Patricius, S. (8)

[698] 8S. Patricius, Ep. et Soc. M. M. (28. April, al. 16. u. 19. Mai). Dieses heil. Bischofs und Martyrers und seiner Genossen gedenkt das Mart. Rom. zu obigem Tage mit folgenden Worten: »Zu Prusa (am Olympus, jetzt Brussa, wo sich jetzt noch heiße, schwefelhaltige Mineralquellen befinden) in Bithynien (das Andenken) der hhl. Martyrer Patricius Bischof, Acatius, Menander und Polyenus« Wie Baron. bemerkt, werden dieselben auch von den Griechen am gleichen Tage verehrt, in den Menäen aber auch zum 19. Mai genannt. Die Zeit ihres Martyrthums kann nicht bestimmt werden. Die Acten sind jedoch unzweifelhaft, weßhalb ein genauer Auszug hier am Platze ist. Eben hatte der Proconsul Julius die Heilquellen gebraucht und zur Danksagung für den günstigen Erfolg den Gottheiten Asclepius (Aesculapius) und Salus geopfert, als er den hl. Patricius sich vorstellen ließ und ihn also anredete: Siehe, welche Kraft unsern Göttern inne wohnt, du aber, ein steifer Anhänger der christlichen Fabel, rufst Christum an. Wie du so dumm bist! Sieh' doch, wie unsere Götter den Thermen heilsame Kraft verleihen, wie insbesondere der Vater Asclepius mächtig und gütig ist. Wenn du also Qualen und Bande vermeiden, ein ruhiges Leben in deinem Vaterlande führen willst, so flehe demüthig zu ihm und bete ihn an! Patricius entgegnete: »Wie viel Schlimmes, o Proconsul, hat deine Zunge in kurzer Rede losgelassen!« Der Proconsul: Wie kann ich Schlimmes gesprochen haben? Ueberweise mich. Du mußt doch eingestehen, daß nicht Schwindel seyn kann, was wir mit Augen sehen. Patricius antwortete: »Erhabener Proconsul, wenn du mich geduldig anhören willst, so werde ich dich über den Ursprung und die reiche Wasserfülle dieser Thermen belehren.« Der Proconsul sprach: Ich erwarte nichts Anderes als irgend eine schöne Fabel von dir zu hören, indessen sprich, ich will hören was du vorbringst. Patricius: »Ich werde keine Fabel erzählen.« Der Proconsul: Also irgendwelche Abhandlung über den Ursprung der Thermen? »Ich bin Christ,« entgegnete Patricius, »und wer immer zu dieser Religion sich bekennt, und den wahren und Einen Herrn des Universums anbetet, hat in seinem Geiste die rechte Einsicht in die göttlichen Geheimnisse und auch in diese. Daher weiß ich gut, daß ich darüber die Wahrheit ausspreche, weil ich ein, wiewohl sündhafter, Diener Christi bin.« Aber du redest ja, sprach der Proconsul, mit einem Selbstvertrauen und Uebermuthe, als ginge dein Wissen über das aller Philosophen weit hinaus! »Vor Gott,« sprach Patricius, »ist die Weisheit dieser Welt Thorheit.« Der Proconsul wünschte aber zu hören, wie der Heilige den Ursprung der Heilquellen erkläre, worauf der Heilige fortfuhr: »Der nämliche allmächtige und ewige Gott, welcher der Urheber des Menschengeschlechtes ist, hat durch seinen Eingebornen Sohn Feuer und Wasser aus Nichts gebildet – und aus dem Feuer das Licht, die Sonne und die andern Gestirne hervorgebracht, denen er befahl, theils dem Tage, theils der Nacht voranzuleuchten. So weit Er will, so weit dehnt sich seine Macht und Wirksamkeit aus. Aus den Wassern aber hat Er das Firmament des Himmels gefestiget und über denselben die Erde gegründet und in ihnen mit voraussichtiger und vorauswissender Kraft alles das bethätiget, wessen der Mensch, dessen Schöpfung nachher geschehen sollte, bedürftig wäre. Da Er aber voraus erkannte, daß die Menschen Ihn, ihren Schöpfer, beleidigen und nach Beseitigung der wahren Gottheit, selbstgemachten Göttern Verehrung zollen würden, hat Er außerdem zweierlei Orte geschaffen, von welchen Er den einen in ewigem Lichte glänzen ließ und mit allen und zwar den ausgesuchtesten Gütern überhäufte, den andern aber mit immerwährender Finsterniß und nie erlöschendem Feuer der Züchtigung wie zur ewigen Strafe anfüllte, damit jene, die Ihm wohlgefielen und seinen Willen beobachteten, wenn sie wieder zum Leben zurückgekehrt wären, den Wohnsitz der Guten erlangen, und im ewigen Lichte leben möchten, jene aber, welche durch ausgelassenes Leben sich seinen Zorn zugezogen, in die Finsterniß zu jeglichen Qualen und zu ewigen Peinigungen verstoßen würden. Wie Er aber das Feuer und das Wasser, das Licht von der Finsterniß [698] abschied, so hat Er auch als der Schöpfer aller Dinge einem jeden derselben seine besondere Stelle angewiesen. Es befindet sich aber auch über dem Firmamente des Himmels und unter der Erde Feuer und Wasser; das Wasser, welches oberhalb der Erde sich befindet, ist in eine große Masse, welche das Meer genannt wird, verbunden; das unterhalb nennt man jenes der Abgründe, und von diesem quillt einiges, wie durch Röhren nach Oben ergossen zum Gebrauch des menschlichen Geschlechtes. Dieser Art sind die Thermen, von welchen einige, da sie dem Feuer entfernter liegen, durch die vorsichtige Anordnung Gottes gegen uns, kälter sind, während andere, die demselben näher liegen, heiß fließen. Daher gibt es an einigen Orten auch lauwarme Quellen, je nachdem sie weiter vom Feuer entfernt sind. Das Feuer unter der Erde ist bestimmt, die Gottlosen zu peinigen. Das Wasser, welches unter allen das tiefste und kälteste ist, und in Eis zusammenwächst, wird Tartarus genannt, wo an euren Göttern und deren Anbetern eine nie endende Strafe vollzogen wird. Davon magst du überzeugt seyn, wenn du an das Feuer denkst, das in Sicilien ausströmt (der Berg Aetna).« Darauf sagte der Proconsul: Christus also, nicht die Götter, hätte dieß Alles erschaffen? »Ja, Christus,« erwiderte Pat ricius, »denn es steht geschrieben: durch Ihn ist Alles gemacht worden.« Der Proconsul wiederholte: Bleibst du dabei, daß Christus den Himmel erbaut hat? »Ich bleibe dabei, weil es in der Schrift heißt: Den Himmel werde ich sehen, die Werke deiner Hände, den Mond und die Gestirne, welche du geschaffen hast.« Da sagte der Proconsul: Gut, so werde ich dich in diese Thermen werfen lassen, weil du mit Verachtung der Götter Christus zu deren Urheber machst; Er wird nicht zugeben, daß du in denselben verbrennest. Darauf sagte Patricius: »Ich verachte die Götter nicht, die nicht sind, da Niemand etwas tadeln wird, was überhaupt nicht da ist, aber daß Christus, wenn Er will, die Macht hat, mich zu erhalten, sollst du wissen, denn Er kann, was Er will: Er hat aber auch die Macht, durch seine Thermen das Band zu lösen, welches mich an dieses sterbliche Leben knüpft. Wisse, Er weiß und ergründet im Voraus, was mich erwartet und mir übrig bleibt, ja Er ist so in allen Dingen gegenwärtig, daß ohne seinen Willen und Beschluß nicht einmal ein einziges Härchen vom Haupte des Menschen abfällt, oder ein Vogel sich in der Schlinge fängt. Davon, was ich sage, mögen Alle überzeugt seyn, daß es das Wort der Wahrheit selbst ist, sowie daß Alle, welche, wie du, Steine anbeten, dem ewigen Tartarus anbeimgegeben und in demselben mit ewiger Pein bestraft werden.« Da Julius das gehört hatte, ließ er ihn entblößen und in's heiße Wasser hinabstürzen. Während der Heilige hinuntergestürzt wurde, betete er: »Herr Jesus, sey bei mir, deinem Diener!« Und siehe! die aus den Thermen herausspritzenden Tropfen verbrannten die umstehenden Soldaten so, daß sie starben. Patricius selbst aber stand in ihnen lange Zeit wie in einem erfrischenden Bade, bis ihn der erzürnte Proconsul herausführen und enthaupten ließ. Der heil. Martyrer betete also mit zum Himmel ausgestreckten Händen: »Gott, du König und Herr aller Dinge, der du mit deiner eigenen Kraft die sichtbare und unsichtbare Schöpfung zusammenhältst, und jene erhörest, welche dich in Wahrheit anrufen, der du diese Thermen zum Heile der Gottesfürchtigen und zur Bestrafung der Gottlosen gebildet hast, stehe mir bei, indem ich für das Bekenntniß deines Glaubens den Tod erdulde.« Nachdem er so gesprochen, kniete er nieder und empfing den tödtlichen Streich. Die anwesenden Christen begruben seine Leiche nach ihrer Gewohnheit und bestatteten sie an der Landstraße. Von den Leiden seiner Genossen erzählen die Acten nichts. (III. 576, 577.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 698-699.
Lizenz:
Faksimiles:
698 | 699
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Der historische Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt die Geschichte des protestantischen Pastors Jürg Jenatsch, der sich gegen die Spanier erhebt und nach dem Mord an seiner Frau von Hass und Rache getrieben Oberst des Heeres wird.

188 Seiten, 6.40 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon