Capillarität

[789] Capillarität, Haarröhrchenwirkung, bezeichnet die physikalische Eigenschaft sehr enger Röhrchen (Capillarröhrchen oder Haarröhrchen), darin bestehend, daß wenn dieselben an beiden Enden offen, in eine sie benetzende Flüssigkeit (z.B. Glasröhrchen in Wasser) gestellt werden, die Flüssigkeit innerhalb derselben über das Niveau der äußern Flüssigkeit hinaufsteigt. Es beruht dies auf der anziehenden Wirkung der innern Wand der Röhre auf die Flüssigkeit, welche die Cohäsion der dünnen Flüssigkeitssäule überwiegt. Werden hingegen solche Röhrchen in eine sie nicht netzende Flüssigkeit gestellt (z.B. Glasröhrchen in Quecksilber), so geschieht das Gegentheil, die Flüssigkeit in Röhrchen bleibt unter dem Niveau der äußern. Auf dieser Eigenschaft der Haarröhrchen beruht die Aufsaugungskraft poröser Körper, des Schwamms, Zuckers, Fließpapiers, Aufziehen des flüssigen Talgs oder Oels in die Dochte, das Aufwärtssteigen der Flüssigkeit in einen Sandhausen auf nassen Boden od. in porösen Steinen (feuchte Mauern).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 789.
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