Palmatius, S. (1)

[661] 1S. Palmatius, M. (10. Mai). Dieser hl. Martyrer zu Rom führt den Titel Consul. Da er in den officiellen Verzeichnissen als solcher nicht vorkommt, so vermuthet Baronius in seinen »Anm.« zum Mart. Rom., er sei vom Kaiser auf außerordentlichem Wege auf einige Zeit zu dieser Würde erhoben worden. Seine Geschichte ist kurz diese: Unter dem Kaiser M. Aurelius Alexander brannte zu Rom ein Theil des Capitoliums ab, und im Tempel Jupiters schmolz die linke goldene Hand des Götzen. Die Priester und Wahrsager forderten das Volk auf, die Götter durch Wohlgerüche und Opfer zu sühnen. Während dieses geschah, erschlug der Blitz vier Götzenpriester und entzündete den Altar des Jupiter, worüber das Volk erschrack und über die Tiber floh. Dort hörte man in einem Hause die Christen, bei welchen sich der Bischof Calixtus und seine Geistlichkeit befand, Psalmen singen. Hierin erkannte man die Ursache des Unglücks. Unter denen, die sich deßfalls an den Kaiser wendeten, um die staatsgefährlichen Christen zu verklagen, befand sich auch Palmatius So lange der Staat nicht von diesen »Ruchlosen« gereiniget werde, sei das Reich in beständiger Gefahr. Ganz kürzlich hätten sie wieder durch ihre Gesänge ein schreckliches Ungewitter über Rom und seine Götter herunterbeschworen. Der Kaiser decretirte: »Es soll von setzt an keine Ruchlosen mehr geben«und übergab dem Palmatius die Vollmacht, die Christen, wo er sie immer finden würde, zum Opfern [661] zu zwingen, um die Götter zu versöhnen, oder mit den ausgesuchtesten Strafen zu belegen. Aber Gott fügte es, daß aus dem Verfolger ein Freund der Christen, ein Genosse ihres Glaubens wurde. Er verlangte vom heil. Calixtus die Taufe und erhielt sie. Als er aus dem Taufbecken stieg, rief er aus: »Wahrhaftig, ich sah den Herrn Jesum Christum, der mich erleuchtet hat.« Von Stunde an vertheilte Palmatius sein ganzes Vermögen unter die armen Christen, welche er in ihren Schlupfwinkeln aufsuchte und ihnen Nahrung und Kleidung reichte. Bald – die Legende sagt nach 32 Tagen – wurde er gefänglich eingezogen und in Ketten vor den Kaiser gebracht. Dieser ließ ihm die Ketten abnehmen und sprach dann zu ihm: Bist du närrisch geworden, Palmatius, daß du die Götter verleugnest, und einen todten Menschen anbetest. – Als Palmatius schwieg, setzte er hinzu: Rede offen und fürchte dich nicht. »Mein Fürst,« erwiederte Palmatius, »was du Götter nennst, sind keine Götter, sondern Werke sterblicher Menschen. Sind es Götter, so mögen sie reden und antworten, wenn ich sie frage.« Alexander sprach: Warum hast aber du sievon Kindheit auf angebetet, und verleugnest sie jetzt Palmatius antwortete: »Ja, ich Unglücklicher habe dieses gethan; nun aber flehe ich zu dem Herrn Jesus Christus, er möge mir verzeihen, was ich unwissend gesündiget habe.« Nach diesem Verhöre erzählt die Legende die Ueberbringung des Heiligen in das Haus eines gewissen Simplicius, welcher Senator genannt wird, damit ihn dieser auf bessere Gesinnungen bringe. Aber es trat das Gegentheil ein. Nach kurzer Zeit empfing dessen ganzes Haus die Taufe, nachdem der hl. Bekenner Palmatius im Namen Jesu eine gichtbrüchige Frau plötzlich geheilt hatte. Dem hl. Calixtus, welcher die heil. Handlung vollzog, werden dabei die wahrhaft apostolischen Segensworte in den Mund gelegt: »Der Herr möge den Waizen in die Scheuer sammeln.« Er taufte an jenem Tage 68 Seelen. Das Gebet des hl. Bischofes wurde kurz darauf erfüllt; sämmtliche Neugetaufte starben als Martyrer, mit ihnen wahrscheinlich auch der hl. Palmatius, da die Legende ihn weiter nicht mehr erwähnt. Die Acten, welche die Boll. hierüber geben, sind vielleicht unächt, haben aber ohne Zweifel eine gute, historische Grundlage, die in der obigen Darstellung zu ihrem Rechte kommen sollte. (Vgl. übrigens S. Calepodius2, S. Callistus5 und S. Simplicius.) Sein Martyrium fällt beiläufig in's J. 222. Das Haupt des heil. Martyrers Palmatius wird (Piazza, I. 396.) dei St. Maria in Trastevere verehrt. (III. 498–501.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 661-662.
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