Philippus Minh, V. (41)

[907] 41V. Philippus Minh (3. Juli), ein Priester und Martyrer, welcher zu Caimong in West-Cochin-China ums Jahr 1815 von christlichen Eltern geboren wurde Nach dem frühzeitigen Tode seiner Eltern besorgte seine fromme ältere Schwester die Erziehung des 2jährigen Knaben. Als er 13 Jahre alt war, nahm ihn der apostolische Vicar von Cochin-China, der Bischof Taberd von Isauropolis in sein Seminar auf. Später mußte der talentvolle Jüngling, bei der Zunahme der Verfolgung, den Bischof nach Calcutta begleiten. Nachdem daselbst Taberd mit Tod abgegangen, wurde Philipp von den dortigen Vätern der Gesellschaft Jesu freundlich aufgenommen und in das Kollegium der auswärtigen Missionen auf die Insel Pulo-Penang geschickt, wo er sich dem klassischen Studium, dann aber der Theologie widmete. Als er zum Priester geweiht werden sollte, wurde vom hl. Stuhle die Mission von Cochin-China in Ost- u. West-Cochin-China getheilt, wodurch der Geburts-Ort Phtlipps zur westlichen Abtheilung fiel, für welche Dominicus Lefebre als Bischof ernannt wurde. Von diesem Bischof, der sogleich nach seiner Ernennung eingekerkert wurde, erholte sich der unerschrockene Diakon im Gefängnisse zu Hue die Entlassungsschreiben (litterae dimissoriales) und kehrte zum Bischof von Metellopolis zurück, von welchem er i. J. 1847 zum Priester geweiht wurde. Als Priester zeichnete er sich durch heiligen Eifer aus, und da ihm auch die Vollmacht gegeben wurde, das Sacrament der Firmung zu spenden, unterzog er sich freudig den großen Gefahren, die mit Besuchung der verschiedenen Christengemeinden verbunden waren. Ungefähr 7 Jahre wirkte er so segensreich in verschiedenen Niederlassungen, bis er zum Pfarrer von Mac-Bac bestimmt wurde. Ein verrätherischer Christ hatte dem Mandarin versprochen, einen Priester Namens Luu in die Hände zu liefern, der seiner Meinung nach in demselben Hause mit dem ehrwürdigen Philipp lebte. Um 10 Uhr in der Nacht des 25. Febr. 1853 griff der Verräther mit einer Schaar von Gerichtsdienern das Haus, in dem unser Priester Minh wohnte, mit Gewalt an und erzwang sich durch Einstoßen der Mauer einen Eingang. Der Eigenthümer des Hauses, der erster Catechet in jener Gegend war, trat ihnen entgegen und gab sich für den Priester Luu aus, den sie suchten. Die Gerichtsdiener machten denselben zum Gefangenen, obschon sie merkten, daß er nicht die Person sei, die sie suchten, ja sie nahmen jedermann fest, der ihnen in den Weg kam. Als Philipp dieses sah, war er sogleich bereit, sich für seine Brüder zu opfern; er redete deßhalb die Gerichtsdiener an: »Wenn ihr den Religionsdiener suchet, da ist er, ich bin es; ihr habt mit den Leuten des Hauses nichts zu schaffen.« Sogleich ergriffen sie ihn und banden ihm mit seinen eigenen Haaren die Hände auf den Rücken. Einige Gerichtsdiener riethen ab, ihn fest zu nehmen, weil er nicht der Luu sei; aber Philipp sorgte nicht für sich, er wollte nur andere retten, was ihm auch dadurch gelang, daß er dem gierigen Haufen Geld gab, wodurch sie sich entschlossen, Mehrere frei zu geben. Mit Ausnahme der Gemälde und der heiligen Gewänder, die beim Prozesse als Beweisstücke gelten sollten, wurde Alles im Hause geplündert und sofort Philipp mit sieben der angesehensten Christen, nach dem Gerichtshause von Cong-Ho geschleppt. Als er vor das Tribunal gebracht wurde, betete er: »Mein Gott, da es dir gefallen hat, deinen demüthigen und unwürdigen Diener dieser Prüfung zu unterwerfen, so flehe ich dich an, gewähre mir Gnade und Standhaftigkeit, daß ich siegreich durch den Kampf gehe, zu dem ich verpflichtet bin. Gib mir Worte der Weisheit und der Klugheit ein, daß ich den Beamten mit wachsender Kraft anworten kann.« Als sie von ihm begehrten, er solle das auf dem Boden vor ihm liegende Kreuz mit Füßen treten, konnten [907] sie ihn nicht einmal mit Gewalt über dasselbe schleppen. Die gerichtliche Untersuchung dauerte sieben Tage lang, wobei sich der Diener Gottes muthig als Christ und Priester bekannte. Seinem Beispiele folgten die andern Gefangenen nach und gingen wie er siegreich aus der Prüfung hervor. Der Mandarin hätte ihn gerne gerettet, und verlangte nur, er möchte leugnen, daß er Priester sei und angeben, die Kleider seien ihm von dem Bischofe zur Aufbewahrung übergeben worden, zur Zeit, als er ergriffen wurde. Der ehrwürdige Priester wollte lieber alle Pein und Marter ausstehen, als sich einer Lüge schuldig machen. Da nun der Mandarin sah, daß er es zu keinem Vergleich mit ihm bringen könne, verurtheilte er ihn, nach dem veröffentlichten kaiserlichen Edicte richtend, zu lebenslänglicher Verbannung in die Provinz Son-Tay, seine Mitschuldigen aber zu je 100 Streichen mit dem Stocke. Das Urtheil wurde zur Bestätigung in die Hauptstadt geschickt, unterdessen aber Philipp von den Mandarinen mit Achtung behandelt; er durfte in einem, von den Verbrechern abgesonderten Gemache wohnen, und sogar in Begleitung eines Soldaten in der Stadt herumgehen. Diese Freiheit benützte er, einen Boten an den apostolischen Vicar Lefebre zu schicken und ihn um einen Rosenkranz und die kleinen Tagzeiten der seligsten Jungfrau zu bitten, die ihm dieser sammt Feder und Papier zukommen ließ, was ihn in den Stand setzte, öfter an seine Obern zu schreiben. Der Priester Luu, statt dessen unser Philipp verhaftet worden, besuchte den Diener Gottes öfter und hörte seine Beicht. Oft war Minh selbst im Gefängnisse im Stande, die Beichten seiner Mitgefangenen zu hören und sie so des Jubiläumsablasses theilhaftig zu machen. Häufig tröstete er seine Leidensbrüder und ermuthigte sie, geduldig die 100 Streiche auszuhalten, wornach sie ja wieder zu ihren Familien zurückkehren dürften. In keiner andern Beziehung war die Verbannung ihm ein Gegenstand der Trauer, als weil er durch sie von seinen Schafen losgerissen wurde, und sie der Fürsorge ihres Hirten verlustig werden sollten. Ganz gegen die Erwartung der Mandarinen fiel aber das kaiserl. Urtheil aus. Der Tyrann hatte beschlossen, das Christenthum ganz auszurotten und deshalb das Urtheil ergehen lassen, daß, wie die europäischen Missionäre, so auch die eingebornen Priester enthauptet, ihre Köpfe ins Meer geworfen, die andern Christen aber lebenslänglich verbannt werden sollen. Am 3. Juli 1853 erhielt er davon Kenntniß. Lächelnd vernahm es der fromme Diener Gottes und benutzte die nächsten Augenblicke, um an Bischof Lefebre und zwei andere Priester sein letztes Lebewohl zu schreiben. Hierauf betete er eine Zeit lang auf den Knieen und brachte sein Leben Gott zum Opfer dar. Unter militärischer Begleitung wurde das unschuldige Lamm zur Schlachtbank geführt. Auf dem ganzen Wege war er in Gebet versunken; er hielt einen Rosenkranz in der Hand und erhob von Zeit zu Zeit seine Augen zum Himmel. Selbst die Heiden, die dem Zuge in großer Menge sich anschlossen, klagten, daß man einen so unschuldigen und angesehenen Mann auf solche Weise zur Hinrichtung führe. Auf dem Richtplatze angekommen, kniete er nieder, bat einen Christen, Xa-Plaing mit Namen, für ihn zu beten und gab ihm seinen Rosenkranz. Unter seinen Gebeten, die er noch vor Empfang des Todesstreichs verrichtete, hörte man die Worte: »Meine Mutter, komme mir zu Hilfe!« und »O Gott, mein Vater, verzeihe mir die Sünden!« Auf das Zeichen des Mandarinen trennte der Scharfrichter mit einem Schwertstreiche das Haupt vom Leibe des Martyrers. Als er getödtet war, sagten die Umstehenden laut: »Der gute Priester ist zum Himmel gegangen.« Einem Soldaten, der das ehrwürdige Haupt in den Fluß werfen wollte, kaufte es Xa-Plaing um einiges Geld ab und legte es zum Leibe, den vier Christen in einen Sarg legten und nach der Stadt Cain-Hum brachten, wo drei Priester, mehrere Catecheten und die Verwandten des Martyrers den Leichnam wuschen, mit den heiligen Gewändern bekleideten und einige Tage im Betsaale ausstellten. Hierauf brachte man ihn nach der christlichen Niederlassung von Caimong, seinem Geburtsort, wo er, sowie in der ganzen Umgegend als ruhmvoller Diener Gottes in hohen Ehren gehalten wird. (Reiching.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 907-908.
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