Martinus, S. (28)

[274] 28S. Martinus, Abb. (24. Oct. al. 20. Sept.) Dieser hl. Martinus war Priester und Abt zu Verton (Verto, Vertavense coenobium, Vertavum) in der Bretagne und wird als solcher seit unvordenklichen Zeiten verehrt. Seine Lebensgeschichte ist in manchen Stücken noch unaufgeklärt. Zu Nantes in der Bretagne um d.J. 527 geboren, wurde er unter dem hl. Bischof Felix139 (vom J. 550–582) Priester und erlangte (Gall. chr. XIV. 837) in seiner Vaterstadt das Amt eines Erzdiakons. Von Natur aus beredt, predigte er allerorts im Lande zum Heile der Seelen. Aus dieser Zeit findet sich die Sage, er habe in einem Orte, Herbadille genannt, großen Widerstand gefunden, und ihn deßhalb verlassen. Mit ihm ging ein gewisser Romanus, der Einzige, welcher seinen Worten Glauben geschenkt hatte, und dessen Frau. Kaum hatten sie die Stadt hinter dem Rücken, als auf das Gebet (!) des Heiligen ihre Mauern zusammenstürzten, wobei die erschrockene Frau, als sie ungeachtet der Warnung des hl. Martinus umsah, in einen Stein verwandelt wurde. Wie zur Buße, wird beigesetzt, habe sodann der Heilige fremde Länder (ganz Europa) bereist. Aus England zurückgekehrt, erweckte er (Gall. chr. X. 406) die Zwillingssöhne eines mächtigen Mannes (potentis viri), welche ohne Taufe gestorben waren, zum Leben und brachte dieselben später in das von ihnen Les deux jumeaux (duorum Gemellorum monasterium) genannte Kloster. Vorher lebte er eine Zeit lang als Einsiedler in einem Walde, welchen die Lebensbeschreibung Dumen nennt. Unter den von ihm geleiteten, vielleicht gegründeten Klöstern ist das von Verton das berühmteste. Der Abtei zu Enson (monasterium Ensioniense, später S. Jovini de Marnis,) stand er als vierter Abt vor. Er starb zu Durin (Durivum, Dureium, Durinum), wo er ein Doppelkloster gegründet hatte, nach Mabillon ungefähr um d.J. 600. Sein hl. Leib befand sich lange Zeit zu Enson (Gall. chr. II. 1274), wohin er unter dem Abte Ramirand (Raimbald, Rainald) von Vertou gebracht wurde. An letzterm Orte wird er seit dem zehnten Jahrhunderte als Patron genannt und geehrt. Sein Haupt wurde in der Abtei des hl. Florentius zu Saumur (Salmur. abbat.) aufbewahrt. Schließlich bemerken die Boll. nach Butler (XV. 497), daß dieser hl. Martinus nicht mit einem andern gleichnamigen, dem Schüler des hl. Martin von Tours, dessen Beisetzung zu Saintes (Sanctonicum) in der Saintogne am 7. Mai begangen wird (Maji II. 133), während sein Fest auf den 7. Dec. fällt, verwechselt werden dürfe. (X. 794–818)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 274.
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