[503] B. Juetta, (13. Jan.), auch Jutta, Ivetta, Juveta und Jueta genannt, war eine Wittwe und dann Recinsin zu Huy in Belgien, deren Leben von dem gleichzeitig lebenden Prämonstratenser Hugo von Floreffe im Auftrage des dortigen (neunten) Abtes Johannes (Johannes ab Hoyo) ausführlich beschrieben, bei den Bollandisten am 13. Jan. (J. 863–887) sich findet. Sie ist wohl zu unterscheiden von S. Judith1 und Juditha5, welche auch den Namen Jutta haben. Unsere sel. Juetta wurde geboren im J. 1158 zu Huy (Huum oder Hoyum), einer alten Stadt an der Maas [503] (Mosa) in Belgien. Die Namen ihrer Eltern sind nicht angegeben. Der Vater war Verwalter der Güter des Bischofs Radulphus von Lüttich und sehr reich. Juetta gab schon in ihrer Kindheit Zeichen von großem Verstande und inniger Frömmigkeit. Sie war wohlgestaltet, lebte keusch und mäßig, verachtete die Welt und hatte eine große Abneigung gegen den Ehestand. Dennoch aber gab sie dem Willen ihrer Eltern nach und trat in die Ehe, in welcher sie fünf Jahre lebte und Mutter dreier Söhne wurde, von denen Einer noch als Kind starb. Mit 18 Jahren ward sie Wittwe und faßte nun den unabänderlichen Entschluß, einen heil. Wittwenstand zu führen, welchen Entschluß sie auch ausführte, obwohl sie deßwegen sowohl von ihrem Vater, der sie zur zweiten Ehe zwingen wollte, als auch von Andern, die ihr nachstellten, viel zu leiden hatte. Anfänglich gab sie noch auf den Rath ihres Vaters ihr Geld auf Zinsen aus, was sie aber bald bereute und durch reichlicheres Almosen gut zu machen suchte. Nach 5 Jahren begab sie sich in das sogenannte Siechenhaus (Leprosorium) bei Huy, um dort die Krankenpflege zu üben, was sie auch zum Staunen Aller durch volle eilf Jahre hindurch mit allem Eifer that. In dieser Zeit war es auch, daß sie durch ihr Gebet ihren Vater auf frömmere Gedanken brachte, so daß er endlich Cistercienser im Kloster Villars wurde. Nachdem ihr älterer Sohn ebenfalls Eistercienser, und zwar im Kloster Orval (Aurea vallis) geworden, und sie auf solche Weise von äußeren Sorgen befreit war, entschloß sie sich, dem Dienste der Martha zu entsagen und den Antheil der Maria zu wählen. Sie ließ sich nämlich von dem Abte von Orval wahrscheinlich zu Huy in eine Zelle einschießen, welche an eine Kirche angebaut wurde. Dort lebte sie noch 36 Jahre, während: welcher Zeit sie alle ihre läßlichen Sünden, die sie in ihrem Leben begangen, und namentlich, daß sie aus Verlangen nach einem gottgeweihten Leben ihrem Manne den Tod gewünscht, durch eine überaus große Strenge gegen. sich und durch viele Thränen abbüßte, aber auch mit der Gabe der Beschauung, der Weissagung und der Wunder ausgezeichnet und vieler himmlischer Erscheinungen gewürdigt wurde, wie denn z.B. einmal in Ermangelung und zweimal Christus selbst ihr die heil. Communion gereicht haben soll Freilich hatte sie dabei auch viele Anfechtungen zu erdulden, die sie aber immer standhaft überwand. Auch viele andere Trübsale hatte sie zu leiden, unter denen wohl eine der größten die war, daß ihr Sohn, der in der Welt zurück geblieben, ein sehr ausgelassenes Leben führte. Lange weinte und betete sie für ihn, öfter ermahnte sie ihn mit Liebe und Ernst, bis ihr der liebe Gott endlich auch diese Seele schenkte. Sie hatte dann die Freude, daß ihr Sohn sich wahrhaft bekehrte und auf ihren Rath in das Cistercienser-Kloster Trois-Fontaines (Trium fontium) in der Diöcese Chalons sur Marne eintrat, wo er ein sehr frommes Leben führte. Nachdem sie noch vielen andern Personen geistlichen und weltlichen Standes, deren geistliche Mängel sie erkannte, durch Gebet und Ermahnungen zur wahren Bekehrung verholfen und auch einige geistliche Töchter sich erworben hatte, fing sie an, sich auf ihren Tod vorzubereiten, dessen Tag und Stunde sie voraussagte. Sie beichtete nun dem Abte Johannes von Floreffe, erhielt dann die heil. Oelung und die heil. Communion und hauchte hierauf nach den Worten: »In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist« mit zum Himmel erhobenen Augen und Händen heiter ihre fromme Seele aus am Donnerstage den 13. Januar 1228163 in der Octav der Epiphanie, in einem Alter von 70 Jahren. Bei ihrem Tode hatten sich unzählige Vögel gesammelt und ihr das Sterbelied gesungen, wie auch in Menzels Symbolik (II. 527) erwähnt wird, wo auch die weitere Angabe steht, daß sie früher einmal den bösen Feind, der in Gestalt eines furchtbaren Ungeheuers sich ihr in den Weg stellte, durch das heil. Kreuzzeichen vertrieben habe. Aehnliche Ereignisse werden in der erwähnten Lebensbeschreibung mehrere aufgeführt, so wie auch einige Wunder, welche nach ihrem Tode auf ihre Fürbitte geschahen. Ihr Leib wurde dann von dem öfter genannten Abte Johannes von Floreffe in der Kirche begraben – wahrscheinlich in der Kirche von Huy, weil die Bollandisten ausdrücklich bemerken, daß die in der Diöcese Namur gelegene Cistercienser-Abtei Floreffe um einige Stunden von Huy entfernt gewesen sei. Auch heißt sie Reclusa Huensis, so daß man annehmen muß, sie sei in Huy selbst (und nicht in Orval) Reclusin [504] gewesen, was übrigens in der Lebensbeschreibung nicht klar hervorgehoben ist. (I. 863).