[457] S. S. Theodoretus (Theodoritus) et Soc. M. M. (23. Oct. al. 23. März, 6. und 17. Mai). Dieser hl. Theodoretus (Theodoritus) war (nach dem Mart. Rom., in welchem er Theodorus genannt wird, während er in andern Quellen Theodoricus heißt) Priester zu Antiochia in Syrien. Er litt unter dem Kaiser Julianus dem Abtrünnigen wegen Zerstörung der Götzenbilder und Altäre, und weil er den Verordnungen, welche die Auslieferung des Kirchengutes an die Staatscasse forderten, sich widersetzt habe, schwere Folterpein und zuletzt den Tod der Enthauptung, wahrscheinlich im J. 362. Es heißt in den Acten, daß der Kaiser dieses Verfahren allerdings mißbilliget habe, weil die Tödtung um des Glaubens willen den Getödteten die Ehre des Martyriums verschaffe, den Christen aber zur Aufmunterung diene, während er die christliche Lehre »wissenschaftlich« (multis argumentis) zu zerstören suche, aber dieß hinderte ihn nicht, sogleich am nächsten Tage wieder in Begleitung des Statthalters die gottlosen Opfer zu verrichten, und denselben auf diese Weise seiner fortdauernden Gnade zu versichern. Beide ereilte kurz darauf das Strafgericht Gottes. Folgendes ist die Geschichte seines Todes, wie sie in den ächten Martyrer-Acten von Ruinart enthalten ist, die wir nahezu wörtlich hier mittheilen. Der Statthalter Julianus von Antiochia, ein Verwandter des Kaisers, versuchte wie dieser durch Versprechung von Belohnungen und Aemtern die Christen, vorab Bischöfe und [457] Priester, zu verführen. Er schloß die Kirchen, verbot den Priestern ihre Amtshandlungen, confiscirte das Kirchenvermögen und machte jede geordnete Seelsorge in Antiochia unmöglich. Die gläubige Heerde war zerstreut und konnte nur manchmal an verborgenen Orten Gottesdienst halten. In dieser Noth erwies sich der heil. Priester als treuer Hirte. Er blieb in der Stadt, sammelte die Brüder um sich, hielt die Collecte und betete gemeinsam mit ihnen. Wegen dieser Verbrechen ließ ihn der Statthalter der früher auch Christ gewesen war, ergreifen, und nahm ihn ins peinliche Verhör. Der Heilige gestand, nach seinem Vermögen Kirchen und Basiliken der heil. Martyrer erbaut, die Götzenbilder und ihre Altäre aber niedergerissen zu haben; er habe es gethan, um die Seelen der Irrenden zu retten; dabei habe er kein Gesetz verletzt, nicht in neuester Zeit, sondern unter der Regierung des Kaisers Constantins, der niemals ein Verbot hiegegen erlassen habe, habe er so gehandelt, und setzte hinzu: »Es wundert mich von dir, Abtrünniger, daß du so über Nacht ein Eiferer für den Götzendienst geworden bist.« Als er hierauf ins Gesicht geschlagen wurde, sagte der heil. Theodoretus: »Du sündigst schwer, Julianus, daß du den Glauben über Bord geworfen hast, und ziehst dir den ewigen Tod zu.« Der Richter konnte diesen Vorwurf unmöglich annehmen; die Wahrheit, welche er enthielt, verwundete neuerdings sein schlechtes Gewissen, und als der Heilige wiederholte: »Zu der Zeit, in welcher du Gott ehrtest, sprachst du die Wahrheit, und die Lüge verabscheutest du, jetzt hat dich der Hochmuth aufgebläht, und daher gibst du nun den eitlen Götzen den Namen Götter, die Wahrheit aber bezeichnest du als Lüge,« ließ er ihn auf die Folter spannen, und zwar so stark, daß es schien, der Heilige habe eine Körperlänge von acht Fuß. Auf den Zuruf des Richters, er solle in solchen Leiden die Lehre des Gekreuzigten verlassen, um sich das Leben zu erhalten, gab er mit lauter Stimme und heiterm Angesichte die für Julianus so peinliche Antwort: »Hast du schon vergessen, daß ich dir gesagt habe, du dürfest Menschengebilde nicht Götter heißen? Erkenne doch wieder den wahren Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und Jesum Christum, seinen Sohn, durch dessen kostbares Blut du erlöst worden bist.« Julianus erwiderte, mit deutlicher Beziehung auf das apostolische Glaubensbekenntniß, das ihm noch im Gedächtnisse war: Er ist gekreuziget, gestorben und begraben – und du nennst ihn Schöpfer der Welt 2 Wieder riß der Heilige die alte Gewissenswunde auf: »Ja, gekreuziget, gestorben und begraben! Aber ich sage weiter: Er ist auferstanden von den Todten um unsers Heiles willen. Alles ist durch Ihn gemacht, da Er das Wort und die Wahrheit des Vaters ist. Auch du hast Ihn, als du noch bei rechter Gesinnung gewesen, wenn sie aufrichtig war, angebetet.« Julianus sagte: Ehre die Götter, und thue was der Kaiser befiehlt, denn dir befiehlt die Schrift: Das Herz des Königs ist in deiner Hand! Der hl. Martyrer entgegnete ihm: »Ja, so heißt es, aber nur wenn der König Gott erkennt, ist sein Herz in Gottes Hand, nicht wenn er ein Tyrann ist und die Götzen anbetet.« Jetzt war die Majestätsbeleidigung fertig: Thörichter, du beschimpfst den Kaiser und nennest ihn einen Tyrannen! Der Heilige bekräftigte nur seine Aussage: »Wenn er ist, was du von ihm sagst, und wenn er befiehlt, was du verlangst, so ist er nicht bloß ein Tyrann, sondern der Erbarmungswürdigste unter allen Menschen«. Unterdessen wurde die Folterpein fortgesetzt; das Blut quoll in reichen Strömen aus den Seiten des heil. Martyrers, sein Angesicht blieb heiter, so daß der Richter sagte: Du empfindest die Peinen noch wenig, wie ich sehe! Der hl. Martyrer erklärte ihm sogleich diese Erscheinung: »Es ist wahr, denn der Herr ist mit mir!« Der Statthalter ließ die Folterpein sofort vermehren, obwohl er deren Wirkungslosigkeit klar erkannte. Diese Erkenntniß gab ihm folgenden Kniff ein: Du möchtest sterben, sprach er, weil du fürchtest, wegen der Kirchengelder bestraft zu werden, welche du für dich behalten hast, statt sie an die Staatskasse abzugeben. Wohlan, du sollst straflos bleiben, und diese Gelder behalten dürfen, wenn du den Göttern opferst. Ich selbst werde mich beim Kaiser für dich verwenden. Der Heilige entgegnete darauf mit Muth und Würde: »Behaltet euer Gold und euer Silber zu eurem Verderben! Ich bin Niemanden etwas schuldig; nur das Eine bin ich schuldig, daß ich Gott ein [458] reines Gewissen darbringe, und dafür bitte ich Ihn, daß Er mir an seinen Verheißungen einen Antheil gewähren möge.« Dummer Mensch, antwortete Julianus, laß dich lehren und rette dein Leben! bekam aber zur Antwort: »Bekehre du vielmehr dich selbst zu dem lebendigen Gott. welchen du verleugnet hast, um deine Seele zu retten, welche du verloren hast.« Jetzt wurde die Folter mit neuer Grausamkeit fortgesetzt, indem der Tyrann zu ihm sagte: Deine Thorheit ist unheilbar, weil du dem todten Gekreuzigten lieber gehorchst, als dem Kaiser! Auf diese Lästerung des Renegaten sprach der hl. Martyrer: »Du weißt sehr gut, daß dieser Gekreuzigte, wie du Ihn mit Verachtung nennst, dich selbst, Unglücklicher, und deinen Kaiser am Tage des Gerichtes in die Hölle stürzen wird.« Julianus entgegnete spottweise: Einstweilen will ich dich brennen lassen; was nachher geschieht, macht mir keine Sorge. Er ließ also zwei brennende Fackeln herbeibringen und an die Seiten des hl. Martyrers legen. Nachdem es geschehen war, erhob derselbe die Augen zum Himmel und betete: »Herr, Gott, Allmächtiger, der Himmel und Erde und Alles was darin ist, erschaffen hat, Erlöser der Welt, schenke deinem Diener, der für deinen Namen diese Schmerzen leidet, die oft verheißene Hoffnung, und zeige den Gottlosen deine Stärke, damit Alle erkennen mögen, daß du denen, die dich fürchten, deinen Beistand schenkest, und Qualen denen, die dich verleugnen, so daß Dein Name, der hochgepriesen ist in Ewigkeit, verherrlicht werde.« Auf dieses Gebet stürzten die Peiniger mit ihren Fackeln zu Boden. Der Richter ließ ihnen aufhelfen, und befahl ihnen, die Brennung fortzusetzen, aber sie baten, Andere zu beordern, da ihnen vier Engel erschienen wären und sie mit dem Tode bedroht hätten, falls sie fortfahren würden, den Bekenner Jesu Christi zu quälen. Das taugte dem Richter so wenig, daß er sie sogleich ins Meer stürzen ließ. Der Heilige sprach ihnen Muth zu: »Gehet ihr voran, meine Brüder, ich folge euch nach zum Herrn; wenn ich den Feind vollends besiegt habe, wird Er mir die Siegespalme schenken!« Wer ist der Feind? wer gibt dir den Sieg? herrschte ihn Julianus an, der weder Feind noch Unterlegener sein wollte. Der hl. Theodoretus antwortete: »Der Feind ist der Teufel; ihr seid seine Soldaten, die Siegespalme aber verleiht der Herr Jesus Christus, der Erlöser der Welt.« Julianus sagte: Elendester! wie kannst du von einem Menschen, der vor 300 Jahren, wie wir Alle wissen, aus einem Weibe geboren wurde, sagen, Er sei der Schöpfer und Wiedervergelter? Der hl. Martyrer sagte: »Du bist freilich nicht würdig, das Wort Gottes zu hören. Aber die Diener Gottes, welche hier gegenwärtig sind, könnten meinen, wenn ich es nicht thue, du habest mich widerlegt. Höre, was du verloren hast! Gott, der Alles gemacht hat durch sein Wort, hat sich des Menschengeschlechtes erbarmt, hat denjenigen, welche Er dem Aberglauben huldigen, Götzenbildern dienen sah, sein Wort gesendet, das im Leibe der Jungfrau die menschliche Natur an sich genommen hat, da Er als Gott unsichtbar gewesen wäre, und so hat Christus freiwillig gelitten und uns das Heil geschenkt. Dieses Heil hast du verloren!« Hiemit war der Kampf entschieden. Der Richter gab sich zwar den Anschein, daß dieses »Wortgefecht« keinen Eindruck mache, aber trotzdem wurde er sich selbst untreu und sprach das Todesurtheil über den heil. Martyrer. Dieser verkündete in prophetischem Geiste sein und des Kaisers schmachvolles Ende, und empfing mit Danksagung gegen Gott, der ihm Standhaftigkeit verliehen. den Todesstreich. Der Statthalter starb kurz darauf eines erschrecklichen Todes; den Kaiser ereilte das gleiche Schicksal im Kampfe mit den Persern. Der hl. Martyrer Theodoretus steht in Frankreich im Bisthum Nimes, besonders aber zu Uzes, wo er Schutzheiliger der bischöflichen Kirche ist, und daher von Einigen irrig zu den Bischöfen dieser Stadt gezählt wird, und zu Chateauneuf (Vaucluse) in Verehrung.
Buchempfehlung
Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«
94 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro