Sebastiana, S. (2)

[229] 2S. Sebastiana V. M. (7. Juni). Die Geschichte dieser Heiligen führt in die ältesten Zeiten der Kirche zurück. Sie soll nämlich vom hl. Paulus zu Heraclea in Thracien bekehrt und getauft worden sein und schon im J. 93 für Jesus gelitten haben. Den Namen scheint sie von ihrer Geburtsstadt Sebaste in Phrygien, wo ihr heidnischer Vater längere Zeit das Präfec tenamt begleitete, erhalten zu haben. Später kam sie nach Marcianopel in Untermösien, dermalen Preslaw genannt, wo sie um Christi willen Vieles zu leiden hatte. Sie wurde eingekerkert, mit Bleikolben geschlagen und auf einen brennenden Scheiterhaufen geworfen, auf welchem sie zur Verwunderung aller Zuschauer unverletzt blieb. Ein heftiges, auf ihr Gebet entstandenes Gewitter löschte die Flammen. Hierauf ließ sie der Statthalter Sergius, wie ihr der hl. Apostel Paulus in einer nächtlichen Erscheinung vorausverkündet hatte, nach Heraclea zurückführen. Der dortige Statthalter wiederholte die früheren Foltern und verschärfte sie. Umsonst. Sie schien ohne alles Gefühl für die an ihr vollzogenen Qualen zu sein. Zwei Löwen die nach einander auf sie losgelassen wurden, ließen sie unberührt und legten sich wie zarte Lämmlein an, ihre Seite. Als sie schließlich vor der Stadt enthauptet wurde, floß anstatt des Blutes Milch aus ihrem unschuldigen Halse. Auch nach ihrem Tode setzten sich die Wunder fort. Ihr Leib, welchen der Statthalter in einen mit Blei beschwerten Kasten einschließen und ins Meer werfen ließ, wurde von einem Engel an einen Ort gebracht, welcher in der Legende Rhesistos genannt wird. Eine fromme Frau, Namens Synktelika, besorgte ein ehrenvolles Begräbniß. Die alte griechische Legende über sie ist von den Bollandisten mit der lateinischen Uebersetzung gegenüber herausgegeben worden. Wir halten sie in Anbetracht der von ihr erzählten Wunder mit der Erstgenannten für identisch. (VI. 57–70.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 229.
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