[649] S. Vasius, M. (16. Apr.) Dieser heil. Martyrer stammte nach der Legende von sehr begüterten Eltern aus der Landschaft Saintonge (territorium Santonense). welche ihm große Reichthümer hinterließen. Der junge Mann besuchte sehr fleißig die Kirche, und als er einst in der Predigt die Worte des Apostels hörte: »Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist; denn wer die Welt liebt, in dem ist die Liebe des Vaters nicht!« verkaufte er seine Kostbarkeiten und vertheilte den Erlös unter die Armen. Dieß verübelten ihm seine Verwandten und stellten ihn deßhalb zur Rede. Umsonst erklärte er ihnen, daß er mit seinem Besitzthum thun könne was er wolle; sie rissen vielmehr, besonders ein gewisser Proculus und dessen Sohn Naumachins (Namantius) seine sämmtlichen Güter mit Gewalt an sich. Der Heilige stellte deßhalb Klage beim Gothenkönige Alarich, welcher den strengen Auftrag ergehen ließ, ihm, als dem rechtmäßigen Besitzer, seine Güter zurückzugeben. Dieser Beschluß des Königs brachte die räuberischen Verwandten so sehr in Wuth und Haß, daß sie ihn grausam ermordeten, um d. J. 490 Naumachius befahl nun seinen Dienern, den Leichnam an einen verborgenen Ort hinzuwerfen, allein die Knechte kamen nicht vom Platze; sie wollten ihn hierauf verbrennen, allein auch dieses gelang ihnen nicht. – Während die Knechte den Leichnam verbrennen. wollten, gab sich Naumachins ausgelassener Freude hin. Plötzlich aber empfand er furchtbare Leibesschmerzen und alle seine Eingeweide entleerten sich. Ein frommer Mann, Namens Franco, begrub aber den Leichnam am Flusse Charente. Da bald bei dem Grabe viele wunderbare Heilungen stattfanden, wurde über demselben im J. 589 eine Kirche und dabei ein Kloster erbaut. Allmählich entstand um dasselbe das Städtchen St. Vaise am rechten Ufer der Charente zwischen Saintes und Taillebourg. Wie bei Guerin berichtet ist, befanden sich in der Umgegend mehrere auf seinen Namen geweihte Kirchen. (II. 423.)