Maximus, S. (87)

[375] 87S. Maximus, Lev. M. (19. al. 20. Oct., cf. 20. April u. 29. Mai). Diefer hl. Martyrer litt gegen das Ende des J. 249 oder am Anfange des J. 250 unter dem Kaifer Decius, dessen Beschluß, den Namen Christi gänzlich von der Erde zu vertilgen, bekannt ist. Er war Levite in Avia, einer nun zerstörten Stadt, aus deren Trümmern die jetzige Neapolitanische Stadt Aquilo entstanden ist (Avia, Havia in Vestinis), und stand im Rufe eines eifrigen Predigers der Wahrheit, der dem Dienste Gottes mit Andacht oblag, und die Heerde Christi sorgsam weidete. Der Präses (andere Quellen nennen ihn Proconsul) Optimus ließ Häscher ausgehen, ihn aufzusuchen. Kaum hatte der Heilige dieses erfahren, als er sich ihnen freiwillig mit den Worten vorstellte: »Sehet ich, den ihr suchet, bin hier.« Als er dann vor den Präses geführt wurde, gab er auf die Frage, wie er heiße und wer er sey, zur Antwort: »Ich bin ein Diener meines Herrn Jesu Christi und heiße Maximus.« Er sey, setzte er hinzu, von einem Geschlechte, das viele Ahnen zähle. Die Götzen bete er nicht an, weil er wisse, daß sie eitle und stumme Dämonen, nicht aber Götter seyen. Er sey aus der Ordnung der Leviten und habe kein Amt als das der Sorge für das christliche Volk. Er bekenne sich offen als einen Christen, und obwohl als Sünder dieser Gnade unwürdig, rufe er ohne Unterlaß den heiligen Namen Christi an, den er fortwährend predige, ehre und verherrliche. Als ihm hierauf der Präses den Willen des Kaisers, dessen strengste Handhabung er gewärtigen solle, vor Augen hielt, entgegnete der Kämpfer Christi: »In diesem Willen des Kaisers erkenne ich eine durchaus ungerechte Sache. Aber deßhalb eben habe ich mich vor dir gestellt, daß ich durch die Hingabe dieses zeitlichen Lebens in die Qualen die Vergeltung des ewigen Lebens empfangen möge.« Nun versprach ihm der Präses neben andern Dingen seine Tochter Cäsaria zur Frau geben zu wollen, wenn er dem Befehl des Kaisers sich fügen würde; auch von den allmächtigen Göttern dürfe er sich, wenn er sie ehre, wieder Ehre hoffen. Diese Rede, welche von christlichem Standpunkte eine Gotteslästerung ist, erheischte eine scharfe Rüge: »Nein, ich folge deinem Rathe nicht; ich bete deine goldenen und steinernen Götter nicht an, ich opfere ihnen nicht, denn sie sind Dämonen und nicht Götter. Ich opfere aber dem einigen und wahren Gott, der dich und deinen Vater, den Teufel, zu nichte machen wird. Auch deine Tochter und ihre Dienerinnen werden bei mir keinen Eingang finden, denn ich habe eine unsterbliche Braut in [375] meinem Innern.«183 Neuerdings mahnte der über solche Seelengröße erstaunte Präses: »Maximus, opfere den allmächtigen Göttern und genieße die Gnade des Kaisers.« Der Bekenner Christi antwortete: »Ich habe schon gesagt, daß ich nicht opfere; ich wünsche mir Glück, alle Tage dem einzigen Gott, dem lebendigen und wahren Gott, unter dem Beistande des hl. Geistes mich selbst als lebendiges Opfer dargebracht zu haben; die Gnade des Kaisers und die deinige kann ich nicht annehmen, weil ihr mich von der Liebe meines ewigen Königs trennen wollet.« Vielleicht ist aus dieser Antwort der Schluß, unser Heiliger sey von Kindheit an Christ gewesen, nicht zu gewagt. Sicherlich hätte er an dieser Stelle seiner frühern Verirrungen gedacht, wie er auch ohne diese Voraussetzung von einer täglichen Aufopferung seiner selbst so unbedingt nicht hätte sprechen können. Nun drohete der Präses, aber ohne Erfolg; fürchtete er das Leiden für Christus, so hätte er sich ihm nicht freiwillig ausgeliefert. Auf die Frage, auf wessen Beistand er rechne, gab er zur Antwort: »Ich habe keinen andern Helfer als den ich bekenne.« Und wen bekennst du? fragte der Richter: »Ich bekenne als meinen einzigen und wahren Gott den Herrn Jesus Christus.« Nun wurde er auf die Folter gespannt und mit Prügeln gesch lagen. Während dieser Marter sprach der Heilige unter Anderm: »Ich danke dir, Herr Jesus Christus, daß du dich gewürdiget hast, mtch denen, die für dich gelitten, beizuzählen.« Und: »die Qualen, die des Herrn wegen über uns kommen, sind keine Qualen, sondern eine Vorbedeutung des ewigen Sieges.« Darüber entbrannten die umstehenden Heiden in Wuth, sie rissen den Heiligen auf den die Stadt im Umkreis überragenden Felsen (auf welchem setzt, nach der Vermuthung der Boll. das Castell die Ocre steht) und stürzten ihn hinab. Da er noch Lebenszeichen gab, warf man ihn mit Steinen vollends zu todt. Die Christen nahmen seinen Leichnam bei der Nachtzeit weg und bestatteten ihn. Sicherlich ist der hl. Maximus apud Aviam identisch mit dem apud Asiam, von welchem Ruinart dieselben Acten veröffentlicht hat, nur daß er in denselben als ein »Plebeier« dargestellt und sein Tod einfach als Steinigung geschildert wird. Diese zwei Unterschiede abgerechnet, sind die Acten vollständig, man darf sagen, von Wort zu Wort gleich, so weit nämlich die von Ruinart herausgegebenen nicht Kürzungen haben, welche indessen an der Hauptsache nichts ändern. Es ist ohnedem einleuchtend, daß statt Avia von einem ortsunkundigen. Abschreiber sehr leicht Asia geschrieben oder corrigirt werden konnte. Auch die neuern Boll. theilen deßhalb die Meinung von der Identität dieses hl. Maximus mit den am 20. April und 29. Mai verehrten. Sein heiliger Leib wurde durch Kaiser Otto II. nach Merseburg transferirt. Er ist daher Patron der dortigen sog. Stadtkirche, welche auch seinen Namen trägt. (VIII. 400).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 375-376.
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