[834] 149B. Petrus Gonsalez, Conf. (15. April). Dieser Selige wird in Spanien unter dem Namen St. Elmo als Patron der Schiffer angerufen. Aus einer angesehenen Familie in Astorga entsprossen, führte ihn Gott auf dem Wege der Verdemüthigung zur wahren Erhöhung. Ohne Beruf und geistliche Gesinnung trat er in den geistlichen Stand, und sein Oheim, der Bischof in seiner Vaterstadt war, beförderte ihn, ungeachtet seiner Jugend, zu Würden und Ehren. Allerdings war er durch seine Fähigkeiten derselben nicht unwürdig, aber noch hatte er dieselben im Dienste der Kirche und der Gläubigen so viel wie gar nicht verwendet. Gleichwohl wurde er nach kurzer Zeit schon Decan an der Domkirche. Diese Ehrenstelle schmeichelte der Eigenliebe des vom Weltgeiste angesteckten jungen Gonsalez. Mit größtem Prachtaufwande [834] wollte er seine Besitznahme feiern und durchzog die Stadt auf einem prachtvoll geschmückten Pferde. Während des Beifallklatschens der Menge bäumte sich das Pferd und setzte den Reiter in den Koth; sogleich wandelte sich das Beifallklatschen in Hohngelächter um. – Durch diesen Vorfall gedemüthigt, kehrte der junge Dechant in sich selbst zurück, und begab sich nach Palencia, wo er Gebete und Fasten als Mittel anwendete, um zur Erkenntniß des göttlichen Willens, den er unter allen Umständen vollziehen wollte, zu gelangen. Bald erreichte er eine hohe Stufe der Demuth und den vollkommensten Sieg über alle Leidenschaften. Um die Früchte desselben nicht wieder zu verlieren, trat er in den Orden des heil. Dominicus. Nach bestandenem Noviciat suchte er sich, dem Willen seiner Obern gehorchend, zum Predigtamte zu befähigen. Nachdem er den größten Theil der Nacht in Betrachtung und Gebet zugebracht, widmete er den Tag dem Unterrichte der Gläubigen. Bei seinen salbungsvollen Predigten zerfloßen die ausschweifendsten Wüstlinge in Thränen und legten ein demüthiges Bekenntniß ihrer Sünden ab. Sein Wirkungskreis waren hauptsächlich die Königreiche Leon und Castilien, besonders aber die Diöcese Palencia. – König Ferdinand III. wählte den frommen Prediger zu seinem Feldkaplan. Gonsalez benützte das in ihn gesetzte Vertrauen des Fürsten zur Förderung der Ehre Gottes und bewirkte durch sein Gebet und seine Ermahnungen, daß die am Hofe und unter den Kriegsleuten herrschenden Unordnungen größtentheils verschwanden. Seine Beispiele gaben seinen Reden Kraft; denn er lebte in Mitten der Ehren und des Ueberflusses ebenso regelmäßig und abgetödtet wie im Kloster. – Eine schwere Prüfung, die einige boshafte Höflinge seiner Keuschheit bereiteten, bestand er nicht bloß, sondern brachte auch diejenigen, die ihn hatten verführen wollen, zur Besserung. Er legte sich nämlich, um den Ernst zu zeigen, mit welchem solche Gelüste und Versuchungen zurückgedrängt werden müssen, in seinen Mantel gehüllt, auf die glühenden Kohlen des Kaminfeuers, ohne davon beschädiget zu werden, worauf die Sünderin, die zu ihm geschickt worden war, sich aufrichtig bekehrte. Gonsalez begleitete den König auf allen seinen Feldzügen gegen die Mauren bis nach Xeres, und man kann mit Grund behaupten, daß er zu den Siegen dieses Fürsten durch seine Gebete und Rathschläge und durch die christliche Zucht, welche er unter den Soldaten und Kriegsobersten handhabte, Vieles beigetragen hat. Die Einnahme von Cordova im Juni d.J. 1236 öffnete seinem Eifer ein weites Feld. Er bezähmte die Wuth der Sieger, schützte die Unschuld und rettete Vielen das Leben. Die Moscheen, deren man im Ganzen nicht weniger als 600 zählte, wandelte er in Kirchen um, die größte und berühmteste von allen, die in Spanien sich befanden, wurde zur Domkirche erhoben. Ohne Zweifel darf man auch die im Allgemeinen sehr milde Behandlung, welche den Saracenen in Castilien zu Theil wurde, zum großen Theil ihm zum Verdienste rechnen. Es war ihm Herzensangelegenheit, die Wahrheit des apostolischen Wortes: »O wie schön sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen,« dem gewaltthätigen Islam gegenüber durch die That zu beweisen. – Der Selige fühlte sich aber auch angetrieben, die armen und unwissenden Landbewohner zu unterrichten. Sein Predigtamt brachte vorzüglich in den Diöcesen Tuy und Compostella bewunderungswürdige Früchte hervor. Nicht selten wurden seine wundervollen Predigten von wirklichen Wundern unterstützt. Er verstand es besonders, den Armen die Heilswahrheiten vorzutragen und ihnen Liebe dafür einzuflößen. Die Schiffer suchte er auf den Schiffen auf, um sie zu unterrichten. – Als ihm klar wurde, daß sein Sterbetag nahe sei, verließ er Tuy, um sich nach Compostella zu begeben, wo er in den Armen seiner Ordensdrüder sterben wollte; allein auf der Hinreise wurde er so unwohl, daß er wieder umkehren mußte. Sein Freund, der Bischof von Tuy, stand ihm in seiner Krankheit bei. Sein Tod erfolgte in seinem 56. Lebensjahre am 15. oder 16. April d.J. 1246. Er wurde in der Domkirche von Tuy beigesetzt, wo seine, durch Wunder berühmt gewordenen Reliquien in einem schönen silbernen Schreine aufbewahrt werden. Papst Innocentius IV. sprach im Jahre 1254 den Diener Gottes selig und erlaubte den Dominikanern von Spanien, seine Tagzeiten zu halten. Später bekam auch die Stadt Tuy dieses Vorrecht, bis Benedict XIV. dem ganzen Orden des hl. Dominicus sein Offtcium [835] gestattete. Die Schiffer von Spanien und Portugal rufen ihn bei Stürmen an, und haben schon oft die unzweideutigsten Merkmale seines Schutzes erhalten. Sie nennen ihn St. Telm oder St. Elm. Er wird auf glühenden Kohlen liegend abgebildet. (II. 389).