[172] 16S. Maria V. (29. Mai.) Von dieser hl. Jungfrau wissen wir nur so viel mit Bestimmtheit, daß sie in der orientalischen Kirche verehrt wird. Wann und wo sie gelebt habe, sowie ihre nähern Lebensumstände sind unbekannt. Zwar sind sogenannte »Acten« von ihr vorhanden, jedoch sind dieselben so unglaubwürdig und unbestimmt, daß die Boll. von ihnen sagen müssen, sie enthielten zwar eine nützliche Unterweisung zur Bildung der Sitten, aber wenig oder nichts geschichtlich Zuverlässiges. Das Wesentliche dieser Legende ist Folgendes. In der Stadt Antiochia (wahrscheinlich der Syrischen Metropole) lebte eine Frau, die wenig Reichthum aber viel christliche Zucht und Ehrbarkeit der Sitten an sich hatte. Ihr Mann war gestorben und [172] unsere Maria ihre einzige Tochter. Sie verwendete alle Sorge auf ihre Erziehung; vor allem war sie beflissen, die göttliche Liebe tief in ihr Herz einzupflanzen. Der gute Same fiel auf gutes Erdreich und die Tochter beschloß auf Zureden der Mutter, beständig Jungfrau zu bleiben. Ein vornehmer Jüngling, Namens Anthemius, bereitete ihr Nachstellungen und als dieselben ohne Erfolg waren, schloß er einen Bund mit dem Teufel, damit durch seine Hilfe die Jungfrau seinen Lüften überantwortet würde. Diese war aber durch die Macht jenes »Stärkern« geschützt, der den Teufel überwunden und ihm seine Waffenrüstung abgenommen hat. Auch Anthemius bekehrte sich, und löste sein Bündniß durch strenge Buße und freiwillige Armuth. Hier bricht die Erzählung ab, ohne über das Ende der hl. Maria Näheres beizubringen. Auch bei Migne ist sie nur genannt. (VII. 50–58).