Paulinus, S. (15)

[714] 15S. Paulinus (31. Aug.). Die Lebensbeschreibung dieses hl. Bischofes stammt aus dem 9. oder 10. Jahrhundert. Wie diese erzählt, war er in Aquitanien von vornehmen christlichen Eltern geboren. Als der heil. Maximinus6 (s.d.) seine Heimath verließ, schloß sich der heil. Paulinus ihm als Schüler und Gefährte an. Sie kamen auf ihrer Reise nach Trier, wo sie der heil. und gelehrte Bischof Agritius liebevoll als Schüler und Mitarbeiter in seinem Hause aufnahm. Der heil. Maximinus wurde sein erster, der hl. Paulinus sein zweiter Nachfolger. Um d.J. 349 bestieg er den bischöflichen Stuhl. Damals galt es vorzüglich, die Beschlüsse des Concils von Nicäa gegen dessen Feinde zu vertheidigen. Hiefür hatte er schon unter seinen beiden Vorgängern muthvoll gekämpft, muthvoll schrieb er als Bischof unter den auf dem Concilium zu Sirmium im J. 351 gegen den hl. Athanasius gefaßten Beschluß, daß er zur Verdammung des Photinus und Marcellus, nicht aber zu der des Athanasius seine Beistimmung gebe. Als eine feste Mauer stellte er sich auch, auf der im Jahre 353 zu Arles gehaltenen Synode den arianisch gesinnten Bischöfen, denen sich hier sogar der päpstliche Legat anschloß, allein entgegen, und wurde wegen der Vertheidigung des hl. Athanasius und der katholischen Lehre von dem Kaiser Constantius, welcher die Arianer begünstigte, in die Verbannung nach Phrygien geschickt, wo Montanisten seine Umgebung bildeten. Auch hier verkündigte er die wahre Lehre, und entschlief nach vielen erstandenen Mühseligkeiten am 31. August des Jahres 358 in dem Herrn. Der heil. Athanasius nennt auch ihn (Friedrich, K.-G. Deutschl. I. 241), wie seinen Vorgänger, den hl. Maximin »einen apostolischen Mann einfachen und aufrichtigen Sinnes«. Schon einige Decennien später wurde er Martyrer genannt. Sein Leidensgefährte und Nachfolger war der hl. Bonosus2. Sein hl. Leib ward um das J. 396 durch den Bischof Felix von Trier aus Phrygien abgeholt und in einem Sarg aus Cedernholz in der zu Ehren der hl. jungfräulichen Gottesgebärerin geweihten Kirche beigesetzt. Im J. 883 wurde aber diese Kirche von den Normannen zerstört und fast die ganze Stadt Trier dem Erdboden gleichgemacht, wobei dann der Sarg des hl. Paulinus mit andern hl. Reliquien verschüttet wurde. Erst im J. 1071 unter dem Erzbischofe Udo fand man in der Mitte der verschütteten Gruft den an Ketten aufgehängten Sarg des hl. Paulinus, zu seiner Rechten den Leib des heil. Palmatius; zu Häupten lagen sieben [714] Senatoren der Stadt, und zu seinen Füßen vier andere durch Tugend und Geschlecht berühmte Männer. Der Bischof Udo ließ die Gruft neu erbauen und ausschmücken. Aber schon nach 54 Jahren ward die Kirche durch einen unglückseligen Brand zerstört, und es verflossen mehrere Jahre, bis sie wieder aufgebaut und vollendet werden konnte. Dieß gelang gegen das Jahr 1148, wo sie vom Papste Eugenius III. am 31. Januar neuerdings zu Ehren der heil. Gottesgebärerin eingeweiht und mit vielen Gnaden und Ablässen beschenkt wurde. Dieser Einweihung wohnte Balduin III., König von Jerusalem, bei, der an diesem Tage die Gruft des heil. Paulinus, den Altar des heil. Bischofs Marus und einen andern Altar mit neuen Reliquien bereicherte. Im J. 1402 wurde der Sarg des hl. Paulinus geöffnet; man fand den Leib des Heiligen sorgfältig in verschiedenfarbigen Seidenzeug eingehüllt, und die Glieder ganz geordnet liegen, ohne daß der geringste Moder die Gebeine ergriffen hatte. Der Sarg wurde mit größter Sorgfalt wieder verschlossen, das hl. Haupt aber in einer silbernen, mit Gold und Edelsteinen verzierten Büste zur Verehrung des Volkes ausgestellt. Zweimal noch brannte die Kirche des hl. Paulinus ab: nämlich im J. 1552, wo sie durch die Truppen des Markgrafen Albert von Brandenburg ausgeraubt und angezündet, und im J. 1675, wo sie dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die Kanoniker waren von der Zeit an genöthigt, ihren Gottesdienst in der benachbarten Pfarrkirche abzuhalten. Erst im Jahr 1738 ließ der Churfürst den Schutt beseitigen, wobei man die heil. Reliquien unverletzt fand, nur war der eine und andere der steinernen Särge durch die auf ihnen liegende Last gesprungen. Im Mart. Rom. steht der Name des hl. Paulinus ebenfalls am 31. August. Auf Bildnissen hat er (Hack, S. 186) den heil. Geist als Taube über sich. (VI. 668–679.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 714-715.
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