Maria (117)

[194] 117Maria (30. Januar). Diese Maria, Priorin im Kloster zu Catharinenthal in der Schweiz, hieß in der Welt Anna Maria Josepha von Rottenberg und war im J. 1676 zu Würzburg geboren. Einige Wochen nach ihrer Geburt starb ihr Vater. Die Mutter verehelichte sich zum zweiten Male zu Freiburg im Breisgau mit dem österreichischen Kanzler Adam Wolfgang von Rottenberg, welcher unsere Maria nach seinem Namen genannt wissen wollte. Das Kind erhielt eine standesmäßige Erziehung, bewahrte aber stets eine demüthige und gottesfürchtige Gesinnung, aus welcher das Verlangen nach größerer Vollkommenheit hervorging. Da sie einst zur hl. Communion ging, kam ihr wider Willen ein böser Gedanke in den Sinn. Obschon sie ihn augenblicklich ausschlug, glaubte sie doch nur durch den Eintritt in ein strenges Kloster die volle Ruhe ihres Gemüthes erlangen zu können. So kam sie mit Erlaubniß ihres Vaters auf Anrathen ihres Beichtvaters nach Catharinenthal, wo sie am 22. Aug. 1694 die Aufnahme erhielt und zwei Jahre später die Gelübde ablegte. Da sie allen ihren Mitschwestern an klösterlichen Tugenden vorauseilte, wurde sie von denselben zur Priorin gewählt. Als solche erwarb sie sich um die Zucht im Kloster und um dessen Gedeihen im Aeußern unbeschreibliche Verdienste. Am 16. April 1715 wurde der Grund zum Neubau des Klosters und der Kirche gelegt, während sie durch Einführung einer strengen Clausur, Erneuerung der Ordenszucht, Gebet, Ermahnung und Beispiel auch im Innern einen Neubau zu schaffen beflissen war. Zu diesem Ende verfaßte sie, veranlaßt durch ein Gesicht, in welchem der hl. Thomas von Aquin ihr eine Feder in die Hand gab, mehrere geistliche Schriften, durch welche sie auch außerhalb ihres Klosters vielen Segen stiftete. Sie hatte überhaupt die Gabe der Erkenntniß der Herzen und eine bewunderungswürdige Einsicht in die Zukunft, so daß sie für eine Prophetin angesehen wurde. Auch zur Reform anderer Klöster wurde sie berufen. Doch vergaß sie bei diesen Verrichtungen nicht, was sie sich selbst schuldig war. Sie fastete streng, verrichtete viele Bußwerke, schlief wenig, betete oft Nachts mehrere Stunden allein in der Kirche. Ihre Liebe zur Reinigkeit war so groß, daß sie selbst die Aderlässe nur aus Gehorsam zuließ. Sie starb selig, nicht ohne deutliche Kennzeichen besonderer Heiligkeit am 30. Jan. 1738, und wurde in der Klosterkirche am Fuße des Hochaltars begraben. (Burg. II. 13–16).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 194.
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