[638] 5S. Valentinus, Presb. M. (14. Febr.). Dieses heil. Priesters und Martyrers gedenken alle Martyrologien. Sein Leiden und Tod fällt in das J. 209, also in die Verfolgung des Kaisers Claudius. Gegen seine »Acten« hat Baron. Einwendungen erhoben, welchen aber die Boll. jedes Gewicht absprechen. Dennoch kann aus innern und äußern Gründen über ihre Unächtheit kein Zweifel aufkommen. Nur das Martyrium dieses hl. Priesters überhaupt steht fest. Ebenso gewiß ist der Ort, an welchem er für den Glauben starb. Er litt nämlich zu Rom vor dem Flaminischen[638] Thore (Porta di Popolo), an der gleichnamigen durch Etrurien und Umbrien nach Rinimi führenden Straße. Dieß bezeugte Jahrhunderte lang die ihm hier geweihte Kirche mit seinen Reliquien. Als erster Erbauer derselben wird der hl. Papst Julius bezeichnet. Nach ihm wurde Papst Theodor ihr neuer Begründer, während seine Nachfolger sie mit Geschenken reichlich bedachten. Im 17. Jahrh. sah man aber nur mehr ihre Ruinen. Aus seinen »Acten« entnehmen wir folgendes: Beim ersten Verhöre sprach der Kaiser unter Anderm: Ich höre deine Weisheit rühmen, sehe dich aber in eitelm Aberglauben befangen. Darauf antwortete der Heilige: »Wüßtest du die Gabe Gottes, so würdest du und deine Regierung dich freuen, deine Götzen zerbrechen, und den Einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels, der Erde, des Meeres und dessen was darin ist und seinen eingebornen Sohn Jesum Christum bekennen.« Als ein Beisitzender fragte, was er von den Göttern Jupiter und Mercur halte, gab er zur Antwort, sie seien schlechte und weichliche Menschen gewesen, was ihre Genealogie beweise. Da sagte jener, er sei ein Lästerer der Götter und der Republik. Der Kaiser, welchen er zum Glauben an Jesus Christus und zur Reue über das unschuldig vergossene Christenblut ermahnte, sprach zu den Umstehenden: Höret doch, Bürger von Rom, welche vernünftige Lehre von diesem Manne vorgetragen wird! Der Präfect Calpurnius aber rief aus: Fürst, du bist durch diese falsche Lehre verwirrt. Urtheilet. ob es recht ist, daß wir verlassen was wir von Kindheit an verehrt und angebetet haben. Der Kaiser übergab nach dieser Rede den heil. Priester dem Calpurnius und sprach: Höre ihn geduldig an; sollte seine Rede nicht vernünftig sein, so verfahre mit ihm, wie es die Gesetze gegen Gotteslästerer vorschreiben; ist seine Forderung aber vernünftig, so gebe man ihr Gehör. Calpurnius übergab nun den Valentinus dem Obersten Asterius und dieser nahm den Heiligen mit in seine Wohnung. Nachdem dieser in das Haus eingetreten war, betete er knieend: »Gott, du Urheber aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge, du Schöpser des Menschengeschlechtes, der du deinen Sohn, den Herrn Jesus Christus gesandt hast, um uns von dieser Welt zu erlösen und uns von der Finsterniß zum wahren Lichte zu führen, der uns den Befehl gegeben hat: Kommet Alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken; bekehre diese Familie, und gib ihr Licht statt der Finsterniß, damit sie dich erkenne als den Herrn und Christus in der Einigkeit des heiligen Geistes in Ewigkeit! Amen.« Als Asterius dieses hörte, sprach er zu Valentinus: Ich wundere mich, daß du die Rede Christus sei das Licht, für Weisheit achtest. Valentinus erwiederte: »Fürwahr, Jesus Christus, der vom heiligen Geiste aus Maria der Jungfrau geboren wurde, ist das wahrhafte Licht, das Jeden, der in diese Welt kommt, erleuchtet!« Asterius antwortete: Ob er jeden Menschen erleuchtet, und ob er Gott ist, will ich jetzt erproben oder deine Betrügerei vernichten. Ich habe eine Adoptivtochter, die ich von ihrer Kindheit an liebe; diese verlor vor zwei Jahren das Augenlicht: ich will sie dir vorführen; wird sie geheilt werden, dann werde ich Alles thun, was du mir vorschreibst. Valentinus sprach: »Führe sie immerhin im Namen unsers Herrn Christi zu mir.« Asterius brachte das blinde Mädchen. Valentinus erhob seine Hände zum Himmel und sprach mit thränenden Augen: »Herr, allmächtiger Gott, Vater unsers Herrn Jesu Christi, Vater der Barmherzigkeit, der du deinen Sohn, unsern Herrn gesandt hast, daß Er uns aus der Finsterniß zum wahren Lichte führe dich rufe ich unwürdiger Sünder an, der du willst, daß Alle gerettet werden und Niemand zu Grunde gehe, damit Alle erkennen, daß du Gott bist und der Vater und Schöpfer aller Dinge; der du dem Blindgebornen die Augen öffnetest, und den schon modernden Lazarus aus dem Grabe erweckt hast; dich rufe ich an, der du das wahre Licht bist, und der Herr aller Fürsten und Mächte, damit nicht mein Wille geschehe, sondern der deine, an dieser deiner Dienerin; würdige dich sie zu erleuchten mit dem Lichte deiner Erkenntniß.« Dann legte er seine Hände über ihre Augen und sprach: »Herr Jesus Christus! erleuchte diese deine zukünftige Dienerin, weil du Gott, das wahre Licht bist.« Als er dieses gesagt hatte, öffnete sie die Augen und sah. Asterius [639] fiel sogleich dem hl. Valentinus zu Füßen und sprach mit seiner Tochter: Bei Christus, durch den wir das Licht erkannt haben, beschwören wir dich, thue mit uns das, wodurch unsere Seelen gerettet werden. Valentinus antwortete: »Wenn ihr von ganzem Herzen glaubet, so zerbrechet alle Götzen, fastet, verzeihet allen Beleidigern, und jeder von euch lasse sich in seinem Bekenntnisse taufen zur Seligkeit.« Hierauf ließ Asterius viele Christen, die er in Verwahrung hatte, frei. Nach drei Tagen, welche dem Unterrichte in den Heilswahrheiten, verbunden mit Gebet und Fasten gewidmet waren, taufte Valentinus den Asterius mit seinem ganzen Hause, worauf der Bischof Calixtus (von Ostia?) sie heimlich besuchte, und Allen es waren ihrer 44 Seelen, die Firmung ertheilte. Als der Kaiser Claudius dieses erfuhr, ließ er Alle, die im Hause waren, gefangen nehmen. Den Priester Valentinus ließ er mit Prügeln schlagen und am 14. Febr. d.J. 269 an der Flaminischen Straße enthaupten. Eine fromme Matrone, Savinella mit Namen, begrub ihn an dem Orte seiner Enthauptung. So die Legende. Ehedem führte die Porta Flaminia (jetzt Popolo) den Namen des Heiligen. Seine Reliquien befinden sich (Piazza I. 160) in verschiedenen Kirchen Roms, besonders in St. Prassede. Abgebildet findet er sich, wie er durch Handauflegung die blinde Tochter des Asterius heilt. Manchmal liegt ein Epileptischer zu seinen Füßen. Oft trägt er, als Priester gekleidet, nur das allgemeine Kennzeichen des Martyriums, Palme und Schwert. (II. 701–754.)