[767] SS. Pergentinus, Laurentinus2 et Soc. M. M. (3. Juni) Der Schauplatz des Kampfes und Todes dieser hhl. Martyrer war die Stadt Arezzo (arretium) in Toscana. Die hhl. Pergentinus und Taurentinus2 (Laurentius) waren leibliche Brüder aus ansehnlichem Geschlechte beide noch in jugendlichem Alter, aber voll Eifer für den Glauben, den sie durch Lehre und Belipiel im Volke fester zu begründen sich Mühe gaben. Zu ihrer Zeit, unter der Regierung des Kaisers Decius, galten aber solche Gesinnungen und Bestrebungen als höchst strafbar. In der That wurden sie als Christen angezeigt und gemartert. Ihre Geschichte ist sehr erbaulich, aber kaum ächt, wenigstens in der Gestalt, wie die Boll. sie herausgegeben haben. Sie findet sich schon bei Surius abgekürzt. Wir geben aus derselben die wichtigsten Scenen. Als der Richter sie tadelte, daß sie den Geboten des Kaisers kein Gehör schenkten, die Götter des Reiches nicht ehrten und einen gekreuzigten Juden anbeteten, entgegnete der hl. Laurentinus: »Wir kennen keinen Gott, als Jesum Christum, den Sohn des lebendigen Gottes, der gemacht hat Himmel und Erde, das Meer und Alles was in denselben ist. Wir wissen aber, daß die Götter, die du so nennest, mit allem Unrath befleckt sind; taub und stumm, ohne Gesicht und ohne Gehör; wenn man sie nicht hütet, werden sie gestohlen; damit sie nicht umfallen, muß man sie mit eisernen Bändern und Blei festmachen; sie können weder sich, noch andern helfen.« Die Heiligen kamen aber dieses Mal mit der Warnung davon, weiter nicht mehr gegen die Befehle des Kaisers zu handeln. Natürlich fuhren sie fort, die Lehren und Gebote Jesu Christi zu befolgen und zu verkünden, so daß Viele sich bekehrten. Es scheint auch, daß ihnen Gott die Gnade der Wunderwirkung verliehen hatte, denn sie wnrcen bald darauf nicht bloß des Ungehorsams gegen die Reichsgesetze, sondern auch der Zauberei angeklagt. Ihre Verantwortung gefiel dem Statthalter so wenig, daß er voll Zorn ausrief: »Ich habe euch Frist gegönnt, eure eitlen Lehren zu verlassen; dafür erkühnet ihr euch, sogar in meiner Gegenwart euren Christus zu verherrlichen!« Er befahl die Heiligen mit Prügeln zu schlagen. Während der Schläge sangen sie: »Herr gedenke unserer Hilfe; Herr, eile uns zu helfen!« Und siehe, plötzlich wurden die Arme der Schlagenden gelähmt. Tiburtius staunte, die Schergen aber schrieen vor Schmerz: »Unsere Arme sind lahm, wir bitten euch, ihr Diener Gottes, betet für uns zu eurem Gott! wenn er uns heilt, wollen auch wir an ihn glauben.« Die Heiligen flehten nun zum Herrn und ihre Bitte fand Erhörung. Viele der Zuschauer glaubten an den Herrn Jesus Christus; und auch die Schergen glaubten und lobten den Herrn, indem sie einstimmig riefen: »Es gibt keinen Gott außer jenem, den seine Diener Laurentinus [767] und Pergentinus predigen.« Der heil. Pergentinus aber sprach zu ihnen: »Brüder höret und merket unsere Lehren; lasset euch taufen und ihr werdet frei werden von allen Banden der Ungerechtigkeit.« Tiburtius, welcher weitere Bekehrungen befürchten mochte, ließ die Heiligen in den Kerker führen, mit dem Befehl, ihnen weder Brod noch Wasser zu geben. Drei Tage und drei Nächte hindurch genossen sie weder Speise noch Trank. Da kam ein Engel des Herrn um die Mitternachtszeit, brachte ihnen himmlische Speise und sprach: »Stehet auf und esset, was der Herr euch schickt.« Beim Eintritt des Engels ward der ganze Kerker erleuchtet und die Gefangenwärter geriethen so in Schrecken, daß sie wie todt dalagen. Die Heiligen aber, durch himmlisches Brod gestärkt, sangen: »Der barmherzige und erbarmende Herr hat Speise gegeben denen, die Ihn fürchten.« Hierauf kamen mehrere Gläubige mit der Schwester der beiden Heiligen, Pergentina mit Namen, um sie zu besuchen. Sie brachten Geschenke für die Wächter, damit diese sie zu den Heiligen einließen; aber sie fanden die Thüren geöffnet und die Wächter betäubt, weßhalb sie den Heiligen zuredeten, sich heimlich zu entfernen. Diese aber entgegneten, sie seien nicht gesonnen, die Märtyrerkrone, die ihnen so nahe sei, durch die Flucht aus dem Kerker wieder zu verlieren. Beim nächsten Verhöre sprach Tiburtius zu ihnen: »durch eure Uebelthaten habt ihr die ganze Stadt verkehrt.« Der hl. Laurentinus erwiderte: »Das sind keine Uebelthaten, sondern Wohl iha ten Gottes. Wir sind keine Uebelthäter, sondern Knechte unsers Herrn Jesu Christi.« Tiburtius sprach: »Was wollt ihr Worte machen? Entweder ihr opfert dem Jupiter, oder ich lasse euch tödten.« Der hl. Laurentinus sprach: »Bete nur du mit deiner Brut deinen Jupiter an, wir beten nur Christum an.« Tiburtius ließ in voller Wuth glühende Kohlen bringen und befahl, die Heiligen mit nackten Füßen auf dieselben zu stellen. Kaum standen sie auf den Kohlen, als diese erloschen und wie kaltes Wasser wurden. Neue Heidenbekehrungen folgten auf dieses Wunder. Da riefen die Andern: »Siehst du, daß es uns nichts nützt; wenn du sie wieder gehen lassest, wirst du die Stadt und das ganze Volk zu Grunde richten.« Jetzt ließ Tiburtius eine Statue des Jupiter bringen und sprach wieder zu den Heiligen: »Opfert dem Jupiter!« Pergentinus aber und die Christen, welche bei ihm waren, warfen sich auf ihr Angesicht nieder, um zu beten. Schon mochten die Heiden glauben, sie hätten die Heiligen überwunden, als diese ihre Häupter erhoben und das Götzenbild in Staub zusammenfiel. In jener Stunde bekehrten sich über zweihundert Heiden. Tiburtius sah sich von den Heiligen besiegt und sich ins Gesicht schlagend rief er: »Wehe mir, ich bin überwunden!« Er fällte nun das Todesurtheil über sie. Die Soldaten führten sie zur Enthauptung vor die Stadt. Auf der Richtstätte warfen sich die hhl. Martyrer auf die Erde und beteten: »O Herr, Du unser Beschützer! in Deine Hände empfehlen wir unsern Geist.« Hierauf wurde zuerst Laurentinus, dann Pergentinus enthauptet. Die Soldaten kehrten hernach zum Tiburtius zurück und meldeten ihm die vollbrachte That. Die Christen, an ihrer Spitze die Schwester der Heiligen, sammelten die Ueberreste und begruben sie nicht weit von der Stadt. Am Orte ihrer Grabstätte ward später eine Kirche zu ihrer Ehre erbaut, welche im Jahre 1227 den Camaldulensern übergeben wurde. Ein Theil ihrer Reliquien soll später nach Bologna übertragen worden seyn. Andere befinden sich (Piazza, I. 478.) in der St. Cäcilienkirche zu Rom. Ihre Namen stehen auch im Mart. Rom. am 3. Juni. (I. 271–273.)