Lebuinus, S.

[730] S. Lebuinus, (12. Nov. al. 25. Juni), auch Lebvinus und Livinus, Liefwinus, Lipwin und Wini genannt, ein Priester und Patron von Deventer, Apostel der Transisalaner, war von Geburt ein Engländer und stammte vonden Angelsachsen, in deren Sprache er Liafwin (d.i. Liebfreund) hieß. Bei den Bollandisten, wo mehrere Translationen vorkommen, wird er öfter erwähnt, besonders aber im Leben des hl. Bischofs Ludgerus am 26. März (III. 631. 645), während sie ihn sonst auf den 12. Nov. verweisen. Nach Butler (XVI. 428), wo er Livin heißt, während er in der engl. Ausgabe als St-Lebwin steht, war er schon in seiner frühesten Jugend ein Kind der Gnade, sehr zurückgezogen und ein Feind der weltlichen Vergnügungen. Seine liebste Beschäftigung war beten, wachen und fasten. Zugleich übte er alle Werke der Barmherzigkeit, indem er alle Menschen liebte, wie er auch von Allen geliebt wurde. Zum Priester geweiht trieb ihn, wie es bei den Bollandisten im Leben des hl. Ludger (S. 645) heißt, eine dreimalige Mahnung Gottes im J. 765 nach Deutschland, um an der Bekehrung dieser Völker Theil zu nehmen. Er wendete sich daher an den hl. Abt Gregorius27, welchen der hl. Bonifacius zum Bisthumsverweser von Utrecht eingesetzt hatte. Dieser hl. Mann nahm ihn freudig auf und sendete ihn mit Marcellin oder Marchlem, einem Schüler des hl. Willibrord, in das heutige Ober-Yssel (regio Transisalana) in den Niederlanden, um dort das Evangelium zu verkünden. Hier wurde er von einer frommen Matrone, Namens Auerhilda (Abachilda57, wie ein Engel des Himmels aufgenommen und verkündete die christlichen Heilswahrheiten. Dann erbaute er um das J. 772 am Flusse Yssel (Isla, Sala) nicht weit von Deventer (Daventria) zu Huilpa (Hiulpa), dem nachmaligen Wulpe, eine Kapelle. Später wurde auch in Deventer selbst eine Kirche gebaut, zu welcher viele Sachsen zusammen kamen, von denen aber Einige feindlich gesinnt waren und die Kirche verbrannten. Nach Hugbald pflegten die in der Nähe wohnenden, größtentheils heidnischen Sachsen alljährlich zu Marklo an der Weser eine Versammlung zu halten und zugleich ihren Göttern zu opfern. [730] Livin begab sich dahin, geschmückt mit seinen priesterlichen Kleidern, in der einen Hand ein Kreuz, in der andern das Evangelienbuch haltend und predigte ihnen den allein wahren Gott, ihnen zugleich die Strafgerichte Gottes verkündend, wenn sie ihn nicht hörten. Auf diese Worte suchten sie ihn zu tödten; er aber ging mitten durch sie hin und verschwand aus ihren Augen. Da er sich als Gesandten Gottes ihnen angekündigt hatte, so benützte einer ihrer Vornehmsten diese Gelegenheit und sagte ihnen, da sie die Gesandten von Menschen stets so ehrenvoll aufgenommen hätten, so sollten sie doch auch den Gesandten Gottes ehren etc. Auf dieses Wort kamen sie überein, dem Heiligen das Predigen zu gestatten, wo er nur immer wollte. Als aber später Kaiser Karl der Große die Sachsen mit Krieg überzog, verfolgten diese die Christen und kamen auch nach Deventer, wo sie, wie oben erwähnt, die von dem Heiligen erbaute Kirche verbrannten. Der hl. Lebuinus begab sich nun zum hl. Abte Gregorius, um dort Trost zu holen. Als dann die Feinde wieder abzogen, baute er eine neue Kirche und da ihm nicht gestattet war, das Opfer seines Lebens auf die kürzeste Weise darzubringen, endete er sein Martyrthum durch Strengheiten mit sich selbst und durch viele beschwerliche Arbeiten zur Ehre Gottes. Er starb gegen das Ende des 8. Jahrhunderts, und wurde in der von ihm erbauten Kirche von Deventer begraben, wo mehrere Wunder bei seinen sterblichen Ueberresten geschahen. Wie bei den Bollandisten im Leben des hl. Ludger (III. 645. nr. 12. 13) noch weiter bemerkt ist, wurde diese Kirche nach dem Tode des hl. Liaf winus von den Sachsen nochmal verbrannt, so daß man seinen heil. Leib gar nicht mehr fand. Deßwegen sendete nun der hl. Bischof Albericus2, welcher dem inzwischen verstorbenen hl. Gregorius27 in der Leitung des Klosters und der Diöcese von Utrecht nachgefolgt war, den hl. Ludgerus ab, um denselben zu suchen und eine Kirche darüber zu bauen. Ludgerus gehorchte, konnte aber den hl. Leib nicht finden. Doch begann er auf dem Platze, wo er den hl. Leib vermuthete, eine Kirche zu bauen. Während des Baues erschien ihm der hl. Lebuinus im Traume und verkündete ihm die Lage seines hl. Leibes, den dann der hl. Ludgerus sehr ehrenvoll in der vollendeten Kirche beisetzte, wo dann wieder viele Wunder geschahen. Dort entstand dann später auch ein Kloster von regulirten Kanonikern, welches Bertulf, der 20. Bischof von Utrecht, gegründet hat. Nach Bruzen machte Papst Paulus IV. im J. 1559 diese Collegiatkirche zu einer Kathedrallirche, welche der heil. Jungfrau und dem hl. Lebuinus geweiht ist. Am 25. Juni wird in mehreren Martyrologien eine Translation des hl. Libuinus erwähnt, die auch in der Diöcese von Antwerpen an diesem Tage gefeiert wird. Nach Bucelin soll auch am 25. Juli eine Translation gefeiert werden. Nach ihm wäre er im J. 784 gestorben. Als sein Todestag wird immer der 12. Nov. angegeben, an welchem Tage er auch im Elenchus verzeichnet ist. Dieser hl. Livinus ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem hl. Bischof und Martyrer Livinus1, Patron von Gent, der ebenfalls am 12. Nov. gefeiert wird und an diesem Tag auch im Mart. Rom. steht, während une ser hl. Lebuinus in demselben nicht vorkommt. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 730-731.
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