[318] 235B. Johannes Bassandus, (26. al. 25. August), ein Cölestiner-Provinzial, der zu Besançon in Frankreich (Hochburgund) im J. 1360 geboren wurde. Im Alter von 18 Jahren begab sich der bescheidene, ernste Jüngling in das Kloster St. Paul in seiner Vaterstadt Besançon zu den Regularkanonikern (unter der Regel des heil. Augustinus), wo seine fromme, gewissenhafte und einsichtsvolle Denk- und Handlungsweise ihm das Vertrauen seiner Mitbrüder gewann, die ihn bald zu ihrem Prior wählten. Ohne Zweifel wäre er auch noch Abt geworden, wäre er länger in ihrer Mitte geblieben. Allein er suchte für sein Streben eine höhere Stufe der Zucht und Abtödtung und trat, 30 Jahre alt, im J. 1390 in die Cölestinerordensgemeinde St. Maria zu Paris, wo sein sittenstrenges, gesetztes Wesen auch den geeigneten geistlichen Leiter fand. Dort nun machte er solche Fortschritte im geistlichen Leben, daß er allen seinen Mitbrüdern als ein Vorbild zur Nachahmung dienen konnte. So wurde er denn auch bald auf den Leuchter gestellt, indem er im J. 1405 Subprior (Vicar) in Paris, dann im J. 1408 Priorin Amiens und im J. 1410 Prior in Paris wurde. Im J. 1411 wurde er zum Provinzial Frankreichs erwählt; diese Würde, welche alle 3 Jahre eine Neuwahl zu bestehen hatte, kam am den Seligen fünfmal. Eifer, Gerechtigkeit, ungeheuchelte Demuth, sein Streben nach genauer Beobachtung der Regel für seine eigene Person, die Liebe, welche man auch seinen rauhen Worten, wenn er sich deren bei seinem Tadel bedienen mußte, anmerkte, dabei der Geist der Andacht, Buße, Betrachtung mitten unter den vielfachen Geschäften und Reisen, die er als Provinzial zu machen hatte, dabei die umsichtige, segensreiche Wirksamkeit, die überall seine Amtsführung bezeichneten, waren ein Beweis, welche Würdigkeit mit dieser Würde sich verband, wenn sie von unserm Johannes getragen wurde. Dabei konnte er bei allen Trübsalen einen ungewöhnlichen Gleichmuth bewahren. Als er in Angelegenheiten seines Amtes nach Rom hatte reisen müssen, wollte ihm Papst Martinus V. für beständig die Gesammtleitung des Ordens anvertrauen; aber Johannes konnte sich in dieses Anerbieten nicht willig zeigen. Im J. 1441, dem 81sten seines Alters, hatte er sein fünftes Provinzialat niedergelegt und lebte nun in Zurückgezogenheit im Kloster zu Paris bis zum J. 1443. Um diese letzte Zeit seines Lebens wurde dem Greise noch ein Wunsch erfüllt, den er längst gehegt hatte, nämlich, daß das dem Cölestinerorden durch die Ruhestätte ihres heil. Stifters hochehrwürdige Kloster Collemaggio (Collismadium), nahe bei Aquila im Neapolitanischen, seiner Verbesserung, deren es sehr bedürftig war, zugeführt würde. Vergeblich hatte er zu diesem Behufe schon früher dem heil. Vater seine Bitte vorgetragen. Nunmehr aber wurde er nach Rom beschieden; aber erst nach vielen Bemühungen gelang es ihm im J. 1444, die Verbesserung ins Werk zu setzen, wobei ihn Papst Eugen IV. kräftigst unterstützte. Auch für die zeitlichen Verhältnisse des Klosters traf er, da er es sehr arm fand, Vorkehrung, namentlich auch dadurch, daß er die Armuth aufs Starkmüthigste mit den Brüdern theilte. So konnte er denn bei seinem Hinscheiden, das am 26. August 1445 eintrat, sich des tröstlichsten Erfolges seiner weisen Bemühungen in diesem Kloster erfreuen. Der Selige, geehrt und geschätzt von bedeutenden Männern, z.B. von Johannes647 Gerson, dem Kanzler der Pariser Universität, der dessen Frömmigkeit und Gelehrsamkeit zu würdigen wußte, hatte noch auf dem Sterbebette des Besuches eines Heiligen sich zu erfreuen, nämlich des hl. Johannes148 Capistran, der auch nachher, als der Johannes Leiche schon in der Kirche ausgestellt war, in Gegenwart vieler Zuhörer [318] seinem seligen Freunde eine treffliche Ehrenrede hielt. Die hl. Coleta1, seine Schülerin von seinem Aufenthalte in Amiens her, erhielt eine Offenbarung über sein Hinscheiden. Weil es heißt, er sei am Tage des hl. Königs Ludwig verschieden, so wollten einige Hagiologen den 25. August als den Todestag des Seligen erkennen; allein der Bollandist bemerkt, daß in Italien am 25. Aug. der hl. Apostel Bartholomäus gefeiert werde, und dann am 26. August der hl. Ludwig. Der Leichnam des Seligen war mit ungelöschtem Kalk überschüttet worden. Gleichwohl fand man, als man nach 18 Jahren den Sarg öffnete, denselben ganz unversehrt. Ununterbrochen dauerte die Verehrung des Seligen und dessen Wunderwirkung. (V. 870.)