Landoaldus, S.

[671] S. Landoaldus, (19. März), Erzpriester (Archipresbyter) der römischen Kirche, wird mit seinen heil. Gefährten, dem Diakon Amantius6, dem Martyrer Adrianus9, dem Julianus42 und den Jungfrauen Venciana (Vinciana) und Adeltxudis2 zu Wintershofen (Wintershovium, Curtis hiemis) und Gent (Gandavum) in Belgien verehrt. Von diesen geben die Bollandisten am 19. März (III. 34–42) eine Vita, die, nachdem eine ältere verloren gegangen war, auf Befehl des Bischofs Nodgerns von Lüttich der Abt Harigerus um das J. 980, somit mehr als 300 Jahre später, geschrieben hatte. Dieser beginnt seine Geschichte mit der Darstellung, wie zur Zeit der fränkischen Könige (Clothar, Dagobert, Sigebert etc.) viele heil. Männer geglänzt haben, unter diesen aber besonders der hl. Bischof Amandus2 (s.d.) von Mastricht, über welchen er jedoch mehrere historische Unrichtigkeiten vorbringt, die von den Bollandisten berichtigt werden, besonders unter Hinweisung auf das Leben des hl. Amandus, das der Bollandist Henschenius am 6. Febr. (I. 815–903) gegeben, und namentlich auf die von diesem dort S. 829 ff. mit großer Mühe zusammengestellte Chronologie. Hienach war der hl. Amandus2 geboren um das J. 594, reiste im J. 627 zum ersten Male nach Rom, wurde dort im J. 628 zum Bischofe geweiht und predigte hierauf an mehreren Orten das Evangelium. Im J. 630 ging er zum zweiten Male nach Rom, predigte dann im J. 631 zu Gent, erbaute mehrere Klöster an verschiedenen Orten, taufte im J. 635 den hl. Sigebert, leitete vom J. 636–646 das von ihm zu Gent gegründete Kloster St. Peter, welches später nach dem hl. Bavo genannt wurde, erbaute im J. 638 das Kloster von Elnon, machte im J. 644 den hl. Florberius1 zum Abte von Gent und wurde endlich anstatt des am 25. Juli 646 gestorbenen hl. Bischofs Johannes108 von Tongern-Mastricht (nicht Utrecht) zum Bischof von Mastricht (Trajectum ad Mosam) ernannt. Aber nicht lange behielt er dieses ihm sehr beschwerliche Amt; denn schon im J. 649 stellte er an den hl. Papst Martinus I. die Bitte, von dieser Bürde befreit zu werden. Im J. 650 machte er seine dritte Reise nach Rom, und hier war es, wo er sich von dem genannten Papste Gehilfen erbat, um den Heiden das Evangelium zu verkünden. Zu diesem Zwecke erhielt er auch wirklich um das J. 651 unsern hl. Landoaldus, welcher als römischer Erzpriester bezeichnet. ist, und den Diakon Amantius6, welche von den hhl. Frauen15 Vinciana und Adeltrudis nebst 7 [671] andern, nicht genannten Männern und Frauen begleitet wurden. Nachdem sie verschiedene Klöster Frankreichs besucht hatten, ging der hl. Amandus mit ihnen nach Belgien, wo er auf die Bitte des hl. Bischofs Rema clus von Mastricht, seines Nachfolgers, unsern hl. Landoaldus zurückließ, damit er ihn in seinem bischöflichen Wirken unterstütze, während der hl. Amandus selbst an vielen andern Orten seine großartige Wirksamkeit entfaltete und endlich in einem Alter von 90 Jahren am 6. Febr. 684 starb. Wenn in der oben bezeichneten Vita als Sage (fama) angegeben ist, der hl. Landoaldus habe nach dem Tode des hl. Bischofs Johannes108 oder nach der Abdication des hl. Bischofs Amandus2 9 Jahre lang die Stelle des Bischofs von Mastricht versehen, so wird dieß von den Bollandisten in den Noten zur Vita (pag. 37. o-q) nach der oben erwähnten Chronologie ausdrücklich widersprochen und bemerkt, daß auf den hl. Amandus unmittelbar der hl. Remaclus gefolgt sei. Auch die weitere Sage, daß der hl. Landoaldus den hl. Bischof Lambertus7 als Knaben unterrichtet und deßwegen von dessen Vater Aper das in der Nähe von Mastricht gelegene Landgut Wintershofen (auch Windoheim und Widoheim) erhalten habe, um daselbst zu wohnen und eine Kirche zu bauen, wird von denselben nur insoweit zugegeben, daß er unter jenen »weisen Männern« gewesen sei, deren Disciplin der im J. 650 geborne Knabe anvertraut war. Dabei werden mehrere Wunder erzählt, die sie miteinander gewirkt haben sollen. Als z.B. die Arbeiter beim Bau der Kirche von Wintershofen Mangel an klarem Wasser hatten, soll der hl. Landoaldus mit dem Knaben Lambertus durch Anrufung des Namens Jesu und Anwendung des hl. Kreuzzeichens eine frische Quelle hervorsprudeln gemacht haben. Ein andermal habe er dem Lambertus befohlen, Feuer herbeizubringen, und dieser habe auch wirklich in seinem Kleide glühende Kohlen gebracht, ohne daß sein Gewand durch das Feuer verletzt war etc. Richtig ist aber, daß der hl. Landoaldus um das J. 659 zu Wintershofen bei Mastricht eine Kirche sammt Kloster erbaute, wo er längere Zeit lebte und vom Könige Childerich, der öfter in Mastricht residirte, täglich den nothwendigen Lebensunterhalt zugesendet erhielt, bei welcher Gelegenheit der Bote Adrianus von Räubern, welche vermeinten, daß er Schätze bei sich trage, angehalten und getödtet wurde. Bald darauf, nämlich am 19. März 688, starb auch der hl. Landoaldus, und wurde sammt seinen Gefährten in der von ihm selbst zu Ehren des hl. Petrus erbauten Kirche begraben, und zwar der hl. Diakon Amantius in Einem Sarge mit ihm. Mehrere Jahre nachher ließ der hl. Bischof Floreberius von Lüttich, der Nachfolger des hl. Hubertus, in Anbetracht der vielen Wunder, die an ihrem Grabe geschahen, und ermahnt durch himmlische Visionen, die Heiligen in seine Kirche bringen und ihre Särge nach Kräften zieren, welche erste Translation am 1. Dec. geschah und an diesem Tage auch in einigen Martyrologien steht. Bei dem Einfalle der Normannen in Gallien um das J. 881 wurden ihre Leichname aus Furcht vor Entehrung von den Gläubigen wieder beerdiget, später jedoch auf Veranlassung eines gewissen Lantzo am 5. März abermals erhoben, wobei sehr viele und große Wunder geschahen. Als um das J. 980 unter Kaiser Otto II. das von Gottlosen in Besitz genommene Kloster Wintershofen den Mönchen von Gent wieder zurückgestellt wurde, brachte man ihre Reliquien zugleich mit denen der hl. Landrada (s.d.) am 25. März in diese Stadt, und zwar in das Kloster des hl. Bavo, wobei Gott durch sie wieder viele Wunder wirkte. Zuletzt wurden sie am 13. Juni 982 durch den Bischof Lindulphus von Noyon (Novioma) unter den größten Feierlichkeiten in die Basilika gebracht und diese letzte Translation wurde auch in Gent am 13. Juni durch ein eigenes Fest gefeiert. Auf Bildern wird der hl. Landoaldus als Erzpriester der römischen Kirche gewöhnlich als Cardinal, wie auch der hl. Hieronymus, dargestellt, während der hl. Martyrer Adrianus als Bote mit einem Stab und Briefe in der Hand erscheint. Im Mart. Rom. stehen am 19. März nur der hl. Landoaldus16 als »römischer Priester« und der hl. Diakon Amantius. (III. 34).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 671-672.
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