Ulphia, S.

[603] S. Ulphia (Ulfia), V. (31. Jan. al. 16. Mai, 23. Oct.). Diese Heilige hat sehr verschiedene Namen: Ulphia, Vulfia, Wulfia, Vulfa, frz. Ulfe, Ulphe, Hulphe, Offe, Olfe, Olphe, Oulfe, Ouffe etc. Ihre Eltern und ihr Geburtsort sind unbekannt. Von Kindheit an befliß sie sich unbefleckter Reinigkeit und beschloß, zur Jungfrau herangewachsen, als ihr verschiedene Eheanträge gemacht wurden, mit Zustimmung ihrer Eltern aus Liebe zu Jesus als Jungfrau zu leben und zu sterben. Sie begab sich zu diesem Ende von ihrer Heimat weg in eine Einöde an den Ufern der Noye bei Amiens, wo auch der hl. Diacon und Einsiedler Domitius6 lebte. Er war weder Priester (Mart. Rom.). noch Bischof (Molanus), hatte aber zu Amiens ein Kanonikat begleitet, dem er in seinen alten Tagen freiwillig entsagte, um sich in der Einöde auf den Tod zu bereiten. Durch seine Lehren und Beispiele ward die heil. Jungfrau auf dem Wege der Vollkommenheit immer weiter geführt, wanderte alle Nacht in Begleitung ihres geistlichen Vaters nach Amiens, um daselbst den Vigilien beizuwohnen, und empfing auf seine Empfehlung durch den Bischof Christian den jungfräulichen Schleier. Als der hl. Domitius bald darauf schwer erkrankte, verpflegte sie ihn mit kindlich aufopfernder Liebe bis zu seinem seligen Ende. Schon [603] bei Lebzeiten wurde sie von den Leuten jener Gegend als Heilige verehrt. Ihre Schülerin Aurea wurde Vorsteherin eines Kloster zu Amiens. Als die Heilige gestorben war, verbreitete sich um ihre Leiche ein lieblicher Wohlgeruch. Ihr Leib ward zuerst in ihrer Zelle begraben, aber am 16. Mai 1279 in der Kathedrale zu Amiens beigesetzt. In der Kirche des von ihr gestifteten Klosters Paraclet wurde sie als Patronin verehrt. Diese Kirche wurde erst im J. 1835, um für die Napoleonsstraße Raum zu gewinnen, abgebrochen. (II. 1121–1124 u. Guerin).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 603-604.
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