[821] B. Wolbodo (Volbodo), Ep. Conf. (21. al. 30. Apr.). Dieser sel. Bischof von Lüttich ruht in der St. Lorenzkirche zu Lüttich, wo ihm im J. 1656 ein großartiges[821] Mausoleum errichtet wurde. Ein Mönch des gleichnamigen Klosters, Namens Reiner, ist sein frühester Lebensbeschreiber. Er blühte um das J. 1130, und schöpfte aus ältern Lebensbeschreibungen, welche jetzt nicht mehr vorhanden sind. Der heil. Bischof war von vornehmem Geschlechte in Flandern geboren und wahrscheinlich zu Utrecht unter der Aufsicht frommer Väter erzogen und in Wissenschaften unterrichtet. Es bedurfte bei ihm keinerlei Nöthigung; man konnte aus seiner jugendlichen Gottesfurcht darauf schließen, wie rein und gut sein späteres Leben sein würde. Der gute Schüler wurde nachher der beste Lehrer (magister scholarum) und bald auch Dompropst an der Kathedrale zu Utrecht. In diesen Aemtern zeigte er sich gegen die Alten als Sohn, gegen Altersgenossen als Bruder, gegen Jüngere als Vater. Kaiser Heinrich II., der Heilige, zählte ihn zu seinen Freunden, und machte ihn zu seinem Hofkaplan. Als sich durch den Tod Baldrich's im J. 1017 der bischöfliche Stuhl von Lüttich erledigte, wurde der hl. Wolbodo zu dessen Nachfolger ernannt, und von dem hl. Erzbischofe Heribert von Cöln consecrirt. Als Bischof weidete er seine Heerde, das Erbtheil Christi, in Reinheit des Herzens mit Weisheit und Ueberlegung. Er suchte zu diesem Behufe vor allem selbst fromm zu sein, um Andere leichter zur Frömmigkeit anleiten zu können. Im Almosen geben war er so eifrig, daß er den Armen, wenn die andern Hilfsquellen erschöpft waren, die Geräthschaften seines Zimmers schenkte, und hiefür selbst nächtliche Ausgänge nicht scheute. Seine Kämmerer und Ministerialen mußten dann diese Gegenstände in der Regel wieder heimkaufen. Manche Nächte brachte er schlaflos zu, von einer Kirche zur andern gehend, und dieß sogar zur Winterszeit, so daß seine Füße öfter ganz wund waren. Auch von seiner bischöflichen Tafel bekamen die Kranken und Armen reichlich und gut, während er sich mit Wenigem und Geringem begnügie. Als er einmal nach Cöln reiste, wo der Kaiser Weihnachten hielt, gab er vorher die üblichen Geschenke als Almosen hin, und stieg dafür in dem kaiserlichen Wohlwollen so sehr, daß er eine Vermittlung zwischen dem Kaiser und dem Erzbischofe Heribert mit dem besten Erfolge übernehmen konnte. Das folgende Osterfest feierte der Kaiser in Lüttich, und übertrug ihm bei dieser Gelegenheit den Ausbau und die Obsorge des neu errichteten St. Jakobsklosters, wofür er ihm bedeutende Geldmittel zur Verfügung stellte. Um die Osterzeit des J. 1021 erkrankte W. so schwer, daß er die Nähe seines Todes fühlte. Sogleich traf er die nöthigen Vorbereitungen. Auf dem Boden liegend, welchen er mit schlechten Decken, einem Cilicium und darüber gestreuter Asche hatte belegen lassen, las und betete er unaufhörlich, und erwartete mit Sehnsucht den Augenblick, in welchem er vor dem Angesichte seines Herrn sollte erscheinen dürfen. Jedermann hatte freien Zutritt zu dem kranken und sterbenden Oberhirten; bis ans Ende wollte er seine liebe Heerde um sich sehen. Gleichwohl unternahm es der Teufel, ihn in den letzten Tagen noch zu schrecken, aber der hl. Bischof kannte keine Furcht, indem er sich mit geweihtem Wasser besprengte, und das Zeichen des hl. Kreuzes, das Kenn- und Ruhmeszeichen der Rechtgläubigen, über sich machte, sprach er: »Weiche, unglücklicher Bewohner der Finsterniß, ich habe mit dir nichts zu schaffen, denn mein Antheil ist Christus im Lande der Lebendigen!« Darauf erschien ihm der hl. Bisthumspatron Laurentius und kündete ihm an, daß er am nächsten Donnerstag bei ihm sein würde. Wirklich verschied er am Donnerstag der nächsten Woche nach Empfang der heil. Wegzehrung und letzten Oelung unter beständigen Gebeten, während welcher er das Crucifix umklammerte und küßte, zur Erbauung aller Anwesenden. Am folgenden Tage wurde er in der St. Lorenzkirche beigesetzt. (II. 850–864.)