MM. (19. Sept. al. 1. 2. Mai, 19. Oct. 16. Dec.). Um das Leben dieses berühmten hl. Januarius und seiner Gefährten, nämlich der hhl. Diakone Sosius, Festus5 und Proculus, dann des hl. Lectors Desiderius6, sowie der hhl. Bürger Eutyches5 (Eutycheles) und Acutius2 noch genauer beschreiben zu können, ist der Bollandist Johannes Stilting im J. 1753 mit einem Collegen eigens nach Neapel gereist und hat dann das, was er in dieser Beziehung schon hatte, und was man in Neapel für ihn gesammelt, zum 19. Sept. (VI. 761–894) ausführlich dargelegt. Wir wollen das Wesentlichste davon hier geben. Ueber die Zeit und den Ort der Geburt des hl. Januarius läßt sich Bestimmtes nicht angeben. Wahrscheinlich wurde er um die Mitte des dritten Jahrhunderts in Neapel geboren, obwohl auch die Stadt Benevento nicht unwichtige Gründe hat, um ihn als ihren Mitbürger zu bezeichnen. Jedenfalls war er dort Bischof, und dieß ist auch das einzige Gewisse aus seinem früheren Leben; denn was Andere aus einer erdichteten griechischen Lebensbeschreibung über seine verschiedenen Namen, über seine Eltern etc. genommen haben, verdient nach den Bollandisten (S. 780) mehr der Vergessenheit übergeben als widerlegt zu werden. Nur das führen sie noch an, daß er wahrscheinlich aus der edlen Familie der Januarier (ex nobili gente Januaria), die sowohl in Neapel, als auch in Benevento existirte (S. 774), entsprossen sei. Auch heißt es noch in der ersten, bei den Bollandisten (S. 866–868) enthaltenen, von einem Unbekannten verfaßten Lebensbeschreibung, daß seine Mutter drei Tage vor ihm gestorben sei, woraus sie schließen, daß er bei seinem im J. 305 erfolgten Martyrtode noch kein Greis, sondern etwa 30, 40 oder 50 Jahre alt gewesen sei. Ueber seine Wirksamkeit als Bischof von Benevent, die wahrscheinlich nicht lange gedauert hatte, sagt die bei den Bollandisten (S. 874–882) enthaltene, von dem Diakon Johannes in Neapel verfaßte zweite Lebensbeschreibung nichts Weiteres, als daß er mit dem hl. Sosius (Sossius), dem glaubenseifrigen Diakon der Kirche von Miseno (Misenum) unweit von Neapel, in Freundschaft gestanden sei und denselben öfter besucht habe, wobei sie heilige Gespräche mit einander führten und auch die Gläubigen damit erbauten. Bei einem solchen Besuche sah der hl. Bischof Januarius einmal auf dem Haupte des hl. Sosius, während dieser in der Kirche mit freudigem Eifer das Evangelium verkündete, eine leuchtende Flamme, was dann der heil. Bischof den Anwesenden mit der Erklärung kund gab, daß der heil. Diakon wohl bald mit dem Diadem des Martyrthums werde gekrönt werden. Und dieß geschah auch wirklich. Es wüthete nämlich die im J. 303 begonnene Christenverfolgung des Kaisers Diokletian, und sein Statthalter Dracontius in Campanien, bei welchem der hl. Sosius in einem Alter von etwa 30 Jahren als eifriger Glaubensprediger angeklagt worden war, ließ diesen bald nachher vorrufen und verlangte von ihm, daß er den Göttern opfere. Als er dieses standhaft verweigerte, wurde er zuerst unmenschlich geschlagen und dann nach dem benachbarten Pozzuoli17 in einen schrecklichen [141] Kerker abgeführt. Hier wurde er von dem gern der Stadt, den hhl. Eutyches5 (auch Eutices und Eutychetes genannt) und Acutius, besucht, und da diese über die an dem unschuldigen Manne verübte Grausamkeit sich unwillig äußerten, ließ Dracontius sie gleichfalls unmenschlich schlagen und dann in den gleichen Kerker werfen. Kaum hatte der hl. Bischof Januarius davon gehört, als er sich aufmachte, um die Gefangenen, namentlich seinen Freund Sosius, zu besuchen und zu trösten, was er denn auch öfter that, obwohl Benevento von Pozzuoli wohl 20 Stunden entfernt ist. Inzwischen war ein gewisser Timotheus der Nachfolger des Dracontius geworden und auf seiner Visitationsreise nach Nola, einer Stadt zwischen Neapel und Benevento, gekommen. Dort vernahm er von den seit längerer Zeit in Pozzuoli gefangenen Christen, und wie der Bischof Januarius von Benevento sie immer besuche etc. Er ließ daher diesen verhaften und nach Nola führen. Da der heil. Bischof sich standhaft weigerte, den Göttern zu opfern, ließ ihn Timotheus in einen drei Tage lang geheizten Feuerofen werfen, aus welchem er jedoch ganz unverletzt hervorging, während mehrere von den umherstehenden Heiden durch die herausschlagenden Flammen schwer verletzt wurden. Hierüber erzürnt, ließ der Statthalter ihn grausam peinigen und dann ins Gefängniß werfen. Inzwischen hatten zwei von seinen Geistlichen, nämlich der hl. Diakon Festus und der hl. Lector Desiderius, von der Gefangennehmung ihres heil. Bischofs gehört und eilten daher zum Besuche nach Nola, wo sie sich über diese Ungerechtigkeit und Grausamkeit beklagten. Als Timotheus dieses hörte, ließ er sie ebenfalls gefangen nehmen, dann aber, da sie auch standhaft ihren Glauben bekannten, mit dem hl. Januarius in Ketten vor seinem Wagen nach Pozzuoli führen und dort zu den vier übrigen Gefangenen einkerkern. Groß war die Freude, als die heil. Bekenner einander sahen. Sie lobten Gott und ermunterten einander zum bevorstehenden Kampfe. Am folgenden Tage wurden sie in Gegenwart des Statthalters und einer großen Volksmenge im Amphitheater den wilden Thieren vorgeführt. Wie Felsen standen sie da, bezeichneten sich mit dem Zeichen des heil. Kreuzes und erwarteten die wilden Bestien, die mit großer Wuth auf sie losstürzten, aber dann, als sie in ihre Nähe kamen, ihre Wildheit vergaßen und sich schmeichelnd zu den Füßen der heil. Bekenner legten. Alles Volk staunte und murrte, so daß Timotheus sich fürchtete und beschämt den Befehl gab, die führt wurden, ward der Statthalter mit Blindheit geschlagen; er ließ daher den hl. Januarius zurückrufen, bat ihn um seine Fürbitte und erhielt auch wirklich auf des Heiligen Gebet sein Augenlicht wieder. Allein anstatt hiefür dankbar zu seyn, ließ er, aus Furcht vor den Kaisern, besonders da eine Anzahl von fast 5000 Anwesenden zum Christenthume sich bekehrt hatte, den hl. Januarius doch auch zur Enthauptung abführen, welche im J. 305 (der Tag ist unbekannt) etwa eine Meile östlich von Pozzuoli stattfand, nämlich nach den Acten (S. 879) »ad Sulphuratoriam«, d.h. bei der Schwefelquelle18. Die Leichname der heil. Blutzeugen wurden daselbst ehrenvoll begraben und zwar, wie die Bollandisten (S. 783. nr. 99) meinen, auf einem nahen Hügel, wo man dann eine dem hl. Januarius geweihte Kirche und später ein Capucinerkloster erbaute. Später erhob man ihre Reliquien. Die Leiber der hhl. Proculus, Eutyches und Acutius wurden (nach den Boll. wahrscheinlich am 18. October) nach Pozzuoli gebracht; die der hhl. Festus und Desiderius nach Benevento; der des hl. Sosius am 23. September nach Miseno, wo man ihn später in einer prachtvollen Kirche beisetzte. Die Zeit ihrer Uebertragung ist aber nach den Bollandisten ganz ungewiß. – Was nun den hl. Januarius betrifft, so wurden mehrere Translationen seines heil. Leibes vorgenommen, und zwar die erste [142] nach den Bollandisten (S. 784) wahrscheinlich unter dem hl. Bischofe Severus, welcher um das J. 412 starb. Dieser hatte nämlich in einer Vorstadt von Neapel eine Kirche dem hl. Januarius zu Ehren erbaut und dann dessen heil. Reliquien dahin gebracht. Das Jahr ist zwar nicht bekannt, aber als der Tag wird der 19. September angenommen, weßwegen auch das Fest des Heiligen und seiner Gefährten an diesem Tage in der ganzen Kirche gefeiert wird. Hier ruhte nun der hl. Januarius mehr als vier Jahrhunderte und es wurden auf seine Fürbitte viele Wunder gewirkt, unter denen besonders die Auferweckung eines todten Knaben vorkommt. Auch ein schrecklicher Ausbruch des feuerspeienden Berges Vesuv, der im J. 472 oder nach Andern im J. 685 stattfand und der Stadt Neapel große Gefahr drohte, wurde durch ihn ausgelöscht, nachdem das ganze Volk in dieser schrecklichen Noth Tag und Nacht ihn um seine Fürbitte angerufen hatte etc. Im 8. Jahrhunderte wollte Fürst Arichis von Benevento, welcher den hl. Januarius sehr verehrte, seinen heil. Leib von den Neapolitanern erwerben. Da aber diese ihn um keinen Preis herausgaben, machte Arichis der Kirche derselben ansehnliche Geschenke. Aber im J. 817 oder 825 führte Fürst Sico von Benevento den heil. Leib, jedoch ohne das Haupt und ohne das heil. Blut desselben, am 23. October als Siegesbeute in großem Triumphe nach Benevento, und um diese Zeit wurden auch die Reliquien der hhl. Festus und Desiderius, welche bisher in einer Vorstadt von Benevent aufbewahrt wurden, in die Stadt selbst gebracht und mit dem hl. Januarius in der nämlichen Kirche beigesetzt. Als Kaiser Ludwig II. gegen die Saracenen Krieg führte, wurden im J. 871 einige Reliquien desselben nach Reichenau (Augia dives), dann ein Theil von dort nach Rheinau (Rhinovium) in der Schweiz, später auch nach Prag gebracht. Aber nach den Bollandisten (S. 788) waren dieses vielmehr Reliquien von den hhl. Proculus, Eutyches und Acutius. Auch die Neapolitaner erhielten um das J. 770, da Pozzuoli verwüstet wurde, große Reliquien von den hhl. Eutyches und Acutius, später auch vom hl. Sosius Obwohl in Neapel nur mehr das Haupt und das Blut des hl. Januarius war, verehrten ihn die Neapolitaner doch noch immer als Patron, der ihnen in vielen Nöthen durch seine mächtige Fürbitte half. Im J. 1129 wurden die Reliquien der hhl. Januarius, Festus und Desiderius zu Benevento in eine neue Kirche, in späterer Zeit aber, wahrscheinlich während eines Krieges, heimlich in das Kloster Monte-Vergine (Mons Virginis oder Virgilianus) gebracht, wo sie lange Zeit unter dem Hochaltare verborgen blieben, bis man im J. 1480 bei Gelegenheit der Kirchen-Restauration den Leib des hl. Januarius mit der betreffenden Aufschritt wieder fand. Derselbe wurde nun auf den Wunsch des Königs Ferdinand mit Erlaubniß des Papstes Alexander VI. vom Erzbischofe Alexander Carafa am 13. Jan. 1497 nach Neapel zurückgebracht und in der erzbischöflichen Kirche beigesetzt. Weil damals eben die Pest in Neapel und der Umgegend grassirte, war Niemand den heil. Reliquien entgegen gegangen; aber als man am andern Tage die Ankunft derselben erfuhr, eilte Alles zu ihrer Verehrung herbei, und von diesem Tage an machte auch die Pest keine weiteren Fortschritte, sondern hörte vielmehr ganz auf, wie denn auch sonst noch viele Wohlthaten, welche den Neapolitanern auf die Fürbitte des Heiligen zu Theil wurden, von den Bollandisten (S. 795 ff.) aufgezählt werden, namentlich augenscheinliche Hilfe bei großen Erdbeben und gefährlichen Ausbrüchen des Vesuvs in den Jahren 1631 und 1698. Im J. 1707 trug man in feierlicher Procession die Reliquien des hl. Januarius in eine Kapelle am Fuße jenes Berges, und sogleich hörte die Lavaströmung auf, die durch den Rauch und Aschenregen hervorgebrachte Dunkelheit verschwand, und Abends sah man wieder die Sterne am Himmel glänzen. Es ist daher kein Wunder, daß die Neapolitaner ihn als ihren Hauptpatron erwählten und ihm zu Ehren mehrere Kirchen, Kapellen und Altäre bauten, die bei den Bollandisten (S. 797–806) aufgezählt werden, wo auch die Abbildung einer alten Statue und alter Bilder desselben, sowie von einigen auf ihn geschlagenen Münzen sich findet. – Die heutige Metropolitankirche in Neapel ist übrigens nicht dem hl. Januarius, sondern der seligsten Jungfrau Maria geweiht; dagegen sind in derselben zwei Kapellen, von denen die eine im J. 1506 vollendet wurde und den Leib des hl. Januarius enthält, der unter dem dortigen Altare ruht, auf welchem der Schreiber dieses am 22. Juni 1845 die heil. Messe [143] lesen zu können die Freude hatte. Diese von dem Cardinale Oliverius Carafa erbaute Kapelle heißt Confessio S. Januarii (Ipogeo di San Gennaro), bei den Neapolitanern manchmal auch Subcorpus, vulgo Succorpo. Die andere Kapelle heißt »der Schatz« (Capella di tesoro), weil dort das Haupt und das Blut des hl. Januarius mit vielen anderen Reliquien aufbewahrt wird. Diese wurde anstatt der alten Schatzkapelle von der Stadt Neapel ex voto wegen einer durch die Fürbitte des Heiligen im J. 1526 erlangten Befreiung von der Pest im J. 1608 zu bauen angefangen und im J. 1647 vollendet. Auch dort steht an der Wand ein Altar, in welchem oben in der Absis eine Art von Tabernakel mit zwei aus Werkstücken von Marmor in die Mauer gebauten Schreinen (armarium) sich befindet, von denen jeder durch zwei in- und auswendig mit Silberblech beschlagene Thüren verschlossen ist. Jede Thüre hat zwei Schlösser und zwei verschiedene Schlüssel, von welchen zwei der Erzbischof und zwei der Magistrat von Neapel oder vielmehr abwechselnd Einer von der aus zwölf angesehenen Männern bestehenden »Deputation des Schatzes« bewahrt. Der eine dieser Schreine enthält das in einer kostbaren Büste eingeschlossene Haupt, und der andere das in einer Art von Monstranz oben eingefügte gläserne Gehäuse, in dem die zwei oben versiegelten gläsernen Fläschchen19 mit dem eingetrockneten, verdichteten (concretus) Blute des hl. Januarius sich befinden, welches, von einer frommen Frau bei seiner Enthauptung frisch aufgefaßt, stets mit seinen Reliquien verehrt wurde, und das bekanntlich, wenn man es in die Nähe seines heil. Hauptes oder auch anderer seiner Reliquien bringt und denselben gegenüberstellt, wunderbarer Weise aufwallt und flüssig wird. Dieses geschieht auf folgende Weise: An gewissen, auf den hl. Januarius und seine Translationen bezüglichen, Festtagen des Jahres – namentlich am Samstage vor dem ersten Sonntage im Monate Mai und die folgenden 8 Tage, sowie am 19. September und die folgenden 7 Tage, dann am 16. December, an welchem in der Domkirche sein Schutzfest (Patrocinium) wegen der im J. 1631 bei dem oben bezeichneten Ausbruche des Vesuv erlangten Hilfe gefeiert wird, sowie ausnahmsweise auch noch an anderen Tagen – wird sein heil. Haupt, welches man übrigens allein öfter im Jahre aussetzt, in Gegenwart von vielen Zeugen aus dem Schreine herausgenommen und in Procession durch einige der nächsten Straßen entweder in eine andere Kirche oder auf den Hochaltar der Domkirche getragen oder auf dem Altare der Schatzkapelle selbst auf die Evangelienseite gestellt. Später wird auch die Monstranz mit dem heil. Blute dahin gebracht und auf die Epistelseite hingesetzt. Dann nimmt ein Priester das mit den goldenen Verzierungen etwas mehr als 12 Zoll hohe, die beiden Fläschchen einschließende gläserne Gehäuse aus der Monstranz, hält es beim Stiele und zeigt es den Umstehenden, wobei ein anderer Priester ihm mit einem kleinen Kerzenlichte leuchtet, so daß Jedermann von dem festen, dichten Zustande des in den Glasfläschchen befindlichen Blutes sich überzeugen kann. Nach längerer oder kürzerer Zeit (manchmal auf der Stelle, manchmal nach 2, manchmal erst nach 40 Minuten) entstehen nun kleine Bläschen, und das bisher ganz feste Blut gerinnt und wallt auf und wird flüssig wie gewöhnliches frisches Blut und erfüllt meistens auch noch den bisher leeren Raum des Fläschchens, oder vielmehr, wie die Bollandisten (S. 845. nr. 377) ausdrücklich bemerken, der beiden Fläschchen, bei welchen gleichzeitig die nämlichen, übrigens zu verschiedenen Zeiten sehr verschiedenen, Erscheinungen vorkommen. Und wie vorher von der Versammlung das Miserere und andere Gebete gesprochen werden, an welchen besonders einige arme Frauen sich betheiligen, die von dor Familie des hl. Januarius oder von seiner Amme abstammen sollen, so schallt dann, wenn der Priester das geschehene Wunder des Flüssigwerdens angekündigt, das Te Deum laudamus [144] freudig durch die Hallen der Kirche; der Priester aber fährt fort, die in dem besagten gläsernen Gehäuse hermetisch verschlossenen Fläschchen mit dem flüssig gewordenen Blute Jedem zu zeigen, der sie sehen will, drückt sie Jedem auf Stirne und Brust und reicht sie zum Kusse dar, oder stellt sie auf den Altar. Das Blut bleibt längere oder kürzere Zeit flüssig und kehrt dann, besonders wenn es bedeckt oder sonst nicht mehr im Angesichte des heil. Hauptes ist, wieder in seinen vorigen festen Zustand zurück. Manchmal wird es auch schon flüssig aus dem Schreine herausgenommen; nur sehr selten geschah es, daß es gar nicht flüssig wurde, was die Neapolitaner für eine schlimme Vorbedeutung halten etc. – Wann diese wunderbare Erscheinung zuerst stattgefunden habe, läßt sich nicht angeben; doch sagt der Bollandist Stilting (S. 830 ff.), ein gewisser Lupus de Specchiis habe in seinem in der Mitte des 15. Jahrhunderts geschriebenen Leben des hl. Peregrinus ausdrücklich bemerkt, daß dieser, als er im Anfange des 12. Jahrhunderts auf seinen Reisen nach Neapel kam, dieses Wunder mit den beiden gläsernen Fläschchen schon als ein altes und bekanntes vorgefunden habe. Dieses Wunder bezeugen auch viele andere der ehrwürdigsten und bewährtesten Schriftsteller, wie z.B. Papst Pius II. (Aeneas Silvius) im J. 1456, der bekannte Philosoph und Mediciner Angelus Cato im J. 1474, die gelehrten Jesuiten Henschenius und Papebroch, die es am 10. März 1661, dann der Bollandist Stilting und sein College, die es am 21. Aug. 1754 sahen etc. Ein sehr gewichtiger Zeuge der neuesten Zeit ist der gelehrte Dr. Friedrich Hurter20, welcher noch als Protestant am 4. Mai 1844 die St. Clara-Kirche zu Neapel, wohin damals das heil. Haupt mit dem heil. Blute gebracht wurde, mit den gewöhnlichen Vorurtheilen betrat, dann aber den Vorgang in der nächsten Nähe und am folgenden Tage bei San-Gennaro selbst nochmal ganz genau sah und am Ende (S. 348) offen erklärte: »etwas Wunderbares, wenigstens Unerklärliches, könne hier selbst von dem Ungläubigsten, so er nur redlich und aufrichtig seyn wolle, nicht geläugnet werden. Entweder müsse er ein solches (Wunder) im eigentlichen Sinne, so wie es von dem Oberhaupte der Kirche, von der gesammten Geistlichkeit und von dem ganzen neapolitanischen Volke dafür gehalten werde, annehmen, oder alsdann ein noch weit größeres Wunder darin anerkennen, daß ein Betrug (zwischen welchem und der außerordentlichen Erscheinung es keine Wahl geben kann), der niemals durch einen Einzigen, sondern nur unter dem Zusammenwirken Mehrerer jeweils möglich seyn kann, durch den Lauf vieler Jahrhunderte in immer gleich ungeschwächter Wirksamkeit habe fortdauern können.« Zugleich wird von ihm nachgewiesen, daß alle versuchten natürlichen Erklärungsweisen gänzlich unstichhaltig seien, indem z.B. die Hand des Priesters mit den Fläschchen gar nicht in Berührung komme, also die Wärme derselben eben so wenig als die Temperatur der Kirche irgend einen Einfluß auf dieselben ausüben könne etc. Hiebei wird auch (S. 355 ff.) der am 21. Juni 1824 als Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften gestorbene Mathematiker Nikolaus Fergola citirt, welcher alle gegen das Wunder gemachten Einwürfe, eben so wie früher die Bollandisten (S. 852–866), ausführlich widerlegt und nach den genauesten Beobachtungen namentlich nachweist, wie der Wärmegrad der Kirche gar keinen Einfluß auf das Flüssigwerden des Blutes ausüben könne, da derselbe nur wenig differire, und das Blut manchmal bei geringerer Temperatur viel eher flüssig werde, als bei einer höheren etc. Schließlich erwähnt Dr. Hurter S. 377 f. auch noch das Zeugniß des englischen Naturforschers C. Waterton, welcher ebenfalls mit eigenen Augen sah, wie »das Blut einen Klumpen bildete und durchaus unbeweglich war«, dann aber flüssig wurde, und welcher dann seinen Bericht mit den Worten schließt: »Alle meine früheren Erlebnisse traten vor diesem Ereignisse in den Hintergrund, und ich spreche hiemit als meine vollste Ueberzeugung aus, daß das Flüssigwerden des Blutes des hl. Januarius ganz unzweifelhaft durch ein Wunder bewirkt werde.« [145] Auch unsere innigste Ueberzeugung ist es, daß der gütige Gott zur Stärkung und Kräftigung des Glaubens in Seiner Kirche zu den vielen täglichen und daher nicht mehr beachteten Wundern, wie z.B. des Blutumlaufes im menschlichen Körper, von welchem man wohl die Thatsache weiß, aber das eigentliche Wie nicht erklären kann, – dann der alljährlichen Verwandlung des Wassers in Wein durch die Weinreben etc., hier in der alljährlich öfter wiederholten Flüssigwerdung des Blutes des hl. Januarius ein Wunder hingestellt hat, und zwar ein Wunder, welches mit einigem Zeit- und Geldaufwand Jedermann, der es etwa zur Stärkung seines Glaubens nothwendig hat, miteigenen Augen sehen kann, und welches daher auch für die Glaubwürdigkeit vieler anderer von Gott durch Seine Heiligen gewirkter Wunder sehr laut spricht, was denn auch der Hauptgrund ist, daß wir es hier ausführlicher dargestellt haben, wenn auch freilich dieser Darstellung noch gar Vieles beizufügen wäre. – Am 19. Sept. findet sich der hl. Januarius mit seinen Gefährten im Mart. Rom. und auch sub ritu dupl. im römischen Breviere. Manche halten diesen Tag für seinen Todestag; aber wir haben schon oben bemerkt, daß es vielmehr der Tag der ersten Translation ist, der in Neapel einige Zeit lang auf den 2. oder 8. Mai verlegt war. – Die heil. Kunst stellt ihn dar als Bischof. von wilden Thieren umgeben, weil diese ihn unversehrt gelassen; bisweilen trägt er ein Schwert. Zu Neapel sieht man ihn in bischöflicher Kleidung mit Stab und Insul, in der Rechten ein offenes Buch vor sich haltend mit der Inschrift: »Beatus vir, qui inventus est sine macula.« Auf einem Altare steht er daselbst gleichfalls in bischöflichen Gewändern, in der Rechten ein Blutfläschchen, in der Linken ein Buch haltend, oder auch sitzend und segnend etc. (VI. 761–894.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 141-146.
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