[613] B. Odoricus, Conf. (14. Jan., al. 3. 4. Febr.). Dieser Selige, der auch Odericus und Ordericus heißt, war zu Pordenone (de Portu Naonis) geboren, und trat schon in früher Jugend in den Orden der Minoriten. Hier lebte er unter vielen Abtödtungen und beständigen Geistesübungen längere Zeit wie ein Heiliger, floh mit Aengstlichkeit alle Aemter und Ehren, deren er sich unwürdig hielt, und wohnte längere Zeit mit Erlaubniß seiner Obern in der Einöde. Er bereiste nach und nach, indem er sich im schwarzen Meere einschiffte, den ganzen Orient, um Christo Seelen zu gewinnen. Er sah Trapezunt, Groß-Armenien, das persische Reich, Chaldäa, Indien, nahm dort die Reliquien von vier Minoriten, welche eines glorreichen Martertodes verstorben waren, mit sich, besuchte die meisten Inseln des indischen Meeres, wo er sich bemühte, die barbarische Sitte der Menschenfresserei abzuschaffen, und durchwanderte China, wo er die Lehre von der Seelenwanderung widerlegte. Auf seinen Reisen gelangte er auch zum großen Chan und kehrte nach Ausführung zahlreicher Bekehrungen wieder nach Europa zurück, um noch mehr Brüder nach Indien zu schicken. Einmal erkrankte er und lag lange allein unter freiem Himmel bei einem Baume, bis ihm die seligste Jungfrau erschien und ihn erquickte. Als er weiterzog, begegnete ihm der Teufel, den er mit dem hl. Kreuzzeichen vertrieb. Als er auf der Heimreise zu Pisa erkrankte, erschien ihm der heilige Franciscus, und ermahnte ihn, in sein Kloster zurückzukehren. Er starb zu Udine im J. 1331. Das Mart. Rom. Seraph. schreibt ihm die Bekehrung vieler Tausende von Ungläubigen zu. An seinem Grabe geschahen so viele Wunder, daß er im ganzen Patriarchate öffentlich verehrt wurde. Diese Verehrung wurde von Papst Pius VI. bestätigt und auf den ganzen Orden ausgedehnt. (I. 983.)
Heiligenlexikon-1858: Odericus (Odoricus), B.