Johannes Jacobus Olier (459)

[358] 459Johannes Jacobus Olier, (12. April), Pfarrer zu St. Sulpice in Paris, war der zweite Sohn des angesehenen Jacob Olier und wurde im J. 1608 zu Paris geboren. An der Sorbonne machte er seine kirchlichen Studien und wurde hernach Abt zu Pebrac in der Auvergne. Da er mit dem hl. Vincenz von Paul ein sehr inniges Verhältniß hatte, so brachten ihn die von den Priestern aus dessen Congregation gehaltenen Missionen auf den Gedanken, dergleichen in den seiner Abtei benachbarten Pfarreien zu veranstalten, und sie entsprachen seinen Erwartungen. Der Cardinal Richelieu bot ihm das Bisthum Chalons-sur-Marne an, welches er aber ausschlug; dagegen acceptirte er im J. 1642 die Pfarrei St. Sulpice und führte mit sich einige Priester dahin, mit welchen er zu Vaugirard bei Paris in Gemeinschaft gelebt hatte. Seine Pfarrei, früher der Mittelpunkt der Unsittlichkeit und gleichsam der Abzugskanal der Hauptstadt, wurde bald die geordnetste in Paris, und binnen wenigen Jahren war sie von einer ganz anderen Gestalt. Unter die großen Mißbräuche, welche er ausrottete, zählt man das Duell. Zu Pfingsten versprachen mehrere Große des höchsten Adels öffentlich in der Kirche, sie würden künftig ein Duell weder anbieten noch annehmen; sie vollzogen auch dieses Versprechen mit aller Treue. [358] Seit langer Zeit hatte Olier sich mit der Stiftung eines Seminars getragen; endlich im J. 1645 bekam er vom Könige den Vollmachtsbrief zu dessen Gründung. Er beauftragte mit dem Geschäfte der Erziehung des jungen Klerus eine Anzahl Priester seiner Gemeinde, indessen ein anderer Theil sich den verschiedenen Verrichtungen des pfarrlichen Dienstes widmete. Das folgende Jahr fing er den Bau der Kirche St. Sulpice an; weil aber das Schiff für das Bedürfniß der Bevölkerung viel zu beschränkt schien, vergrößerte er dessen Verhältnisse im J. 1655 mit Zustimmung seines Nachfolgers. Johannes hatte sich nämlich schon im J. 1652 wegen einer schweren Krankheit seiner Pfarrei begeben, um sich ausschließlich den Seminarien zu widmen; solche gründete er in mehreren Diöcesen. Unter den Priestern, die er heranbildete, bestimmte sich auch für die Missionen eine gewisse Anzahl; er schickte aus ihnen Einige bis nach Montreal in Nord-Amerika. Er starb heiligmäßig am 12. April 1657. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 358-359.
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