[687] Pasithea (13. Mai), Jungfrau und Oberin der Capucinerinnen von Siena, deren Leib im Jahre 1657 unversehrt befunden wurde, steht bei den Bollandisten (III. 187) unter den Uebergangenen. Bei Migne (diction. iconogr.) steht sie mit dem Titel »heilig«, was irrig ist, da sie bei Lechner (Leben der Heil. a. d. O. d. Capuc. III. 257) lediglich als »ehrwürdige Dienerin Gottes« vorkommt. Ihre Lebensgeschichte ist sehr erbaulich und wundervoll, weßhalb ein kurzer Abriß hier am Platze ist. Sie war die Tochter bürgerlicher Eheleute, Namens Peter und Camilla Crogi in Siena, und hatte schon als Kind Umgang mit den Heiligen, die ihr vielfach erschienen. Sieben Jahre alt, machte sie das Gelübde ewiger Keuschheit. Als sie größer wurde, fing sie an, strenge Bußwerke zu üben. Obwohl sie immer betete, versäumte sie doch nichts an der häuslichen Arbeit, weßhalb man glaubt, daß Gottes Hand mithelfe und für sie arbeite. Dazu kam eine große Liebe zu den Armen, für welche sie die niedrigsten Arbeiten that, ihnen die Füße wusch, sie von Ungeziefer reinigte. Ein Wort von Jesus, vom Himmel, von den Engeln brachte sie in Verzückung. Einmal, in großer Verlassenheit und Trostlosigkeit erschien ihr der Heiland mit seinen strahlenden Wunden und sagte: »Tochter, wenn du nicht weißt wo du wohnen sollst, so soll für der meine offene Seite deine Wohnung seyn.« Darüber fühlte sie sich wunderbar getröstet. In ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahre wurde sie stigmatisirt. Vor Ueberfülle der Freuden, die am folgenden Osterfeste eintraten, konnte sie bis zum Feste Christi Himmelfahrt weder essen noch trinken. Außer dem Kloster der Capuzinerinnen ihrer Vaterstadt stiftete sie noch mehrere andere, und starb am 13. Mai d.J. 1615. An ihrem Grabe wiederholten sich die Wunder an Kranken etc., welche sie schon in ihrem Leben gewirkt hatte.